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Bis in den Tod

Bis in den Tod

Titel: Bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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mit Methoden zur Beeinflussung individueller Hirnströme experimentiert hat. Ich stimme Ihnen zu, dass er dafür zur Rechenschaft gezogen werden muss. Aber was den Zwang zum Selbstmord angeht, kann ich Ihren Verdacht in meinem Gutachten nicht einwandfrei bestätigen.«
    »Na super.« Eve wirbelte auf dem Absatz herum. Dank Reeannas Behandlung und des kurzen Nickerchens war sie wieder völlig fit, vielleicht sogar ein wenig überdreht. »Ohne Ihre Unterstützung kann ich Whitney und vor allem dem Staatsanwalt die Sache nicht verkaufen.«
    »Ich kann meinen Bericht nicht abändern, nur damit er Ihnen passt.«
    »Das habe ich auch nicht von Ihnen verlangt.« Eve wedelte frustriert mit den Händen in der Luft, ehe sie sie wieder in die Hosentaschen schob. »Was, um Himmels willen, passt an ihm denn nicht? Der Kerl ist derart größenwahnsinnig, dass selbst ein Blinder es sofort erkennt.«
    »Ich stimme Ihnen zu, dass er von seiner Persönlichkeitsstruktur übertrieben ich-bezogen ist und dass er vom Temperament her Kritik an sich als Künstler gar nicht oder zumindest nur sehr schwer erträgt.« Mira seufzte leise auf. »Ich wünschte, Sie würden sich setzen. Ich werde bereits müde, wenn ich Ihnen beim Herumlaufen zusehe.«
    Stirnrunzelnd warf sich Eve in einen Sessel. »So, ich sitze. Und jetzt erklären Sie mir die Sache genauer.«
    Unweigerlich musste Mira lächeln. Eve verfügte über eine bewundernswerte Zielstrebigkeit und Energie. »Wissen Sie, Eve, ich kann einfach nicht verstehen, weshalb Ihnen Ihre Ungeduld derart gut zu Gesicht steht. Und wie Sie es trotz dieser Ungeduld noch schaffen, bei Ihrer Arbeit derart gründlich zu sein.«
    »Ich bin nicht hier, um mich von Ihnen analysieren zu lassen, Doktor.«
    »Ich weiß. Trotzdem würde ich mir wünschen, Sie wären endlich zu regelmäßigen Therapiesitzungen bereit. Aber das ist ein Thema, über das wir ein andermal reden sollten. Sie haben meinen ausführlichen Bericht, aber zusammenfassend ist zu sagen, dass der von mir begutachtete Mann egozentrisch ist, eine stark übertriebene Selbsteinschätzung hat und sein asoziales Verhalten grundsätzlich dadurch rechtfertigt, dass er ein Künstler ist. Davon abgesehen ist er tatsächlich brillant.«
    Dr. Mira schüttelte den Kopf. »Er hat ein wirklich hervorragend funktionierendes Gehirn. Die Skalen der Standard-Intelligenztests hätten für die Bewertung beinahe nicht gereicht.«
    »Wie schön für ihn«, murmelte Eve. »Vielleicht sollten wir sein Hirn auf Diskette abspeichern und ihm ein paar Dinge suggerieren.«
    »Ihre Reaktion ist durchaus verständlich«, erklärte Mira milde. »Die Natur des Menschen sperrt sich gegen jede Art der Gedankenkontrolle. Selbst Süchtige reden sich regelmäßig ein, es wäre nicht ihre Sucht, sondern ihr freier Wille, der ihr Tun beherrscht.« Sie ließ ihre Schultern kreisen. »Auf alle Fälle hat der von mir begutachtete junge Mann die bewundernswerte, ja sogar überraschend ausgeprägte Fähigkeit, Dinge zu visualisieren und logisch zu verknüpfen. Dieser Fähigkeit ist er sich nicht nur bewusst, sondern sie erfüllt ihn auch mit großem Stolz. Unter der charmanten Oberfläche verbirgt sich – um Ihren wenig wissenschaftlichen Ausdruck zu verwenden – tatsächlich ein kleines Arschloch. Aber trotzdem kann ich ihn unmöglich guten Gewissens zum Mörder abstempeln.«
    »Ihr Gewissen ist mir in dieser Sache vollkommen egal.« Eve knirschte mit den Zähnen. »Er war in der Lage, ein Gerät zu entwickeln, mit dem sich das Verhalten bestimmter Individuen direkt beeinflussen lässt. Ich habe vier Tote, die, wie ich glaube – nein, wie ich sicher weiß – durch subtile Suggestion dazu bewogen worden sind, Selbstmord zu begehen.«
    »Logischerweise sollte es eine Verbindung zwischen diesen Fällen geben.« Mira lehnte sich zurück und bestellte eine zweite Tasse Tee. »Aber der Kerl, den Sie festgenommen haben, zeigt keinen Hass auf die Gesellschaft oder einzelne Menschen.« Obgleich sie beide wussten, dass Eve kein Verlangen danach hatte, reichte sie ihr die Tasse mit dem nach Jasmin duftenden Getränk. »Bisher gibt es für diese Morde kein eindeutiges Motiv, aber wenn Sie tatsächlich erzwungen worden sind, bin ich als Psychologin der festen Überzeugung, dass jemand mit einem Hass auf die Gesellschaft dafür verantwortlich ist.«
    »Und weshalb kann das nicht Jess Barrow sein?«
    »Er hat Menschen gern«, kam die schlichte Antwort. »Und er sehnt sich geradezu verzweifelt

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