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Bis zum letzten Atemzug

Bis zum letzten Atemzug

Titel: Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudenkauf
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Onkel«.
    »Grandma und Grandpa Barrett«, sagt sie, und ich entspanne mich.
    »Lass mich kurz mit Grandma Judith sprechen, ja? Ich rufe dich nachher noch einmal an. Ich liebe dich. Kuss-Kuss.«
    »Selber Kuss-Kuss«, wiederholt sie, aber sie klingt traurig und den Tränen nahe.
    Eine Sekunde lang herrscht Schweigen in der Leitung, während Maria das Telefon an Tims Mutter weiterreicht.
    »Judith«, sage ich. »Ich dachte, Tim hätte frei?« Ich versuche, mir meine Verärgerung nicht anmerken zu lassen, schließlich kann Judith nichts dafür.
    »Ich weiß, Meg.« Ich höre, dass ihr die Situation unangenehm ist. Das macht mich traurig, denn Judith und ich hatten immer eine gute Beziehung zueinander. »Er ist unverhofft zur Arbeit gerufen worden. Was ist da drüben bei euch los?«
    »Darüber kann ich im Moment nicht reden. Wenn du mit Tim sprichst, sag ihm bitte, dass er mich sofort anrufen soll.«
    »Du wirst ihn vermutlich eher sehen als wir«, sagt sie. »Ich glaube, er ist als Verstärkung zu dem Vorfall gerufen worden, über den du nicht sprechen willst.«
    Ohne es zu wollen, seufze ich. Laut.» Falls du mit ihm sprichst, sag ihm bitte, er möchte mich anrufen. Und«, füge ich hinzu, bevor ich drüber nachdenken kann, »bitte lass Maria keine weiteren Nachrichten über den Vorfall schauen.«
    »Meg«, sagt Judith verärgert, »Maria hat ihre Lieblingsserie geschaut, als die von einer Eilmeldung über die Geiselnahme unterbrochen wurde. Und bitte erzähl mir nicht, dass du nichts Näheres darüber weißt.«
    »Ich weiß wirklich noch nichts Genaues, sonst würde ich es dir sagen. Es tut mir leid, Judith. Ich wollte dich nicht so anfahren. Ich bin ziemlich angespannt. Ich rufe dich an, wenn ich mehr weiß, okay?«
    Es entsteht eine lange Pause, und ich frage mich, ob sie einfach aufgelegt hat. »Maria könnte jetzt auch da drin sein«, sagt sie schließlich.
    »Ich weiß.« Mehr kann ich nicht sagen. Ich schiebe die Gedanken an Maria, die von einem Bewaffneten in der Schule festgehalten wird, beiseite. Ich frage mich, was ich dann wohl tun würde. Würde ich einfach so weitermachen wie im Moment? Zeugen befragen, die Ermittlungen organisieren? Oder hätte ich das getan, was die Farmer im Sinn hatten? Wäre ich mit meiner Waffe in der Hand in die Schule gestürmt, um meine Tochter zu retten?
    Ich lege auf und überlege eine halbe Sekunde lang, Stuart anzurufen, um zu sehen, ob die Presse irgendwelche neuen Spuren ausgegraben hat, doch dann verwerfe ich den Gedanken wieder. Das zwischen Stuart und mir hat vor drei Wochen kein sonderlich gutes Ende genommen. Ich saß an meinem Schreibtisch auf dem Revier und tippte einen Bericht, als eine Frau das Gebäude betrat und direkt vor mir stehen blieb. Ich erinnere mich, gedacht zu haben, wie hübsch die Fremde aussieht. Sie war sehr modisch angezogen, perfekt geschminkt, jedes Haar an seinem Platz. Später erst erkannte ich, dass sie sich meinetwegen so herausgeputzt hatte. Ihr Kinn zitterte, als sie ihren Ehering vom Finger zog und ihn vorsichtig auf meinen Tisch legte.
    »Sie können ihn genauso gut haben«, hatte sie leise gesagt. »Nachdem sie mir schon alles andere weggenommen haben, was mir wichtig ist.«
    Ich hatte sie verwirrt angeschaut, da ich keine Ahnung hatte, wer sie war. »Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    Ihr freudloses Lachen sorgte dafür, dass die anderen Officer sich zu uns umdrehten. Chief McKinney stand neben der Kaffeemaschine und behielt die Szene aufmerksam im Auge, während er sich Milch in seinen Kaffee goss. »Sie können mir helfen, indem sie Stuart sagen, dass er nicht mehr nach Hause zu kommen braucht. Die Schlösser sind ausgetauscht, und ich habe eine neue Telefonnummer. Die einzige Art, auf die ich noch mit ihm kommunizieren werde, ist über unsere Anwälte.« Der Schock musste sich deutlich auf meinem Gesicht abgezeichnet haben, denn für einen kurzen Moment flackerte Zweifel in ihren Augen auf. Doch sie erholte sich schnell, und Besorgnis wurde durch kühle Verachtung ersetzt.
    »Es … es tut mir leid«, stammelte ich. »Das wusste ich nicht.«
    Sie hatte nur elend den Kopf geschüttelt. »Ja, ich auch nicht«, hatte sie bitter gesagt und war dann mit hocherhobenem Kopf gegangen.
    Zwei Tage später schlug ich die Sonntagszeitung auf und sah die Schlagzeile in Großbuchstaben und Stuart als Verfasser. Mir wurde eiskalt. Stuart hatte seine große Geschichte – und mich benutzt, um sie zu kriegen.
    Stuart soll sich zum Teufel scheren,

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