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Bis zum Hals

Bis zum Hals

Titel: Bis zum Hals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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was. Bullenmäßiger. Und dann wundert er sich, wenn ihn schon Dreijährige auf der Straße als das erkennen, was er ist.
    »Ich würde schätzen, dass sich dort für gewöhnlich zwanzig bis dreißig Personen aufhalten. Nur, als ich vorfuhr, war niemand anzutreffen.«
    Vorgefahren. Mit ’nem Zivilstreifenwagen. Warum nicht gleich mit Blaulicht? Doch ich verkniff mir jeden Kommentar.
    »Die werden bei der Arbeit sein«, mutmaßte Menden. »Dazu sind sie schließlich hier.«
    »Meiner Ansicht nach wäre es das Beste, das Lager nach Einbruch der Dunkelheit mit einer Hundertschaft zu umstellen«, meinte Hufschmidt, immer schon bekannt für sein Fingerspitzengefühl.
    »Mein Vorschlag wäre, dass ich mir die Bande mal anschaue«, mischte ich mich ein.
    »Sie halten sich raus«, knurrte Menden.
    »Ach, kommen Sie«, protestierte ich. »Wenn Sie darauf warten wollen, dass er hier Ergebnisse bringt, dann können Sie den ganzen Fall auch gleich in die Tonne kloppen.«
    »Du meinst, du kannst alles besser, was?«, schnappte Hufschmidt.
    »Wette?«
    »Wir haben keinen Fall zu lösen, Kryszinski«, ging Menden dazwischen. »Wie oft muss ich das noch wiederholen? Alles, was wir zu tun haben, ist, ein Unfallopfer zu identifizieren, nachzuforschen, ob es in unserem Verantwortungsbereich irgendwelche Verwandte zu benachrichtigen gibt, und am Rande ganz allgemein die Kriminalität zu bekämpfen wie jeden anderen gottverdammten Tag auch.«
    »Wetten, dass ich was rauskriege, aus den Leuten da«, forderte ich Hufschmidt heraus, doch er ging nicht darauf ein.
    »Nun zu dem Grund, warum ich Sie herbestellt habe«, sagte der Hauptkommissar. »Wir haben eine Anzeige gegen Sie erhalten wegen Autodiebstahls. Womit sind Sie hergekommen, und wo haben Sie das gestohlene Fahrzeug abgestellt?«
    »Zu Fuß. Und davon abgesehen, habe ich keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
    »Leeren Sie Ihre Taschen.« Menden deutete unmissverständlich auf die freie Fläche seines Schreibtisches.
    Ich gehorchte kommentarlos. Brieftasche, Haustürschlüssel, bisschen Kleingeld, und das war auch schon alles.
    »Hufschmidt.«
    Der Kommissar trat hinter mich und kickte meine Füße auseinander.
    »Arme hoch.«
    Er wollte es wohl nicht anders, also hob ich die Arme, so weit es nur ging. Die in den letzten Tagen und Nächten zu voller Blüte gereiften und nun frei meinen Achseln entströmenden sexuellen Lockstoffe hätten einen Moschusochsen in die Knie gezwungen.
    Hufschmidt raubten sie hörbar den Atem.
    »Mein Gott, Kryszinski«, keuchte er. »Kein Wunder, dass du einsam bist.«
    »Ich heb mich eben für dich auf.«
    »Dann wirf doch ab und zu mal einen Blick aufs Verfallsdatum.«
    Er klopfte mich in fliegender Hast ab und brachte dann zwei Meter zwischen uns, bevor er ein »Negativ« in Mendens Richtung signalisierte.
    Der Hauptkommissar besah sich meinen Schlüsselbund, meine Barschaft. Ausdruckslos. Er klappte meine Brieftasche auf. Besah sich lange und mit – wenn das möglich ist – wachsender Ausdruckslosigkeit das billige, in Gold geprägte Fantasiewappen und den mindestens genauso wertlosen Dienstausweis daneben.
    »Was … ist … das?«, fragte er dann.
    »Geburtstagsgeschenk.« Vermutlich aus einem YPS-Heft. Die Leute schenken mir dauernd so einen Kram, ich weiß auch nicht, warum.
    »Und Sie tragen das nun mit sich herum.«
    Und es funktioniert. Auch wenn ich das jetzt hier nicht zugeben durfte. Aber die Leute sind es vom Fernsehen her so gewohnt, eine flüchtig unter die Nase gehaltene Lederbrieftasche mit irgendeinem Stern oder Wappen drin mit Staatsgewalt gleichzusetzen, dass keiner je auf die Idee kommt, die Echtheit oder Legitimation zu hinterfragen.
    »Aber ich würde das natürlich nie anwenden«, versicherte ich treuherzig, was Menden einen weiteren Seufzer abrang.
    »Nun gut«, entschied er. »Wie ich mir aus den Zwischentönen des Gesprächs mit Herrn Vonscheidt zusammengereimt habe, scheint da zwischen ihm und Ihnen ein geschäftliches Zerwürfnis zu herrschen.«
    Er sah mich abwartend an, doch ich rührte mich nicht.
    »Ich mache Ihnen einen Vorschlag: Ich gebe Ihnen zwei Tage, diese Sache mit Vonscheidt zu klären.«
    Hufschmidt war mindestens so überrascht wie ich von dieser Entwicklung, doch im Gegensatz zu mir zeigte er es. Offener Mund. Nicht cool, so was.
    »Als Gegenleistung«, fuhr Menden langsam und deutlich fort, »erwarte ich von Ihnen, dass Sie Ihre haltlose Aussage über den Unfallhergang zurückziehen.«
    Nicht cool, ich

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