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Bis unter die Haut

Bis unter die Haut

Titel: Bis unter die Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Hoban
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Sie fällt fast vom Stuhl, als sie sich zur Seite lehnt, um besser aus dem Fenster schauen zu können. »Falscher Alarm, sorry.«
    »Wonach hast du dir denn so den Hals verrenkt?« Guy schaut ebenfalls aus dem Fenster.
    »Ich dachte, ich hätte Laurie vorbeigehen sehen, besser gesagt, Lauries neue rote Schuhe«, erklärt Willow und setzt sich wieder gerade hin. »Sie wollte sich heute Nachmittag neue Schuhe kaufen und sie morgen zur Schule anziehen.«
    »Und das soll interessanter sein?«
    »Und ob. Aber sie war es ja nicht, also vergiss es einfach wieder.«
    »Jetzt verstehe ich gar nichts mehr – du warst mit ihr Shoppen?«
    »Nein.« Sie seufzt. »Sie und Chloe waren auf dem Weg in die Stadt, um Shoppen zu gehen, und ich wollte in dieses Antiquariat, das wir … das du so magst. Also sind wir ein Stück zusammen gelaufen.«
    »Das, in dem ich Traurige Tropen gekauft hab?« Guy ist plötzlich wieder ganz Ohr. »Und, hast du dir dort irgendwas geholt?«
    »Nein«, antwortet sie nach kurzem Zögern. »Nichts.«
    »Schade. Hätte ich gewusst, dass du hingehst, wäre ich mitgekommen. Hast du was Bestimmtes gesucht?«
    Willow denkt an ihren gescheiterten Masterplan. Das Buch hat sie nicht bekommen und jetzt kann sie David nachher nichts geben als eine nicht bestandene Klausur. Toll. Aber die bekommt er ganz bestimmt nicht zu sehen.
    »Willow?«
    »Tut mir leid, ich war nur …« Sie nimmt ihren Rucksack und holt die Arbeit heraus, wobei sie sorgfältig darauf achtet, dass Guy nicht die Tüte sieht, in der Der Sturm steckt. »Hier. Die muss ich David geben, damit er sie unterschreibt.« Sie reicht das Heft an Guy weiter. »Aber das kann ich nicht. Also muss ich seine Unterschrift fälschen oder mir sonst irgendwas einfallen lassen.« Sie stochert in ihrem Erdbeerkuchen herum und schiebt den Teller dann von sich.
    »Das muss eine komplett neue Erfahrung für dich sein«, meint Guy, während er die rote Sechs betrachtet.
    »Das kannst du laut sagen.«
    »Du musst die Unterschrift abpausen, wenn es nicht nach Mädchenhandschrift aussehen soll.« Er hebt das Papier gegen das Licht. »Und dafür ist das Papier zu dick.« Er reicht ihr den Test zurück. »Ich hab nicht vergessen, was du mir im Park erzählt hast, aber ich glaube, dass du die Situation falsch einschätzt. Meinst du nicht, dass du ihm die Arbeit einfach geben kannst? Okay, du bist durchgefallen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er deswegen zusammenbrechen wird. Er unterschreibt sie einfach, und du versprichst ihm, dich in Zukunft mehr anzustrengen. Wo ist das Problem?«
    »Das Problem liegt darin, dass er jetzt meine Arbeiten unterschreiben muss. Es geht gar nicht mal so sehr um die Note, sondern darum, dass …« Willow schüttelt hilflos den Kopf. Keiner versteht es, keiner kapiert , worum es eigentlich geht. »Du findest es wahrscheinlich süß, was?«, sagt sie schließlich vorwurfsvoll.
    »Süß?«, fragt Guy verwirrt.
    »Ich meine, dass er solche Sachen für mich macht … Arbeiten unterschreiben, elterliche Verantwortung für mich übernehmen und so weiter.«
    »Süß?«, wiederholt er ungläubig. »Spinnst du? Hör zu, ich glaub schon, dass ich mir ungefähr vorstellen kann, wie hart die Situation für euch beide ist, aber trotzdem denke ich …«
    »Ich hab dir was gekauft«, unterbricht sie ihn plötzlich.
    »Du hast … Was denn?«
    Willow schließt kurz die Augen und ist selbst erstaunt darüber, dass sie ihre Meinung doch geändert hat. Jetzt gibt es kein Zurück mehr.
    »Im Antiquariat.« Sie holt die Tüte aus dem Rucksack und schiebt sie ihm über den Tisch zu.
    Bedächtig zieht Guy das Buch heraus. Sie wartet darauf, dass er enttäuscht aussieht, verwirrt, weil sie ihm so ein altes, zerfleddertes …
    »Cool! Und dann auch noch mit diesen ganzen Anmerkungen am Rand – das ist das Beste an solchen alten Büchern«, sagt Guy, während er begeistert durch die Seiten blättert. »Ich versuch mir dann immer vorzustellen, was das wohl für ein Mensch gewesen ist, der es vor mir gelesen hat.« Sein Blick bleibt an einer von Prosperos Reden hängen. »Eigentlich muss ich im Moment so viel für die Schule tun, dass ich gar keine Zeit hab, es sofort zu lesen, aber weißt du was? Scheiß drauf, ich will wissen, warum das dein Lieblingsstück von Shakespeare ist. Hey, das echt ist total nett! Vielen Dank! Das hättest du wirklich nicht tun müssen.«
    »Wollte ich aber«, sagt Willow so leise, dass sie sich nicht sicher ist, ob er es überhaupt

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