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Bis Zum Letzten Tropfen

Bis Zum Letzten Tropfen

Titel: Bis Zum Letzten Tropfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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sie irgendetwas Entscheidendes übersehen.
    – Und? Das hat er uns selbst erzählt. Glaubst du, dass er jetzt plötzlich zur Koalition gehört?
    Sela beobachtet mich, während ich die Flasche vom Tisch nehme.
    – Das heißt gar nichts. Vielleicht hat Predo ihm ja geraten, sich zu offenbaren. Könnte ein Trick sein.
    Amanda reibt sich die Schläfen.
    – Also wenn du jetzt auch noch anfängst, um fünf Ecken zu denken, kommen wir nie vorwärts.
    Sie streckt die Arme aus.
    – Was soll er Predo denn schon groß berichten? Was haben wir zu verbergen? Predos Büro liegt grade mal zwölf Straßen entfernt. Da kann er ja fast selbst nach dem Rechten sehen. Scheiße, meinetwegen kann er sogar bei uns mitmachen. Wir sind hier, wir nehmen jeden auf, und wir suchen nach einem Heilmittel. Wo ist das große Geheimnis ?
    Sela stemmt die Hände in die Hüften.
    – Keine Ahnung! Aber irgendwas will er rausfinden, und deshalb hat er Pitt geschickt. Und es wäre scheißgefährlich, diesen Kerl hierzubehalten, deine Gefühle hin oder her. Es wäre geradezu hirnrissig. Und du bist nicht hirnrissig.
    Amanda rollt mit den Augen.
    – Baby, weißt du was? Leck mich.
    Sela neigt den Kopf zur Seite.
    – Wie bitte?
    Amanda neigt den Kopf im selben Winkel.
    – Jetzt komm mir nicht mit dieser Schwestern-halten-zusammen- Scheiße. Nicht in meinem Büro.
    Sela hebt eine Augenbraue.
    – Aha. Okay. Gut, dann geb ich den Schwestern-Scheiß nächstes Mal unten am Eingang ab. Aber erst, wenn du aufhörst, dich wie Mata Hari aufzuführen. Als hättest du eine Ahnung, wie das Spiel läuft. Du hast nicht den blassesten Schimmer, meine Kleine. Vielleicht bist du die Intelligenteste hier im Raum, aber es gibt immer noch Sachen, bei denen du kein bisschen durchblickst. Der Typ hier zum Beispiel, dein geliebter Joe. Klar, ab und an taucht er zur richtigen Zeit am richtigen Ort auf. Aber meistens gibt’s Tote, wenn er sich blicken lässt. Massig Tote. Und zwar deshalb, weil er eine Seite gegen die andere ausspielt. Klar, du hängst an ihm, weil er dir das Leben gerettet hat. Das versteh ich ja, trotzdem arbeitet er seit Jahren für Predo. Und für alle anderen. Scheiße, er stand wohl schon so ziemlich auf jeder Lohnliste. Wenn er jetzt daherkommt und uns weismachen will, dass er für Predo arbeitet, bedeutet das einen Scheißdreck. Das heißt nur, dass er uns nicht erzählen will, wonach er wirklich sucht. Beziehungsweise wonach Predo sucht.
    Sela mustert mich.
    Amanda mustert mich.
    Ich stelle mein leeres Glas auf den Schreibtisch.
    – So, meinen Drink hab ich gehabt.
    Ich stehe auf.
    – Könnte mir jetzt jemand freundlicherweise die Hintertür zeigen?
     
    Amanda beobachtet Sela, die einen Code eingibt und damit die Tür zur Seitenstraße aufschließt.
    – Du verschwendest deine Zeit, Joe.
    Ich lehne mich gegen die Wand.
    – Findest du? Ich hatte einen Drink und einen netten Plausch mit alten Bekannten. Da gibt’s schlimmere Arten, die Zeit totzuschlagen.
    Sie rollt mit den Augen. Seit sie neun ist, übt sie, mit den Augen zu rollen. Inzwischen beherrscht sie es perfekt.
    – Das hab ich nicht gemeint. Und das weißt du.
    Sie packt den Ärmel meiner Jacke.
    – Das hier ist dein Zuhause . Deine letzte Zuflucht. Was wir hier vorhaben, ist real. Du kannst ruhig seufzen und das Gesicht verziehen und glauben, dass ich durchgeknallt bin; aber du weißt, dass ich das Richtige tue. Und du weißt, dass ich es schaffen kann. Alles, was du von jetzt an bis zu dem Augenblick tust, an dem du wieder angekrochen kommst und doch mitmachen willst, ist reine Zeitverschwendung.
    Ich sehe sie an.
    – Kleines.
    Ich stoße mich von der Wand ab.
    – Ich glaub nicht, dass du verrückt bist.
    Sanft befreie ich meinen Arm aus ihrem Griff.
    – Das weiß ich so sicher, wie es keine Gerechtigkeit gibt.
    Ich bewege mich auf die Tür zu, bleibe noch mal stehen und drehe mich zu Sela um.
    – Pass auf sie auf.
    Sie öffnet die Tür.
    – Dafür bin ich da.
    – Klar doch.
    Ich deute in Richtung Keller.
    – Du könntest ihren Job etwas leichter gestalten, wenn du tust, was sie sagt, und den Typen da unten kaltmachst.
    Ich gehe die rostigen Eisenstufen zur Straße hinunter.
    Sela sieht mir nach.
    – Wir sind nicht alle wie du, Joe. Manchen von uns fällt das Töten nicht leicht.
    Ich marschiere zum Eingangstor, das auf die Second Avenue führt.
    – Ist nicht meine Schuld.
    Ich halte ein Taxi an. Der Fahrer fragt mich, wo ich hinwill.
    Ich weiß genau, wo ich hinwill,

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