Bis Mittwoch unter der Haube
Je ruhiger er blieb, desto wütender wurde Vanessa. Wieso war ihm das während der Zeit mit ihr nie aufgefallen?
»Frauen wie sie sind erst glücklich, wenn sie deine Seele besitzen. Du wirst dir noch wünschen, du hättest mich gebeten, deine Frau zu werden.« Die Viper trat einen Schritt zurück.
Er beugte sich zu ihr, damit nur sie seine Antwort hören konnte. »Ich wünsche mir nur eines, Vanessa: nämlich dass ich Samantha schon vor dir kennengelernt hätte.« Das war gemein, aber er hatte genug von dem Gift, das seine Ex gegen seine Frau versprühte.
Anstatt ihm ihren Drink ins Gesicht zu schütten, tat Vanessa etwas völlig Unerwartetes. Sie verzog die Lippen zu einem süßen, ahnungsvollen Lächeln. »Herrje! Das Mädchen liegt dir tatsächlich am Herzen. Na wunderbar. Genieß den Schmerz, Blake!« Damit ließ sie ihn stehen.
Blake verlängerte seinen Aufenthalt in New York bis zum Mittwoch. Das hätte Samantha noch viel weniger gefallen, wenn sie sich fitter gefühlt hätte. Aber sie nutzte die Zeit für einen Besuch bei ihrer langjährigen Ärztin und Vertrauten. Sie wollte sich ein praktischeres Verhütungsmittel besorgen.
Samantha saß auf der Behandlungsliege und rieb sich die Arme. Ihr war kalt. Der Stress wegen ihrer Ehe und die Sorge um ihre Schwester raubten ihr den Schlaf und den Appetit.
Ein kurzes Klopfen signalisierte die Ankunft von Dr. Luna. Sie war Mitte vierzig und Samantha ging schon seit ihrem Umzug an die Westküste zu ihr. Sämtliche Antibiotika, die sie je im Leben genommen hatte, hatte Dr. Luna ihr verschrieben, und sie hatte ihr auch beim Tod ihrer Mutter beigestanden.
»Da bist du ja. Wir haben uns schon gefragt, wann du endlich auftauchst.«
»Hi Debbie.« Auf Förmlichkeiten verzichteten sie schon lange und Samantha fiel es deshalb umso leichter, in Dr. Lunas Praxis zu kommen.
Debbie umarmte sie kurz, dann setzte sie sich auf einen Rollhocker. »Schön, dich zu sehen.«
»Im Augenblick steht mein Leben ziemlich Kopf.«
»Kann ich mir vorstellen. Es kommt nicht oft vor, dass mich das Gesicht einer Patientin aus einer Boulevardzeitung anlacht. Ich kann gar nicht fassen, dass du jetzt verheiratet bist. Ich wusste ja noch nicht mal, dass du mit jemandem zusammen bist.«
»Blake und ich haben nicht lange gefackelt.« Das war zwar nicht gelogen, entsprach aber auch nicht völlig der Wahrheit. Doch bislang hatte der Satz als Antwort immer ausgereicht. »Ich bin hier, weil ich mir die Pille verschreiben lassen möchte. Unter anderem.«
Debbie lächelte. »Kein Problem. Wenn du mal damit angefangen hast, wirst du dich sicher bald fragen, warum du nicht viel früher darauf gekommen bist.«
Sie unterhielten sich eine Weile über die Vor- und Nachteile der Pille, dann fragte Debbie: »Und was hast du sonst noch auf dem Herzen?«
»Ich weiß nicht, ich fühle mich in letzter Zeit so schlapp. Erst dachte ich, ich wäre vielleicht nur faul und die Flitterwochen wären einfach zu schön. Aber ich habe kaum noch Appetit und bin viel müder als sonst.«
Debbie machte sich ein paar Notizen. »Hattest du Fieber?«
»Nein.«
»Husten?«
»Auch nicht.«
»Übelkeit, Erbrechen, Verdauungsprobleme?«
»Manchmal ist mir ein bisschen flau im Magen. Aber ich glaube, das kommt davon, dass ich so wenig esse.«
»Hmmm.« Debbie nahm das Stethoskop vom Hals, hörte Samanthas Lunge ab und sagte dann: »Leg dich hin.«
Samantha streckte sich auf der Liege aus und Debbie betastete ihren Bauch. »Tut das weh?«
»Nein.«
»Wann war deine letzte Periode?«
Samantha schaute zur Decke. »Die nächste müsste bald kommen.«
»Ich habe nach deiner letzten gefragt.«
»Keine Ahnung. Wirklich regelmäßig hatte ich sie ja nie.« Plötzlich hatte Samantha einen Klumpen im Magen.
Debbie legte den Kopf schief. »Wie habt ihr denn verhütet?«
»Ich bin nicht schwanger.«
»Das behaupte ich auch nicht.«
Samantha setzte sich auf. Sie konnte unmöglich noch länger still liegen. »Mit Kondomen. Und zwar jedes einzelne Mal. Wir haben etliche Schachteln geleert.« Sie lachte nervös auf.
»Bei Kondomen liegt die Schwangerschaftsrate bei zwei Prozent.«
»Debbie, ich bin nicht schwanger.«
Die Ärztin tätschelte Sam den Arm und reichte ihr einen Becher. »Wo die Toilette ist, weißt du ja. Lass uns erst mal eine Schwangerschaft ausschließen, damit wir nach anderen Gründen für dein Unwohlsein suchen können.«
Samantha sprang von der Liege. Sie versuchte, nicht auf das leise Zittern ihrer
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