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Bis unter die Haut

Bis unter die Haut

Titel: Bis unter die Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Hoban
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tun, aber das heißt noch lange nicht, dass ich verantwortlich sein will, wenn dir irgendwas passiert.«
    Plötzlich hat Willow eine Eingebung. »Und wenn ich mit dir ins Bett gehe«, sagt sie, »lässt du mich dann in Ruhe?«
    Guy schweigt einen Moment lang, dann sieht er sie an. Er wirkt vollkommen ruhig. Willow hat das schreckliche Gefühl, dass er abwägt, ob er sie anziehend genug findet, um auf ihr Angebot einzugehen.
    Und was, wenn er es tut?
    Im Gegensatz zu ihm ist sie alles andere als gelassen. Ihr Herz pocht genauso schmerzhaft wie vorhin, als sie ihm über den Campus hinterhergerannt ist. Sie kann nicht glauben, was sie da gerade gesagt hat. Würde sie wirklich so weit gehen …?
    Und wenn schon? Wäre das wirklich so viel anders als die Rasierklinge?
    »Darf ich dich was fragen?«, sagt er schließlich.
    »Okay.« Willow nickt. Sie ist sich sicher, dass er wissen will, ob sie noch Jungfrau ist oder schon …
    »Hast du jetzt komplett den Verstand verloren?«
    Ja.
    »Ich meine das völlig ernst«, stößt er hervor, ohne auf ihre Antwort zu warten. »Bist du verrückt, oder was? Und außerdem«, er kickt einen kleinen Stein weg, »wie kommst du eigentlich auf die Idee, dass ich das überhaupt wollen würde?«
    Das Gefühl der Demütigung ist fast genauso stark wie ihre Erleichterung. Ihr wäre nie in den Sinn gekommen, dass er es nicht wollen könnte.
    »Na ja, ich dachte nur … immerhin bist du ein …«
    »Halt den Mund«, fällt er ihr ins Wort. »Ich will nichts mehr hören.«
    Einen Moment lang sagt keiner von ihnen etwas. Guy wendet den Blick ab und starrt geradeaus. Willow weiß nicht, was sie als Nächstes tun soll. Vielleicht sollte sie einfach aufstehen und nach Hause gehen. Doch noch während sie darüber nachdenkt, wendet er ihr wieder den Kopf zu.
    »Warum tust du das? Kannst du mir das wenigstens erklären? Warum tust du dir das an?«
    »Wie kommst du auf die Idee, mich so was zu fragen? Wie kommst du auf die Idee, dass ich überhaupt mit dir darüber reden wollen würde ?«, äfft sie ihn nach. Sie versucht so viel Gehässigkeit wie möglich in ihre Stimme zu legen. Zu tief sitzt die Scham darüber, ihm dieses absurde Angebot gemacht zu haben, aber auch das demütigende Gefühl, dass er sie so einfach zurückgewiesen hat.
    »Ha, ha!« Er lacht humorlos. »Mit mir schlafen würdest du, aber reden natürlich nicht!« Fassungslos schüttelt er den Kopf. Plötzlich wird ihr bewusst, dass er immer noch ihre Hand hält. Und obwohl er sie gerade zutiefst gedemütigt hat, obwohl er eben noch dafür gesorgt hat, dass sie sich wie eine Vollidiotin vorkommt, widerstrebt es ihr, ihre Hand zurückzuziehen.
    »Was mach ich denn jetzt mit dir?« Guy spricht die Worte zwar laut aus, aber es ist offensichtlich, dass er sie mehr zu sich selbst sagt als zu ihr. »Eigentlich hatte ich ein echt cooles Schuljahr vor mir. Ich hab keine Zeit für … Herrgott, ich hab keinen Bock auf so was!«, murmelt er wütend vor sich hin.
    Willow muss lachen. Glaubt er vielleicht, sie?
    »Was gibt es da zu lachen?«, fragt er aufgebracht. »Findest du das vielleicht witzig?«
    Sie zuckt mit den Schultern. »Oh, na klar, dass meine Eltern gestorben sind, ist echt wahnsinnig witzig .«
    Ein beschämter Ausdruck huscht über sein Gesicht. »Wie …? Darf ich dich fragen … wie genau es passiert ist? Wann … wann der Unfall war?«
    Es ist nicht das erste Mal, dass sie jemand danach fragt, wobei es das nicht leichter macht, darauf zu antworten. Aber sie weiß es zu schätzen, dass er die Frage so vorsichtig formuliert.
    »Ich … ich habe … ich habe am Steuer gesessen. Und es ist ungefähr sieben Monate her«, sagt sie tonlos.
    »Hast du da überhaupt schon deinen Führerschein gehabt?«, fragt Guy stirnrunzelnd.
    »Was?« Diesmal ist sie diejenige, die überrascht ist. Das war nicht die Reaktion, die sie erwartet hat. »Äh, nein. Nur den vorläufigen, aber meine Eltern saßen ja mit im Auto, also, was spielt das für eine Rolle?«
    »Na ja, das …«
    »Hör zu«, unterbricht sie ihn. »Ich möchte wirklich nicht darüber sprechen, okay? Es fällt mir nicht leicht.« Sie schüttelt den Kopf. Nicht leicht … Was für eine Untertreibung.
    »Das verstehe ich.« Er dreht ihren Unterarm sanft nach oben und betrachtet das Blut, das mittlerweile getrocknet ist. »Ich kann ungefähr nachempfinden, wie schwierig das für dich sein muss, aber das ist doch keine Lösung, oder?«
    »Niemand, der es nicht selbst erlebt hat, kann es

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