Bis zum Hals
gegen einen immer noch das Gesündeste.
»Kirsinski oder so. Soll hier wohnen.«
»Ah, ihr meint Kryszinski. Krinstof Kryszinski, hab ich recht?«
»Ja, genau. Der bist du doch, oder?«
»Nein, woher.« Ich schüttelte bedauernd den Kopf, wollte weiter. Pummel hielt mich davon ab, mit seiner Hand auf meiner Brust. Ronnie rückte näher heran.
»Du siehst aber genauso aus«, beharrte der Kurze.
»Nä, jetzt hört aber auf.« Ich lächelte bescheiden. »Jetzt macht aber mal halblang. Der Mann ist Schauspieler und Model. Schlagt mal die Badehosenseiten im Otto-Katalog auf. Da habt ihr gleich ein Dutzend Fotos von ihm.« Sie glotzten.
»Wir dachten, er wär Privatdetektiv.«
»Ja. Ich glaube, er hat mal einen gespielt, in dieser Vorabendserie. Wie hieß die noch gleich?« Ich dachte nach, kam aber nicht drauf. »Na ja, wie auch immer. Ich kann euch da nicht weiterhelfen.«
Damit verabschiedete ich mich. Wir würden uns wiedersehen, so viel schien sicher, aber wenn’s nach mir ging, nicht so bald. Kaum außer Sichtweite, nahm ich drei Stufen auf einmal, bis ich mir im siebten Stock beinahe die Lunge auf die Schuhe spuckte.
Ich ließ mich rein, kickte die Tür hinter mir ins Schloss und hängte die Kette vor.
Eigentlich hatte ich sofort wieder losgewollt, brauchte nur noch den Autoschlüssel, aber dann stand ich vor meinem Bett, und plötzlich lag ich drin. Abends, entschied ich, war die beste Zeit, den Illegalen einen Besuch abzustatten. Abends, wenn sie es sich gemütlich gemacht hatten und die Sinne ein wenig abgestumpft waren. Abends.
Bevor ich die Augen schloss, machte ich mir eine geistige Notiz, die nächsten Tage durch den Keller oder die Tiefgarage rein- und rauszugehen. Überflüssig, wie sich kurz darauf herausstellte.
Erst krachte, dann knirschte es. Mit dem Krachen flog das Schließblech aus dem Rahmen, was mich aus dem Schlummer riss, und unter Knirschen löste sich die Verschraubung der Kette vom Türblatt, was mich auf die Beine brachte. Überflüssig, wie sich gleich darauf herausstellte, als Freund Pummel in den Raum gestürmt kam und mir das stumpfe Ende eines Baseballschlägers in den Magen wuchtete, dass ich zusammenklappte, was Freund Ronnie Gelegenheit gab, mir sein Knie gegen die Stirn zu rammen, womit er mich zurück aufs Bett schickte.
Ich war etwas perplex. Ganz so rau hatte ich mir Vonscheidts Branche nun doch nicht vorgestellt. Dumm von mir.
Freund Piepe schloss die Tür. Er hielt etwas unter seinen Arm geklemmt. Es war, fiel mir auf, ein Otto-Katalog.
»Was ist, Jungs«, ächzte ich und hielt mir die Bauchdecke, »gefällt euch die neue Bademode nicht?«
»Nicht wirklich«, meinte Piepe und nickte seinen Kumpels zu, die mich an der Gurgel und am Gürtel packten, aus dem Bett und in meinen Fernsehsessel zerrten und, ehe ich auch nur ansatzweise wieder hochkommen konnte, mit Klammergriffen um Schultern und Arme fixierten.
»Die Schlüssel liegen alle auf dem Fensterbrett«, gab ich mit großer Bereitwilligkeit preis.
»Gut«, fand Piepe, machte einen Schritt auf mich zu und hieb mir den Katalog gegen die Schläfe, dass ich dachte, es reißt mir den Kopf ab.
»Das war für den Versuch, uns zu verarschen.«
»Soll nicht wieder vorkommen«, versprach ich ernsthaft. Ich versuchte, mich aus der Umklammerung zu winden, doch Pummel grunzte nur, dann packten er und Ronnie noch fester zu. Also versuchte ich zumindest Freund Piepe von den Beinen zu kicken, doch der wich aus und hieb mir den Katalog gegen die andere Schläfe, dass mir kurz schwarz vor Augen wurde und ich eine Paniksekunde lang befürchtete zu erblinden.
»Und das«, erklärte er, »ist dafür, dass du Herrn Vonscheidt beklaut hast.«
Mein Augenlicht kehrte zurück, wenn auch in doppelter Ausführung.
»Ich bereue die Tat außerordentlich«, versicherte ich, doch da klatschte mir die kiloschwere Hochglanzbroschüre schon wieder an den Schädel, was einen solchen Schwindelanfall auslöste, dass es mir hochkam und ich mir hilflos das T-Shirt vollspie.
»Und das war als Warnung für die Zukunft gedacht.«
Überflüssig, wie sich gleich herausstellen sollte.
»Wo parkt der Smart?« Wollte Piepe wissen, während seine Kumpels mich losließen und anfingen, die Schlüsselsammlung vom Fensterbrett zu klauben.
»Auf dem Gebrauchtwagenhof von Daimler-Chrysler an der Weseler Straße«, log ich im fortgesetzten Tonfall eingeschüchterter Kooperation.
Die drei verzogen sich ohne jedes weitere Wort, so froh über ihren
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