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Bis zum Hals

Bis zum Hals

Titel: Bis zum Hals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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Entrichtung mit fanatischem Übereifer kontrolliert und sanktioniert wird, und ich wollte schon weiterfahren, hinab in unsere verharmlosend als »Mieter-Tiefgarage« beschriebene Brutstätte des Vandalismus, als mir einfiel, dass dies ja nun wirklich nicht mein Auto war und mir die Ordnungsamtspedanten deshalb so viele Tickets, wie sie nur schafften, unter den Wischer klemmen konnten.
    Einen Augenblick später parkte der Smart kurz vor der Tiefgarageneinfahrt halb im Halteverbot und halb auf dem Gehweg.
     
    Mein an Anoushka adressierter Zettel hing noch an der Appartement-Tür. Mich erfasste eine nagende Sorge, gemischt mit, wie ich mir eingestehen musste, leichter Frustration. Schließlich kam ich mit ersten Ergebnissen, einem ersten Beweis, dass mehr in mir steckt als nur ein zu alkoholischen Exzessen neigender Schlonz.
    Der braune Briefumschlag hatte einen Personalfragebogen der Firma Hardcor Security enthalten, einzige ausgefüllte Zeilen bisher Dimitrijs persönliche Daten. Dazu dann noch den Computerausdruck eines Ausweises derselben Firma, versehen mit Dimitrijs aufgeklebtem Passfoto. Das Blatt wirkte ein bisschen wie der ungelenke Rohling einer geplanten Fälschung. Oben im Briefkopf des Fragebogens gab es unter dem Hardcor-Logo eine Aufzählung der gebotenen Dienstleistungen, von der Objekt-Sicherung über Event-Security bis zu Geld- und Werttransporten.
    Dimitrijs Pläne begannen mich mehr und mehr zu interessieren.
    Meine Bude war leer, nicht mal die Katze haarte irgendwo herum. Ich hatte meine gesammelten Fundsachen im Wagen gelassen, wollte sie nicht mit mir herumtragen, nicht mitten in einer Fehde wie der zwischen mir und Vonscheidt und nicht, solange ich möglicherweise munter dabei war, mit meinen Nachforschungen das Interesse von Dimitrijs Mördern auf mich zu ziehen. Ein das Blut kühlender Gedanke.
    Ich trat auf den Balkon, um kurz zu checken, ob eventuell jemand um den Smart herumschlich. Blödsinn natürlich – was wollte ich von der Höhe herab schon daran ändern –, aber man macht das trotzdem. Starten ließ sich das Ding auf jeden Fall nicht, nicht mal mit Schlüssel – ich hatte die Sicherung für die Zündbox mitgenommen – und die Sachen, die ich im Innern gebunkert hatte, befanden sich im unangreifbarsten Versteck, das uns die Fahrzeugtechnik der Neuzeit beschert hat.
    Ich blickte also gerade recht selbstzufrieden hinab auf die gallegrüne kleine Scheußlichkeit, da klingelte es an der Tür. Ich versicherte mich, dass der Basie außer Sicht und trotzdem griffbereit lag, ging zur Gegensprechanlage und nahm den Hörer ab. Im gleichen Moment klopfte es, also linste ich durch den Spion. Soweit es die Fischaugenoptik erkennen ließ, warteten draußen im Flur zwei, tja, Behördentypen. Dezent gemusterte Hemden mit halbem Arm, die Hemdkragen offen, die Krawatten gelockert. Der eine war etwas älter, füllig und bebrillt, und trug eine dünne Aktenmappe unter dem Arm, der andere war entsprechend jünger, schlank und stabil, trug das Hemd über der Hose und seine Anzugjacke lässig über der Schulter. Ich kannte keinen von beiden.
    Nach kurzem, ergebnislosem Abwägen, was ich zu gewinnen oder zu verlieren hätte, öffnete ich einfach die Tür und fragte: »Ja?«
    Die Typen draußen im Flur machten erst mal keine Anstalten, sich mir aufzudrängen. Der mit Brille und Aktenmappe lächelte gewinnend, doch der mit der Jacke über der Schulter blickte drein, als ob man ihn direkt von einer schönen Frau herunter zum Mitkommen gezwungen hätte und er insgeheim mir die Schuld dafür gäbe. Der Erste blickte hoffnungsfroh, überzeugt, etwas aus mir herausholen zu können, sein Partner sah sofort, dass bei mir jeder Versuch zwecklos war.
    Öffne zwei solchen Gestalten die Tür und du weißt, was immer jetzt kommt, es wird im besten Falle lästig.
    »Herr Kryszinski?«, fragte der Bebrillte lächelnd und hielt mir seine Rechte hin, bevor ich bestätigen oder verneinen konnte. »Es freut mich sehr, Sie zu sehen.«
    Wenn ich seinen Akzent auf die Windrose hätte setzen müssen, er wäre beim O gelandet. Wie von selbst korrigierte sich meine Einschätzung von ›Behördentypen‹ zu ›Geschäftsleute‹.
    »Dürfen wir eintreten?«
    »Nein«, antwortete ich, »wie kommen Sie darauf?«
    Brille lachte, wie man über einen nicht wirklich neuen Kinderscherz lacht, also halb bemüht und halb ermutigend, und vertraute mir dann an, er und sein Partner hätten dringend etwas Geschäftliches mit mir zu besprechen,

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