Bis zum bitteren Tod (German Edition)
zurücklegen, entferne ich mich ein Stück weiter von Brockhurst.«
»Wann, meinst du, wird man die Leiche finden?«
»Wahrscheinlich am Morgen. Wenn einer der Hotelgäste losfährt. So um acht Uhr, nehme ich an. Ich hoffe nur, sie schreiben es einem Mörder aus der Gegend zu und konzentrieren ihre Suche auf Brockhurst.«
»Du willst also direkt zum Logan?«
»Ja, ich denke schon. Und dann nehme ich den ersten Flug nach Europa.« Nicht einmal Fausi durfte ihren Bestimmungsort erfahren. Was ihm natürlich klar war.
»Shakira, ich werde dich vermissen. Es war anstrengend, aber schön.«
Shakira hatte diese beiden Adjektive noch nie zusammen gehört. Sie musste lachen. »Hübsch formuliert, Fausi. Ich glaube, du sprichst noch besser Englisch als ich. Was einiges heißt, weil ich wirklich gut bin.«
»Danke, Mrs. Rashud«, erwiderte er. »Das Kompliment nehme ich dankend an.«
Es waren noch 75 Kilometer bis zur Abzweigung nach Washington, die sie um 1.45 Uhr erreichten. Sie fuhren an der Stadt vorbei und folgten der I-95, die scharf nach Osten bog, vorbei an den Außenbezirken von Alexandria, und dann auf der Woodrow Wilson Memorial Bridge über den Potomac nach Maryland.
Von dort aus ging es weiter nach Osten, direkt vorbei an der Andrews Air Force Base und dann, ironischerweise, nach Norden in Richtung der National Security Agency in Fort Meade.
Gegen 2.30 Uhr hatten sie Washington hinter sich und befanden sich auf dem Weg nach Baltimore. Um 3.15 Uhr lag auch diese Stadt hinter ihnen, und sie steuerten die Gegend um Philadelphia an. Kurz vor Tagesanbruch überquerten sie bei Trenton den Delaware und befanden sich nun auf dem New Jersey Turnpike in Richtung New York und den scheinbar endlosen Highways durch die Wälder New Englands.
Nördlich von New Brunswick hielten sie an, um aufzutanken und einen Kaffee zu trinken, bevor sie die George Washington Bridge überquerten. Bereits um 5.30 Uhr setzte der Berufsverkehr ein, aber noch immer kamen sie gut voran. Fausi überquerte den Hudson mit Höchstgeschwindigkeit, raste nördlich an Manhattan vorbei und auf dem New England Thruway weiter nach Norden.
Dreieinhalb Stunden später näherten sie sich dem Logan Airport, um 9.15 Uhr bogen sie zum Terminal E ab. Ihr Abschied dauerte keine fünf Sekunden. Sie gaben sich die Hand, Shakira holte sich einen Gepäckwagen und machte sich auf den Weg ins Terminal.
Zur selben Zeit, sieben Bundesstaaten entfernt in Virginia, ließ man es vorerst etwas ruhiger angehen. Matt Barkers Leichnam wurde auf dem Parkplatz entdeckt, nicht von einem Hotelgast, sondern von einer Putzfrau, die das Gebäude immer über diesen Weg betrat und beinahe über die Leiche gestolpert wäre.
Sie stand auf dem Parkplatz und begann aus Leibeskräften zu kreischen. Wobei nie klarwurde, ob sie es tat, weil Matts erigierter Penis noch immer kerzengerade aus der Hose ragte oder der Griff des juwelenbesetzten Dolchs darauf hinwies, dass er umgebracht worden war. Wie auch immer, Mrs. Price jedenfalls kriegte sich kaum noch ein.
Jim Caborn, der sich in seinem Büro aufhielt, hörte den Tumult und kam nach draußen gelaufen – in der Annahme, jemand werde gerade umgebracht, womit er nicht so falsch lag. Nur dass der Mord viele Stunden zuvor stattgefunden hatte. Er zückte sein Handy und wählte die 911.
Zehn Minuten später traf der örtliche Polizeichef mit einem Detective und einem Pathologen ein. Fünf Minuten später kam ein Krankenwagen. Die Leiche wurde fotografiert und kurz vom Pathologen untersucht, der die Körpertemperatur maß und verkündete, Matt Barker sei gegen Mitternacht oder noch früher verstorben.
Detective Joe Segel, der die Ermittlungen übernahm, hielt es für wenig sinnvoll, einen Polizeikordon um die Stadt zu ziehen. Falls der Mörder abgehauen war, dann wäre es zu spät. Und falls er sich noch in der Gegend aufhielt, dann würde er sich nicht blicken lassen. Es konnte also nicht schaden, wenn der Leichnam zur nächstgelegenen Leichenhalle abtransportiert wurde, da seine weitere Anwesenheit dem Ruf des Estuary nicht unbedingt förderlich sein dürfte.
»Danke, Joe«, sagte Jim, als der Krankenwagen davonfuhr. »Komm doch mit rein, ich kümmere mich darum, dass du mit jedem reden kannst, mit dem du willst.«
Alle drei Hauptpersonen bei dieser Mordsache, die so urplötzlich über die Kleinstadt an den Ufern des Rappahannock hereingebrochen war, kannten sich seit ihrer Kindheit. Detective Joe Segel war mit Matt Barker zur
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