Bis zum bitteren Ende

Titel: Bis zum bitteren Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jak Koke

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Kern stimmt es«, sagte Ryan.
    »Was soll ich tun?«
    »Wir müssen Lethe ausfindig machen. Thayla wurde getötet, aber sie hat uns gesagt, daß Lethe in der Lage sei, das Herz zu benutzen.«
    Eine Pause trat ein, als Jane nachdachte. »Drek«, sagte sie. Dann: »Lethe müßte noch bei Burnout sein.«
    »Hast du irgendwelche Hinweise darauf, wohin er gebracht wurde?«
    Jane seufzte. »Meine Smartframes haben die Hubschrauber bis zur Aztechnology-Arcologie in Atlanta verfolgt, aber ich hatte keine Zeit für einen Versuch, in ihre Hosts zu decken, um festzustellen, ob ich noch mehr herausfinde. Ich nehme an, daß sie ihn irgend wann wieder in ihr Heimatland verfrachtet haben, aber wir haben es mit einem Megakonzern zu tun. Alles ist möglich.«
    Ryan schüttelte den Kopf. »Ich hätte diesen Run nach Aztlan doch planen sollen.«
    »Ich finde Burnout, Quecksilber. Wie viele Cyberzombies gibt es, die von einem Geist besessen sind? Er läßt sich nur schwer verstecken.«
    Ryan lächelte. »Danke, Jane. Es ist wichtiger, als du glaubst.«
    »Ich mache mich sofort an die Arbeit.« Sie unterbrach die Verbindung.
    Talon richtete sich abrupt auf und schüttelte den Kopf. Foster rührte sich nicht.
    »Ich glaube nicht, daß wir ihn finden«, sagte er. »Wir waren an der Brücke. Foster kannte den Weg, weil sie schon einmal dort war. Aber wir haben dort keine Spur von ihm gefunden, und wir wären beinahe angegriffen worden.«
    Talon schauderte. »Dieser Ort ist böse«, sagte er. »Ich hätte nie gedacht, das einmal über irgend etwas zu sagen. Ich dachte immer, solche absoluten Begriffe wie Gut und Böse gäbe es nicht. Aber wenn das Böse existiert, habe ich es gerade gespürt.«
    »Warum ist Foster nicht wach?« fragte Ryan.
    »Sie kennt diesen Ort besser als ich. Sie hat wenig Hoffnung, wollte aber noch weitersuchen.«
    Ryan nickte. »Danke, Talon.«
    »Ich würde ihr gern helfen«, meinte Talon. »Sie ist verzweifelt darauf bedacht, ihn zu finden.«
    »Nein«, widersprach Ryan. »Ich brauche dich hier, falls Aztechnology uns Leute auf den Hals hetzt. Aber ich kenne jemand anders, der Harlekin vielleicht helfen kann.«
    Talon nickte, dann stand er auf und reckte sich.
    Ryan hob sein Armbandkom, gab Nadjas private LTG-Nummer ein und wartete ein paar Sekunden, während es an Nadjas Ende klingelte. In Washington war es mitten in der Nacht.
    Als sie antwortete, blieb der Bildschirm dunkel. »Hallo?«
    »Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe, mein Schatz«, sagte Ryan. »Aber ich rufe aus einem äußerst wichtigen Grund an.«
    »Ryan, alles in Ordnung mit dir?« Die Besorgnis in ihrer Stimme schlug eine Saite in seinem Herzen an.
    »Mir geht es gut, aber Harlekin schwebt in Lebensgefahr. Ich will, daß du mit seiner Freundin Aina Kontakt aufnimmst. Sie ist vielleicht die einzige, die mächtig genug ist, um ihn zu retten.«
    Der winzige Bildschirm an seinem Armbandkom flackerte auf. Nadja lächelte und strich sich eine Haarsträhne aus den Augen. Ihr Haar war vom Schlaf zerzaust, ein Rattennest dunkler Strähnen. »Ich kümmere mich sofort darum.«
    Ryan nickte. »Danke.«
    Als sie auflegte, wandte Ryan sich um und warf einen Blick auf Harlekins leblosen Körper. Ich hoffe, Aina trifft rechtzeitig hier ein, dachte er. Selbst wenn ich Lethe finde, wäre es ohne Harlekin wesentlich schwerer, Darke aufzuhalten.
    Vielleicht sogar unmöglich.

22

    Die ersten rosafarbenen Sonnenstrahlen streiften die wenigen Wolken über der Teocalli von San Marcos. Lucero kniete auf der harten elektrischen Oberfläche des Locus und beobachtete den langsam heller werdenden Himmel. Sie hatte alle Hoffnung verloren. Sie war ihr entzogen worden wie Körperwärme von einem nassen Handtuch und hatte sie zitternd zurückgelassen. Mit einem Gefühl der Verzweiflung und Einsamkeit trotz der hektischen Aktivität überall ringsumher.
    Tiefe volltönende Trommelschläge hallten jetzt über den Berghang oberhalb des Sees. Die Trommler in den Bäumen rings um den alten Turm des Vergnügungsparks waren wie Eingeborene des Dschungels gekleidet. Auf ihrer nackten Brust leuchtete Körperfarbe, und sie trugen Federn und Kopfschmuck, Lendentücher und Ledersandalen.
    Der Rhythmus der Trommeln bildete einen musikalischen Teppich für das Ritual, das Señor Oscuro und die Blutmagie-Gestalt ausführten. Das Ritual zog die vieltausendköpfige Menge an, elektrisierte sie mit magischer Hypnose.
    Sie kamen wie Schafe näher.
    Nach dem Angriff des Cyberzombies war Oscuro