Bis zum bitteren Tod (German Edition)
ab. Die US-Verfolger konzentrierten sich danach lediglich auf den schmalen Öresund und den Großen Belt, denn durch eine dieser Wasserstraßen musste das Boot, wenn es die Ostsee verlassen wollte.
Und richtig: Kapitän Abad war pünktlich zur Stelle. Die Amerikaner konnten daraufhin mitverfolgen, wie das Boot die gebirgige Südküste Norwegens passierte und dann um Schottland herum Kurs auf den Atlantik nahm. Die Route durch den Ärmelkanal wäre sehr viel schneller gewesen, aber die Amerikaner wussten, dass Abad die niemals nehmen würde. So beobachteten sie, wie die Kilo abtauchte, die schottische Küste umfuhr und schließlich den offenen Atlantik ansteuerte, vorbei an der nordirischen Küste und hinaus in Richtung des Rockall-Felsens.
Die Planer im Atlantic Command der US-Navy gingen davon aus, dass die Kilo durch die Straße von Gibraltar das Mittelmeer und daraufhin den Nordeingang des Suezkanals anlaufen würde, die kürzeste Route zum Golf von Oman. Sie lagen richtig. Fast. Denn die Kilo drehte plötzlich nach Norden ab, und als die Amerikaner sie das nächste Mal erfassten, lag sie direkt vor der libanesischen Küste, 20 Kilometer westlich von Beirut.
Sie behielten sie weiter im Auge und nahmen mit Interesse wahr, dass am Dienstagnachmittag, dem 3. Juli, ein syrischer Hubschrauber einen Passagier auf dem Boot absetzte. Kapitän Abad hatte bereits Kurs nach Westen genommen. Die Amerikaner hatten keinen Schimmer, wohin zum Teufel dieses U-Boot unterwegs war und welche Absichten sein Kommandant verfolgte .
Am Mittwoch, dem 4. Juli, erfassten sie gegen Mitternacht das Boot, als es zum Schnorcheln auftauchte. Die Operationszentrale der Cheyenne wusste auf etwa zehn Meter genau, wo sich die Kilo befand.
An diesem Samstagabend lag das US-U-Boot etwa 50 Seemeilen südlich der sardischen Hafenstadt Cagliari. Seine Aufgabe war es, die Kilo aufzuspüren und ihr bis zur Straße von Gibraltar zu folgen. Draußen im Atlantik, in wirklich tiefen Gewässern, würde dann ein anderes Atom-U-Boot die Verfolgung übernehmen.
Es war noch nicht definitiv entschieden, ob die Kilo versenkt werden sollte, die Meinungen im Weißen Haus und Pentagon gingen allerdings in diese Richtung. Es gab einige Hitzköpfe unter der Navy-Admiralität, die sie liebend gern bereits im Mittelmeer auf Grund geschickt hätten. Was sie davon abhielt, war der hohe Schiffsverkehr, der hier herrschte.
Schiffe aus Nordafrika, Spanien, Frankreich, Italien und Großbritannien, Kriegsschiffe, Frachter, Tanker und Kreuzfahrtschiffe bevölkerten diese Ecke des Meeres. Daher zog es die Admiralität vor, das Feuer in der weiten, tiefen Anonymität des Atlantiks zu eröffnen, wo nicht unzählige Augen auf die verräterischen Anzeichen eines U-Boots gerichtet wären, das gerade von einem Mark-48-Torpedo in zwei Teile zerrissen wurde.
Kapitän Abad wusste von alldem natürlich nichts, wusste noch nicht einmal, dass man mitbekommen hatte, dass er nicht mehr vor Beirut lag, und er konnte sich mit Sicherheit auch nicht vorstellen, dass seinem frisch überholten Boot Tod und Verderben drohten.
Die Iraner hatten Marsala längst hinter sich gelassen, bis sie überhaupt bemerkten, dass die Cheyenne in diesen Gewässern patrouillierte. Die Kilo war auf Periskoptiefe, der Schnorchel befand sich über der Wasseroberfläche, als Commander Hank Redfords Sonar eine positive Identifizierung vornahm. Die Cheyenne rückte näher.
9.00 Uhr, Samstag, 7. Juli
Dublin, Irland
Shakira Rashud wartete auf dem St. Stephen’s Square auf das Taxi. Dreieinhalb Tage hatte sie im Shelbourne Hotel zugebracht, was ihr ziemlich lang erschien, sogar für ein so scheues Mädchen wie Maureen Carson aus Michigan, das mehrere Jahre zuvor in Bay City an den Ufern des Huronsees verstorben war.
Das hatte Shakira erfahren, als man ihr den zweiten gefälschten US-Pass überreicht hatte. Gott allein wusste, wie die Fälscher an die Daten gekommen waren, aber irgendwie hatten sie es geschafft. Und soweit es das Shelbourne Hotel betraf, hatte diese Maureen Carson soeben ausgecheckt, nachdem sie während ihres gesamten Aufenthalts das Gebäude kaum verlassen hatte.
Es hatte ihr im Shelbourne gefallen. Sie hatte dort jeden Abend gegessen und sich einmal sogar mit einem fröhlichen Iren um die 60 am Nachbartisch unterhalten, der extra für das Irish Derby in die Stadt gereist war, das millionenschwere traditionelle Pferderennen, das jedes Jahr Anfang Juli ausgetragen wurde.
Shakira hatte
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