Bis zum bitteren Ende
die Tropfen flogen von all den Stellen, wo sie gelandet waren, durch die Luft. Die Fontäne kehrte sich um, eine Zusammenballung von Lebensenergie, die sich über dem Berg ihrer inneren Organe sammelte.
Was tut er mir an?
Ein gräßliches Gefühl senkte sich über sie, und sie mühte sich zu entkommen. Die starken Schmerzen ignorierend, wehrte sie sich gegen das Manageflecht, das die Gestalt über ihr gewoben hatte. Sie kämpfte dagegen an mit allem, was sie hatte.
Es war nicht genug.
Ihre Seele sank unaufhaltsam zurück in das Blut und die Gedärme, die bis vor kurzem noch ein Teil von ihr gewesen waren. Als ihre Seele in der physikalischen Welt auftauchte, von Oscuros gräßlicher Magie in diese Manifestation gezwungen, roch sie sich selbst. Gestank und Widerwärtigkeit wie eine Mischung aus Erbrochenem, Unrat und Tod.
Er will mich als Blutgeist behalten!
Sie stand dort vor Oscuro. Kochend vor Wut. Sie wollte ihn zerfetzen.
Er war jedoch ihr Beschwörer, und er beherrschte sie mit seiner Magie. Sie war an ihn gebunden und gezwungen, ihm zu gehorchen.
Die Menge hatte sich versammelt, um zuzuschauen, und jetzt sah Lucero ihre Seelen und ihre Auren anstelle ihrer Körper. Sie sah sie alle hypnotisiert vor sich stehen, mit ausdruckslosem Blick und leerer Resignation.
Sie sind alle wie Lämmer, die auf die Schlachtbank warten.
Haß überflutete sie. Ihre Todesqualen hatten ein wenig nachgelassen, wenngleich ihre Nervenenden noch immer beharrlich ein Schmerz durchzuckte, als habe ihr jemand die Haut vom Körper abgezogen. Und als sie an sich herabschaute, sah sie, daß sie keine Haut besaß. Sie war lediglich eine Masse geronnenen Blutes, die mit triefenden Innereien und inneren Organen vermischt war, welche in ihr trieben wie Fleischstücke in einem animierten Eintopf.
»Du bist jetzt an mich gebunden, Lucero Débil.
Mein Verbündeter.« Oscuros Miene drückte reinste Schadenfreude aus. »Mein Sklave.«
Lucero konnte die Macht und Autorität seiner Worte nicht leugnen. Sie wußte, daß er recht hatte. Sie war seine Sklavin, jetzt und bis zu seinem Tod. Während sie darüber nachdachte, wurde sie immer wütender.
Kurz vor dem Tor zur Freiheit zurückgerissen in diese Existenz der Knechtschaft. Was sie war, stieß sie ab. Wie konnte sie so existieren?
Lucero schlug vor Wut zu, jäh und mit ehrfurchtgebietender Kraft. Sie konnte Oscuro nichts anhaben, aber sie konnte andere töten. Sie würden für ihre glückliche, bedeutungslose Existenz büßen. Für ihr jämmerliches Leben der Einfachheit.
Ihr Angriff manifestierte sich als riesiger Arm aus Blut, der sechs Personen in die Luft warf und auf dem Locus zerschmetterte. Töte sie, dachte sie. Töte sie, weil sie gedankenlos Oscuro gehorchen. Töte sie, weil sie keine Schmerzen leiden. Töte sie, weil sie nicht ich sind.
Töte sie alle.
Lucero schlug immer wieder zu und schlachtete Dutzende unschuldiger, jämmerlicher Metamenschen ab, verspritzte ihr Blut auf den Locus und führte ihm Lebensenergie zu. Sie wußte, was Oscuro jetzt tat. Das Blutmana würde auf die Metaebenen weitergeleitet und die Brücke verlängern. Aufgrund des Locus, der Gestalt und Tausender metamenschlicher Opfer, die sich hier versammelt hatten, würde das Ende nicht lange auf sich warten lassen.
Sie haßte jetzt alles. Sie haßte, was sie geworden war. Sie haßte, was sie tat, verachtete sich, weil sie es nicht geschafft hatte, Thaylas Licht zu erreichen und sich die Vergebung zu holen. Sie haßte, daß sie dabei half, die Tzitzimine in diese Welt zu bringen.
Ihr Haß trieb sie dazu an zu töten, was sie mit äußerster Hingabe tat. Und als sie erschöpft war und kein Blut mehr vergießen konnte, schwelte der Haß in ihr weiter. Doch ringsumher wurde das Töten zum schweren Schlag der Trommeln fortgesetzt.
In einem organisierten Massenmord.
25
Ryan trug die erschöpfte Jane Foster die steinerne Wendeltreppe hinauf in die zentralen Halle. Grind hatte den Koch gebeten, etwas zu essen zuzubereiten, und der Duft erfüllte das Château und ließ Ryans Magen knurren. Knoblauch, Champignons und warmes Brot, vielleicht Pasta. Ryan konnte nicht genau sagen, was es war, aber es roch verdammt gut.
Foster war für eine Minute wach gewesen, in der sie berichtet hatte, daß es ihr nicht gelungen sei, Harlekin zu finden, bevor sie vor Schwäche zusammenbrach. Talon hatte ihre Aura untersucht, einen Heilzauber für sie gewirkt und ihren Zustand für stabil erklärt. Nach einer Portion
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