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Bis zum Hals

Bis zum Hals

Titel: Bis zum Hals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Juretzka
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das nichts für fremde Ohren sei.
    Vollkommen nichtssagender, hohler Quark, wenn man nur eine Sekunde drüber nachdenkt, trotzdem hatte ich sie nur Sekunden später beide in der Bude, wobei Brille sich ungefragt auf den Drehstuhl vor meinem Schreibtisch hockte, während Partner an der Tür stehen blieb.
    An der Tür und damit im Weg.
    Sollte jemand herein wollen.
    Oder hinaus.
    Ich hockte mich aufs Fensterbrett, mit einem leichten Windhauch im verschwitzten Rücken.
    Brenzlig, aber nicht gefährlich, durchaus kontrollierbar, so schätzte ich die Situation ein.
    »Bitte nennen Sie mich Tshukev«, bat Brille, als ob ihm etwas dran läge. »Oder Sushi, wie meine Freunde, wenn Sie möchten.«
    Roher, kalter Fisch, dachte ich. Zauberhafter Spitzname.
    Er schien es mit einer Charmeoffensive versuchen zu wollen, etwas, auf das ich genauso leicht hereinfalle wie auf Werbeversprechen von Nulltarifen.
    »Und mein Partner hier … Ach, der tut erst mal nichts zur Sache.«
    Partner blickte ungerührt und tat wie angekündigt erst mal nichts.
    »Ich denke mal, Sie ahnen, wer uns schickt, und damit, was wir von Ihnen wollen?« Tshukevs Deutsch war geschliffen, doch ich war mir noch unsicher, ob eher scharf oder glatt.
    »Nun, ich kann’s mir denken«, antwortete ich. »Und ich weiß, was ich von Ihnen will«, fügte ich mit fester Stimme hinzu. »Beziehungsweise von dem, der Sie zu mir geschickt hat: Geld.«
    Tshukev nickte, als wäre das das Vernünftigste, was er seit langem gehört hatte. »Wie viel?«, wollte er wissen.
    Was immer er rausforkte, er würde Vonscheidt die Summe vom Kaufpreis abziehen, also ging ich aufs Ganze.
    »Zehntausend.« Zu meiner Verblüffung nickte er wieder, wenn auch mit einem leichten Seufzen.
    »Damit war zu rechnen«, meinte er säuerlich, öffnete seine Aktenmappe, und hinter mir hätte Osama Bin Laden persönlich einen Airbus ins Nachbargebäude steuern können, ich hätte nicht den Blick von Tshukevs Hand gewandt und was sie da wohl hervorzaubern würde. Es war ein Schrieb. Nichts als ein blöder Schrieb. Meine Laune sackte um eine Oktave.
    »Wir haben uns erlaubt, hier schon einmal etwas zu formulieren, das Sie dann nur noch unterschreiben müssen«, meinte er und reichte mir das Papier. Ich war, ehrlich gesagt, etwas konsterniert. Schlüssel gegen Bares, dafür brauchte es bestenfalls eine Quittung. Ungeduldig schnappte ich mir den Wisch und überflog den Text.
     ›… nehme ich hiermit meine Aussage den Unfallhergang in der Nacht vom … betreffend zurück und gestehe, aufgrund von Übermüdung den Fußgänger zu spät bemerkt … ‹
    Geschäftsleute, mein Huf. Mein erster Eindruck war also doch richtig gewesen. Auch wenn erst mal völlig unklar war, und vermutlich auch bleiben sollte, von welcher Behörde die beiden wohl kamen.
    »Also, mal langsam«, sagte ich, sah auf und verstummte, als Tshukev einen fingerdicken Stapel grüner Scheine aus seiner Mappe holte und auf meinen Schreibtisch legte, und dann noch einen.
    Scheiß drauf, durchschoss es mich fiebrig, sollen sie die verdammte Leiche doch abholen. Und was sind schon ein paar Monate Fahrverbot. Die kannst du auf Gomera am Strand aussitzen. Oder -liegen.
    »Zehntausend«, meinte er sachlich. »Und den gleichen Betrag noch mal …«, flapp, noch ein Packen. Amtlich banderoliert, akkurat gebündelt, absolut knitterfrei.
    »… wenn Sie uns den Aufenthaltsort der Frau nennen.«
    Es ist immer wieder verblüffend, wie ruckartig die Adrenalinzufuhr unter bestimmten Umständen hochschießt. Und wie rasch man vom luftigen Wunschbild eines Canarenstrandes wieder auf dem festen Grund der City an der Ruhr landen kann.
    »Welche Frau?«, fragte ich und brauchte meine Überraschung nicht zu spielen. Ich war völlig von den Socken.
    Tshukev gab das freundlich-sachliche Getue auf, nahm die Brille ab und starrte mich bohrend an. Seine Augen waren hart und inquisitiv, wie die eines erfahrenen Bullen. »Die Frau des Toten«, sagte er langsam und betont und ließ mich spüren, wie weit er mir voraus war und wie sehr ich seine Geduld in Anspruch nahm. Manche Leute setzt das unter Druck, doch ich kenne das und war eh abgelenkt, heftig mit der Frage beschäftigt, wie ich die beiden loswerden und gleichzeitig daran hindern könnte, die ganzen Moppen wieder mitzunehmen.
    »Ich weiß von keiner Frau«, behauptete ich. »Aber ich kann gegen eine dem Aufwand entsprechende Pauschale gerne ein paar Nachforschungen in dieser Richtung für Sie anstellen. Sie

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