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Bis zum letzten Atemzug

Bis zum letzten Atemzug

Titel: Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudenkauf
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wäre, was er tut.«
    Will schaute sich um, ob irgendjemand ihrer Unterhaltung lauschte, aber alle waren auf die Schule und Chief McKinney konzentriert, der aussah, als stünde er kurz davor, der wachsenden Menge ordentlich die Meinung zu sagen. Er neigte seinen Kopf näher zu Verna und flüsterte: »Glaubst du, dass Ray vielleicht etwas mit alldem hier zu tun hat?«
    »Ich weiß es nicht. Er wäre zu so etwas durchaus fähig.« Vernas Unterlippe zitterte, und Will wippte unbehaglich auf seinen Füßen vor und zurück. Er wünschte, Marlys wäre hier, um ihrer alten Freundin beizustehen. Ihm fehlten einfach die richtigen Worte.
    »Es sieht so aus, als wenn Chief McKinney zu uns kommt.« Will war froh, das Thema wechseln zu können. »Du solltest ihm von deinen Befürchtungen berichten.«
    Verna schniefte und fuhr sich mit der behandschuhten Hand über die Augen. »Sieht so aus, als hätte er genug mit der Bürgerwehr da drüben zu tun.« Sie nickte in Richtung der Vinson-Brüder und drei anderer Männer, die ebenfalls bewaffnet gekommen waren. Will dachte wieder an die Flinte, die auf dem Beifahrersitz seines Trucks lag, und spürte, wie seine Wangen trotz des kalten Windes vor Scham ganz heiß wurden.

MEG
    »Meg, du und Aaron, ihr geht schon einmal die Checkliste für die Abriegelung der Schule durch, während ich mich um diese Hinterwäldler kümmere.« Chief McKinney nickt in Richtung der Gruppe von fünf oder mehr bewaffneten Farmern, die sich der Polizeiabsperrung nähern.
    »Verstanden«, sage ich und bin bereits auf dem Weg, das Handbuch für Evakuierungssituationen zu holen. Vermutlich würde ich auch ohne es wissen, was zu tun ist; nach der Schießerei an der Columbine-Highschool habe ich es so oft gelesen, bis ich es in- und auswendig konnte, und nach dem Massaker an der Nickel Mines Amish School in Pennsylvania habe ich dieses Wissen noch einmal aufgefrischt. Nummer eins: Übernehmen Sie das Kommando und die Kontrolle über die Anwesenden. Ich schaue zum Chief hinüber. Er schien den Farmern mit den Jagdgewehren und der wartenden Menge eine Standpauke zu halten. Check. Nummer zwei: Kontrollieren Sie den Zugang zur Schule und zu den externen Gebäuden. So weit sind wir noch nicht ganz. Wir müssen alle, die hier nicht gebraucht werden, vom Schulgelände herunterbringen und auf neutrales Gelände bringen, das als Sammelstelle dienen kann. Ein Ort, an dem Familienmitglieder Informationen über ihre Kinder erhalten, ein Platz, an den die Kinder gebracht werden, nachdem sie sicher aus der Schule herausgeholt wurden. Ich habe das Gefühl, wenn ich diese Aufgabe nicht sehr schnell an irgendjemanden delegiere, werde ich diejenige sein, die in Lonnie’s Café sitzt – dem vor langer Zeit ausgewählten Sammelplatz – und Fragen von verzweifelten Eltern beantwortet. Auf gar keinen Fall. Ich nehme mir das Handbuch und gehe zu zwei meiner Kollegen, die als Verstärkung gerufen wurden.
    »Hey Jungs«, sage ich schnell. »Der Chief will, dass du, Braun, zu Lonnie’s Café fährst und dort die Sammelstelle einrichtest. Und du«, ich schaue Kevin Jarrow an, »sollst die Familien, die hierherkommen, zu Lonnie’s dirigieren, wo alle Informationen gesammelt werden.« Die beiden sehen mich zweifelnd an. »Das ist mein Ernst. So steht es im Handbuch.« Ich winke mit dem Buch.
    »Und für welche Aufgabe hat Chief McKinney dich vorgesehen?«, fragt Jarrow.
    Ich seufze theatralisch. »Ich fürchte, die Betreuung der Medien.«
    »Ha!« Eric Braun schlägt mir auf die Schulter. »Viel Spaß dabei.« Die beiden gehen und fühlen sich wesentlich besser als noch vor einer Sekunde.
    Ich erspähe Aaron, der versucht, eine aufgebrachte Mutter zu beruhigen, die sich an ihm vorbei zur Schule drängen will. Ich erkenne die Frau. Sie ist die Mutter von Lucy, einem Mädchen aus Marias Klasse. Ich weiß keine Einzelheiten, aber Lucy ist ein wenig anders als andere Kinder.
    »Sie sind Lucys Mutter, nicht wahr?«, spreche ich die weinende Frau an.
    »Ja, ja! Wissen Sie irgendetwas?« Sie klammert sich an meine Jacke. »Geht es ihr gut?«
    »Wir haben im Moment keinen Grund, anzunehmen, dass irgendeines der Kinder verletzt ist. Sobald wir weitere Informationen haben, werden wir sie sofort an unsere Kollegen bei Lonnie’s weitergeben, wo das offizielle Informationszentrum aufgebaut wird, bis die Kinder raus sind.«
    »Ich gehe hier nicht weg«, sagt Lucys Mutter weinend. »Lucy ist autistisch und mag es gar nicht, wenn ihr Terminplan sich

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