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Bis zum Ende der Welt

Bis zum Ende der Welt

Titel: Bis zum Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Zähringer
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Computerprogramm, das beim Auffinden möglicher Kometen-Kandidaten helfen sollte, aber er misstraute ihm offenbar. Deshalb betrachteten sie endlose Reihen von Digitalfotos, die seine Astrokamera vom ausgewählten Himmelsausschnitt in der Nacht gemacht hatte, und suchten darauf nach einem kleinen, seine Position verändernden Lichtpunkt. Sie fanden keinen. Das schien das Einzige zu sein, was Laska wirklich verdross.
    «Dass du stirbst und keiner von diesen Eisbrocken hat deinen Namen?
Laska I?
Das ist alles, was dich kümmert?»
    «Wir könnten ihn ja –», überlegte er, «
Tschertschenko-Laska I
nennen.»
    «Oh, was für eine Ehre. Das wird wahrscheinlich einer sein, der auf die Erde stürzt.» Sie lachte. «Dann sterben wir gemeinsam.»
     
     
    Das Wetter war mild und der Himmel klar, und in der ersten Dezemberwoche wurde es so warm, dass sie schwimmen gingen, auch wenn das Wasser noch eiskalt war. Nach dem Schwimmen schlenderten sie den Strand entlang, immer weiter, bis zu einer Stelle, wo der Sand in den rötlichen Fels der Steilklippe überging und sie bei Ebbe von Stein zu Stein sprang wie ein Kind, während Laska versuchte, einen Fisch zu angeln, aber nie einen fing.
    Weiterhin suchte er einmal die Woche einen Arzt auf, zumindest behauptete er es, und das war das Einzige, was sie von seiner Krankheit mitbekam. Ab und zu fuhren sie den Hügel hinunter in den Ort, der jetzt überwiegend von den Einheimischen und den verbliebenen Ganzjahresgästen, den sogenannten Residenten, bevölkert wurde: Alten und noch Älteren mit silbrigen, manchmal schlohweißen Haaren, die riesige Autos fuhren und, wenn sie ausgestiegen waren und aus dem Kofferraum ein Sportgerät hervorzogen, einen Golf- oder Tennisschläger und einmal sogar ein Surfbrett, in den Knien wie Wackelpuppen wippten.
    Laska hatte seltsame Nachbarn, fand Anna. «Aber weil du selbst seltsam bist, ist dir das wahrscheinlich nie aufgefallen», sagte sie zu ihm.
    Die vier Häuser am Ende der Straße lagen weit genug auseinander, dass man sich nicht füreinander interessieren musste, es sei denn, man wollte es unbedingt. In einem der Häuser wohnte ein betagtes britisches Ehepaar. Der Mann fuhr einen alten braunen Jaguar, der auf der Heckscheibe einen Aufkleber trug: HEAVEN CAN WAIT . Jeden Dienstag machten sie eine Fahrt damit. Dann öffnete er seiner elegant angezogenen Frau wie ein Chauffeur die Tür, bevor er selbst einstieg und ein aufwendiges, aber jedes Mal identisches Wendemanöver absolvierte: Erst fuhr er rückwärts die Auffahrt hinunter auf die Straße, wobei er mit dem Heck beinahe an eine kleine Mauer stieß, dann legte er den Vorwärtsgang ein und ließ den Wagen in schier unendlicher Langsamkeit einen Halbkreis fahren, bevor sie an Laskas Haus vorbeikamen und die Straße hinab verschwanden. Anna stellte sich anfangs vor, dass die beiden einen Ausflug machten und sich etwas Schönes anschauten, doch wenn sie am Nachmittag zurückkamen, der Mann das Auto auf die gleiche Weise (nur in umgekehrter Reihenfolge) zurück in die Einfahrt stellte, seiner Frau die Tür öffnete und aus dem Kofferraum mehrere prall gefüllte Supermarkttüten holte, musste sie einsehen, dass die beiden wohl nur einkaufen gewesen waren.
    Neben dem betagten Ehepaar wohnte ein unglaublich dicker Brite Anfang fünfzig, den Anna nur selten zu Gesicht bekam. Angeblich hatte er sein Geld mit der Erschließung und dem Bau von Golfplätzen verdient und war dadurch sehr reich geworden. Eine ziemlich hohe Mauer umgab sein Anwesen, und auf den beiden Steinsäulen, die das schmiedeeiserne Eingangstor flankierten, waren zwei Überwachungskameras installiert. Der Mann lebte allein, seine jüngere Frau, glaubte Laska sich zu erinnern, hatte ihn vor einigen Jahren verlassen, jedenfalls sei sie eines Tages nicht mehr da gewesen. Einmal habe er sich mit ihr unterhalten, über die Erhöhung der Wasserpreise und die von der Gemeinde geplante Asphaltierung der Straße, aber danach nie wieder, und den dicken Mann, dessen Namen er aus dem Kopf gar nicht wusste, hatte er danach noch seltener gesehen.
    Das Haus, das Laskas am nächsten lag, war meistens unbewohnt. Der Eigentümer, ein Holländer, der schon seit Jahren nicht mehr gekommen war, vermietete es zuweilen über eine Agentur.
    Während der ersten zwei Wochen, die Anna in Laskas Haus verbrachte, wohnte eine deutsche Familie dort, eine Frau und ein Mann Ende dreißig mit zwei kleinen Kindern. Der Junge konnte gerade erst laufen, und das kleine

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