Bis zum Hals (T-FLAC) (German Edition)
abkühlen, wenn er hier weiter allein in seinem Bett lag. Also stand er auf und zog ein Paar Shorts über. Dann trat er durch das französische Fenster auf die vom Mondlicht erhellte Veranda.
Seine Nachbarin sang leise: »Und dann riss ich ihn mir einfach aus dem He-he-rzen! « Michael schüttelte den Kopf über ihre Katzenmusik. »Du hast einen schweren Tag hinter dir. Warum schläfst du nicht? «
Sie stieß einen leisen Schrei aus. »Himmel, hast du mich erschreckt! Warum lauerst du da rum? «
»Ich lauere nicht, sondern mache einen Streifzug. Es ist zu heiß zum Schlafen. « Allerdings war er schon an heißeren Orten gewesen und hatte trotzdem wunderbar geschlafen. »Alles in Ordnung mit dir?«
Trotz der warmen Nachtluft zitterte sie. »Ich kann einfach nicht anders, als an diesen armen Mann zu denken. «
»War es deine erste Leiche? «
Tally Ho warf ihm einen ironischen Blick zu. »In meiner Branche gibt es nicht so viele davon. «
»Aha!«
»Offensichtlich bist du mehr daran gewöhnt…«
»Schon möglich.«
Das T-Shirt war ihr über eine Schulter nach unten gerutscht. Ihre Haut wirkte durchsichtig und hell im Mondlicht.
Michael wollte seinen Mund auf die Rundung legen, wo ihreSchulter in die Wölbung ihrer Brust überging.
Auch früher hatte er Frauen gewollt. Verdammt, es hatteFrauen gegeben, nach denen er sich verzehrte. Wenn er von einem Einsatz zurückkehrte, war er immer höllisch scharf gewesen. Aber dies hier … diese Anziehungskraft von Tallywirkte anders. Das ließ sich nicht so einfach katalogisierenund einordnen. Ja, er wollte sie ficken, bis ihr Hören und Sehen verging, und dann noch mal und noch mal. Aber er wollte auch herausfinden, was sie zu einer verdammten Persönlichkeit machte und sie akzeptieren ließ, was ihr das Lebenbot. Und übrigens: Was dachte sie, wenn ihre Augen diesenentrückten Ausdruck bekamen? Was träumte sie, wenn sieschlief?
Er war sich nicht sicher, ob es ihm gefiel, dass sie ihm so unter die Haut ging, oder dass er irgendwo tief unten vergrabenam trüben Grund seines Unterbewusstseins nicht wollte, dasssie verletzt wurde. Auch nicht von ihm. Besonders nicht vonihm.
Doch diesen Gedanken würde er jetzt nicht weiterverfolgen. Auf wundersame Weise war ihm Tally Cruise in denSchoß gefallen.
Rache.
Aber es stand nirgendwo geschrieben, dass er sich nicht dasnehmen durfte, was ihm angeboten wurde.
»Hier draußen ist es ein bisschen kühler«, meinte Tally leise.
Er nahm den Geruch ihres Blütenshampoos wahr, der inder lauen Luft lag. Ihr Duft schoss auf direktem Wege von derNase in sein Glied.
Ihr gegenüber lehnte er sich gegen das Geländer. Den Rücken hatte er dem Meer zugewandt, seine Arme streckte er zu beiden Seiten von sich aus und umfasste das raue Holz. »Ja«, meinte er trocken. Schweiß begann sich auf seinem Rücken zu sammeln.
Tally schaute mit zusammengekniffenen Augen zu ihm auf. Der an ihrer Kehle pochende Puls ließ Vampirgelüste in ihm aufsteigen. Der Drang, seine Zähne in ihr weiches, köstliches Fleisch zu versenken, war fast überwältigend.
Sie strich über Luckys gewölbten Rücken. Der Kater fiel wieder schlaff in sich zusammen und ließ seinen Kopf über Tallys Knie hinunterhängen. Der Mond beschien ihr Gesicht und fing die schimmernden Kreise auf ihren Perlen ein, die sie sich um den Hals geschlungen hatte. Er spähte in ihr Zimmer, das nur von dem Nachtlicht neben der Tür erhellt wurde. Ihr Bett war unberührt.
»Wie lange fürchtest du dich schon im Dunkeln? «, fragte er leise.
Befangen zuckte sie die Achseln. »Es ist so irrational. Ich habe diese dumme Phobie, seit ich denken kann. Keine Ahnung, warum! Sie ist einfach immer … da gewesen. «
»Irrational oder nicht - Phobien sind nie dumm. «
Jetzt lächelte sie. »Ich wette, du hast in deinem ganzen Leben noch nie vor etwas Angst gehabt. «
»Die Wette würdest du verlieren. «
Ihr Lächeln erstarb. »Meinst du das im Ernst? «
»Todernst.«
»Könntest du damit rausrücken? «
Keiner wusste Bescheid. Keiner. Logik hatte nichts damit zu tun. Irrationale Angst war einfach nur das - irrational. Verdammt, er schämte sich wegen dieser Furcht, schämte sich, dass er es nicht geschafft hatte, sie zu überwinden. Es war demütigend, dass er nicht damit fertig wurde. Weder jetzt, heute noch morgen.
»Ich habe eine Scheißangst vor Wasser. « Wie war das möglich? Er starrte sie an, während sie wie ein Engel im Mondlicht saß, und fragte sich, welchen Zauber sie um
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