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Bis in den Tod

Bis in den Tod

Titel: Bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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danach, dass man auch ihn nicht nur bewundert, sondern wirklich mag. Er ist manipulativ, ja, aber er ist der festen Überzeugung, dass er der Menschheit mit seiner Entwicklung einen großen Dienst erwiesen hat. Einen Dienst, mit dem er obendrein auch noch zu Reichtum gelangen will.«
    »Vielleicht hat er in seiner Begeisterung einfach nur übertrieben.« Hatte er selbst nicht mit ganz ähnlichen Worten die Manipulation von Roarke entschuldigt? Vielleicht habe ich mich einfach hinreißen lassen, hatte er gesagt. »Und vielleicht beherrscht er das Gerät nicht so gut, wie er denkt.«
    »Das ist natürlich möglich. Davon abgesehen liebt er seine Arbeit, und er wollte das Ergebnis unbedingt persönlich testen. Sein Ego verlangt, dass er mit eigenen Augen zumindest teilweise mit ansieht, was er verursacht hat.«
    Er war nicht mit uns in der verdammten Besenkammer, dachte Eve, fürchtete jedoch, dass sie die Bedeutung von Miras Worten durchaus verstand: Durch die Art, wie er sie angesehen hatte, als sie wieder auf die Party zurückgekommen war, durch sein zufriedenes Lächeln hatte er sich als Mitwisser gezeigt. »Das ist nicht gerade das, was ich hören will.«
    »Ich weiß. Hören Sie mir bitte trotzdem weiter zu.« Mira stellte ihre Tasse ab und beugte sich nach vorn. »Tief in seinem Innern ist dieser Mann ein Kind, ein emotional unterentwickeltes Genie. Seine Vision und seine Musik sind für ihn realer und vor allem wichtiger als Menschen, obwohl er Menschen nicht verachtet. Alles in allem konnte ich keine Beweise dafür finden, dass er seine Freiheit und vor allem die Freiheit, sich nach Belieben auszudrücken, aufs Spiel setzen würde, indem er einen oder gar mehrere Morde begeht.«
    Weniger aus Durst als vielmehr aus Reflex nippte Eve an ihrem Tee. »Und wenn er einen Komplizen hatte?«, fragte sie in Gedanken an Feeneys Theorie.
    »Das wäre natürlich möglich. Doch er ist niemand, der die Lorbeeren für seine Arbeit freiwillig mit einem anderen teilt. Trotzdem braucht er Bewunderung und vor allem Geld. Es wäre also möglich, dass er, falls er irgendwann während der Entwicklungsphase Hilfe gebraucht hätte, eine Partnerschaft eingegangen wäre.«
    »Aber warum hat er den anderen dann nicht längst an uns verpfiffen?« Eve schüttelte den Kopf. »Er ist ein Feigling, von einem Komplizen hätte er uns umgehend erzählt. Wenn es einen .Komplizen gäbe, nähme er die Sache nie im Leben freiwillig allein auf sich.« Wieder hob sie die Tasse an die Lippen und spann den Gedanken weiter. »Was, wenn er von seinen Erbanlagen her bereits ein gestörtes Sozialverhalten hätte? Er wäre intelligent genug, um diesen Wesenszug vor anderen zu verbergen, und eventuell ist seine Offenheit ja auch nur aufgesetzt.«
    »Sie meinen, dass er möglicherweise bereits bei seiner Empfängnis zum Verbrecher abgestempelt worden ist?« Beinahe hätte Mira verächtlich geschnaubt. »Ich halte nicht viel von dieser Theorie. Die Erziehung, das soziale Umfeld, die Ausbildung, das, was wir selbst an moralischen Grundsätzen für uns übernehmen, sind das, wodurch wir zu den Menschen werden, die wir sind. Wir kommen weder als Monster noch als Heilige auf die Welt.«
    »Aber es gibt Experten auf diesem Gebiet, die glauben, dass es so ist.« Eine dieser Expertinnen, dachte Eve, hatte ihr in diesem Fall sogar ihre Hilfe zugesagt.
    Mira, die offensichtlich wusste, was sie dachte, konnte nicht verhehlen, dass sie ein wenig gekränkt war. »Falls Sie mit Dr. Ott über diese Sache reden wollen, können Sie das natürlich tun. Sie freut sich sicher darüber.«
    Eve war sich nicht sicher, ob sie zusammenzucken sollte oder besser lächelte. Mira klang nur sehr selten derart schlecht gelaunt. »Ich habe Ihre Fähigkeiten damit nicht in Frage stellen wollen, Doktor. Aber ich brauche einfach etwas, um den Typen festzunageln, und das, was Sie mir sagen, reicht leider nicht aus.«
    »Lassen Sie mich Ihnen sagen, was ich von der Theorie der vorgeburtlichen Prägung halte, Lieutenant. Meiner Meinung nach handelt es sich dabei schlicht und einfach um einen Versuch, Dinge zu erklären, die nicht zu erklären sind. Schließlich ist es leicht zu sagen, ich konnte nichts dazu, dass ich das Gebäude in Brand gesteckt und dadurch Hunderte von Menschen umgebracht habe. Ich wurde halt als Brandstifter geboren. Oder aber, ich konnte es nicht ändern, ich musste diese alte Frau wegen einer Hand voll Kreditchips totschlagen. Schon meine Mutter hat geklaut.«
    Es machte sie

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