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Bis ins Koma

Titel: Bis ins Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Blobel
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Das hat ihn schon ein bisschen enttäuscht, denn immerhin hatte er 22 Drehtage, und seine Rolle, wenn jetzt auch noch klein, soll doch mal wichtig werden! Irgendwann soll er Ronjas Lover werden! Obwohl sie Halbgeschwister sind! Crazy …
    Miranda nimmt ihm den Bildband aus der Hand und blättert. Dann schlägt sie eine Doppelseite auf und hält sie strahlend hoch. »Hier!«
    »Cool«, sagt Mauki. »Zeig mal her.« Er nimmt Miranda das Buch aus der Hand. Studiert das Foto. Strahlt Marvel an. »Geil. Du mit Foto im Internet. Das ist dein Durchbruch.«
    Marvel legt Miranda die Hand auf die Schulter. »Danke.«
    Miranda stellt sich auf die Zehenspitzen - sie ist einen Kopf kleiner als Marvel - und küsst ihn auf die Backe. »Da nicht für«, sagt sie, »hat Spaß gemacht. Ich will übrigens einen Fanklub für dich gründen, online. Mal sehen, wie das klappt.«
    Marvel starrt Miranda an. Sie glüht richtig vor Begeisterung. »So was machst du?«, fragt er verblüfft.
    »Klar, das ist doch irre, wenn man jemanden so gut kennt und der ist plötzlich beim Film. Aber wenn man berühmt werden will, muss man auch was dafür tun. Deshalb der Fanklub!«
    »Hey, ich weiß doch gar nicht, ob ich berühmt werden will.«
    »Natürlich willst du das. Alle Schauspieler wollen das.«
    »Ach ja? Und wieso?«
    »Weil alle, die Schauspieler werden, ein Problem mit ihrem Ego haben.«
    Marvel grinst. Das geht ihm jetzt ein bisschen zu weit. »Ein
Problem mit ihrem Ego? Du meinst also, ich hab ein Problem mit meinem Ego?«
    Miranda lächelt ihn nur an, als wisse er das selbst doch viel besser. »Du stehst übrigens auf der Besetzungsliste an neunter Stelle«, erklärt sie. »Darf ich?« Sie nimmt den Jungs das Album wieder aus der Hand und blättert eine Seite auf. »Hier, da stehst du. Max - gespielt von Marvin Keller.« Sie zeigt Marvel die Seite.
    Marvel sieht, dass sie hinter seinen Namen ein kleines rotes Herz gemalt hat. Gut, dass seine Mutter in diesem Augenblick in die Hände klatscht und ruft: »Es geht gleich los!«
    Alle stürmen ins Wohnzimmer und augenblicklich herrscht eine erwartungsvolle Stille im Raum. Miranda steht neben Marvel, verstohlen schiebt sie ihre Hand in seine. Sie hat kleine Hände, merkt Marvel.
    »Schickes Kleid«, murmelt er, obgleich er das Gegenteil meint. Aber seine Mutter hat ja gesagt, er soll immer nett zu den Nachbarn sein.
    »Danke«, flüstert Miranda, »hat meine Tante genäht.« Sie sieht richtig glücklich aus.
     
    Die Szene, in der er schließlich gegen Ende der ersten Folge auftaucht, ist die Szene an der Currywurstbude. Das ist natürlich keine richtige Currywurstbude gewesen, sondern nur eine Kulisse. Das Sonnenlicht ist auch kein echtes Licht, sondern kommt von den Scheinwerfern.
    Aber jedenfalls ist es die Szene, wo er zum Bezahlen ganz cool seine Geldbörse aus der rechten Gesäßtasche ziehen will, stutzt, an sich hinunterschaut, die andere Gesäßtasche abklopft, dann die Jackentaschen, vorne rechts und links, wie er seine Jacke auszieht, umstülpt, immer mit diesem Grinsen, das immer mehr in Fassungslosigkeit übergeht - das muss man erst mal
spielen können! -, bis der Wurstbudenbesitzer, dem langsam die Geduld reißt, schließlich giftet: »Na, kein Geld dabei?«, so als wolle er sagen: Euch Schlawiner kenn ich doch.
    Und dann musste Marvel eben die Ratlosigkeit mimen, die komplette ehrliche Überraschung. Er musste superehrlich rüberkommen, als er sagte: »Die Schweine haben mich beklaut!« Und der Currywurstbudenbesitzer konterte: »Ach ja? Ich weiß, dass Schweine Allesfresser sind, aber dass sie Euros fressen, hab ich noch nie gehört.«
    Wenn man ganz ehrlich ist, dann war das mehr eine Szene für den Currywurstbudenbesitzer als für ihn, Marvel, in der Rolle des Max. Andererseits musste er mehr Reaktionen zeigen, mehr spielen. Jedenfalls hat Biggi ihm das erklärt. »Das ist deine allererste Szene im Film«, hat sie gesagt, »und es gibt Zuschauer, die entscheiden in den ersten drei Sekunden, ob sie diesen Typen leiden können oder nicht. Das ist deine Chance, Marvel!«
    Und er hat sie genutzt! Jedenfalls kommt es ihm an diesem Abend so vor. Alle applaudieren spontan und rufen Bravo!
    Seine Mutter umarmt ihn und Mirandas Vater schlägt ihm noch mal auf die gleiche Stelle, wo er jetzt wahrscheinlich einen blauen Fleck hat.
    Bully & Co sind sowieso begeistert.
    »Cool, Mann, echt!«, sagt Bully und lässt seine Bierflasche gegen Marvels Bierflasche klingeln.
    »Bin gespannt,

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