Bis zum bitteren Ende
warst. Da unten geht irgend etwas Wichtiges vor. Ich mußte mich ziemlich ins Zeug legen, nur um in ihr lokales Gitter zu decken.«
»Gib mir einen Tip, was da vorgeht.«
»Ich will verdammt sein, wenn ich das weiß, Quecksilber. Tausende von Leuten haben sich um die Teocalli und die Ausgrabungsstätte versammelt. Eines ist jedenfalls sicher. Es ist nicht der bevorzugte Ort für einen diskreten Run.«
»Zur Kenntnis genommen, Jane«, sagte Ryan. »Aber wir haben keine andere Wahl. Ich brauche Lethe jetzt. Er ist irgendwie in die Ereignisse verwickelt, die an der Ausgrabungsstätte stattfinden, ebenso wie ich. Wir müssen Lethe, Harlekin und das Drachenherz zusammenbringen, und zwar bald, sonst wird die ganze Welt darunter leiden.«
»Das sieht dir gar nicht ähnlich, Quecksilber. Ich meine, vom bevorstehenden Weltuntergang und diesem ganzen Drek zu reden.«
Ryan lächelte. »Vielleicht nicht, Jane, aber Dunkelzahn hat mir gesagt, daß es bei dieser Mission um das Überleben der Metamenschheit geht. Und ich weiß, was ich auf den Metaebenen empfunden habe - Grauen, Jane. Grauen und Entsetzen, wie ich es in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt habe. Und auch Angst.«
»Es erschreckt mich, so etwas aus deinem Mund zu hören, Quecksilber.«
»Das sollte es auch, Jane. Wie würde es dir gefallen, den Rest deiner Tage als gefolterter Konzernbürger von Aztechnology zu verbringen? Vielleicht von Wesen kontrolliert, die so fremdartig sind, daß sie von Schmerzen und Leid leben.«
»Ich stelle die Daten zusammen, die ich über San Marcos gesammelt habe«, sagte Jane. »Wir können mit dem Run beginnen, sobald ihr bereit seid.«
»Gut. Wenn Harlekin bis heute abend noch nicht erwacht ist, beginnen wir den Run ohne ihn.«
»Bleibt noch Zeit, die Anlage undercover zu infiltrieren?« fragte Jane.
»Keine Chance. Der Run muß heute nacht über die Bühne gehen.«
»Was schlägst du also vor?«
Ryan dachte einen Augenblick nach. Er befand sich an dem Kreuzungspunkt, wo die Festungsmauer auf den Damm traf. Er hatte die Insel einmal ganz umrundet. »Wir brauchen diese anderen Runner«, sagte er. »Sie können für eine Ablenkung sorgen, so daß Assets hineinkommt, Burnout befreit und wieder verschwindet.«
»Ich arrangiere das über ihren Schieber«, bestätigte sie. »Es ist am besten, wenn sie glauben, daß es ein unabhängiger Run ist. Sie sollten nichts über unsere Pläne erfahren, falls sie gefangen und verhört werden.«
Ryan ging die Steintreppe an der Innenwand hinab und dann durch den Hof und in das Château. Er wollte nach Harlekin sehen. »Es ist eine ziemliche Ironie des Schicksals«, bemerkte Ryan. »Wir wollen den Mann retten, den ich so lange töten wollte. Bis vor kurzem.«
Jane lachte. »Ja. Der Dolch der Ironie ist sehr scharf.«
Ryan näherte sich Grind, der den Eingang zum Ritualgemach bewachte. Die schwarzen Haare und der Bart des Zwergs waren nur wenig dunkler als seine Haut. »Hallo, Ryan«, sagte Grind, der die schwere Maschinenpistole - eine Ares Alpha - mit dem dritten Arm hielt, der aus seiner Brust ragte.
»Irgendwelche Neuigkeiten?« fragte Ryan.
Grind schüttelte den Kopf. »Nada. Harlekin ist immer noch weggetreten. Axler ist mit Talon und Foster drinnen.«
»Quecksilber?« ertönte Janes Stimme aus seinem Armbandkom. Sie hatte noch nicht aufgelegt.
Ryan hob die Hand. »Ja, Jane?«
»Ich bekomme gerade einen Anruf von Nadja.«
»Stell ihn durch.«
Janes Züge verschwanden von dem winzigen Bildschirm und machten Nadjas Gesicht Platz, das einen sehr ernsten Ausdruck hatte.
»Ryan«, begann sie. »Aina ist bei mir. Wir sind jetzt zu euch unterwegs.«
»Ihr kommt hierher?«
»Das ist die beste Möglichkeit zu helfen«, erklärte sie.
»Aber...«
»Mach dir keine Sorgen, Ryan. Ich habe meine eigene Sicherheitstruppe bei mir.«
Ryan holte tief Luft und tadelte sich im stillen. Er liebte Nadja und würde sich immer Sorgen machen, aber er wußte, daß sie auf sich selbst aufpassen konnte. »Tut mir leid«, sagte er. »Wann werdet ihr eintreffen?«
»In vier Stunden.«
Ryan griff sich an sein Herz. »Das ist eine Ewigkeit.«
Nadja schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln. Dann sagte sie: »Aina will mit dir reden.«
»Natürlich.«
Das Bild auf dem winzigen Bildschirm wechselte wieder und zeigte jetzt das Gesicht einer Elfe mit dunkelbrauner Haut. Ihr weißes Haar war kurz geschnitten und lag eng am Kopf an, was ihr ein ernstes Aussehen verlieh. »Ich habe von Ihnen gehört,
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