Bis zur letzten Luge
durchströmte ihn, als ihm klar wurde, dass er sie eigentlich nicht gehen lassen wollte, auch wenn sie keinen der Vorwürfe abgestritten hatte. Auch wenn seine Zukunft davon abhing.
„Ich darf nichts mehr mit dir zu tun haben! Verstehst du das nicht?“, schrie er. Die Worte waren für sie beide bestimmt.
Mit ihren Fäusten schlug sie gegen seine Arme. Schließlich stieß er sie von sich; sie taumelte gegen den Fenstersims. „Glaubst du, dass ich zulasse, dass du uns so leicht vergisst? Ich kann deine Kinder nicht allein großziehen! Wir kämpfen um jeden Bissen! Wir frieren im Winter und leiden im Sommer unter den Stürmen! Um deine Tochter durchzufüttern, verkaufe ich deine Geschenke! Aber im Frühling werde ich ein weiteres Kind bekommen, um das ich mich kümmern muss. Ich brauche also deine Hilfe. Und wenn du sie mir nicht freiwillig gibst, bin ich gezwungen, sie mir zu holen!“
„Und wie willst du das anstellen?“
„Ich werde nach New Orleans gehen und jedem, den ich treffe, sagen, dass Lucien Le Danois der Vater meiner Kinder ist. Ein Vater, der es zulässt, dass die Kinder hungern!“
Er spürte, wie die Farbe aus seinem Gesicht wich. „Das würdest du nicht wagen!“
„ Non ? Glaubst du nicht? Ich habe nichts außer meinen Kindern. Für meine Familie bin ich gestorben. Hier habe ich auch nichts verloren. Ich werde nach New Orleans gehen, und du wirst mich jeden Tag vor der Tür deines hübschen Anwesens an der Esplanade Avenue finden. Deine Frau und ich werden uns gut kennenlernen!“
Er konnte sich nicht daran erinnern, ihr erzählt zu haben, wo er wohnte, und doch wusste sie es. Sie wusste es, weil sie schon vor seiner Ankündigung mit dieser Idee gespielt haben musste. Er versuchte, seine Panik im Zaum zu halten. „Ich habe nie daran gedacht, dich ohne Geld zurückzulassen. Ich werde dir Geld geben. Ein bisschen jetzt, ein bisschen später. Du kannst dir ein besseres Haus suchen. Du wirst dann nicht mehr unter Stürmen wie diesem leiden.“
„Ein bisschen jetzt, ein bisschen später?“ Sie wischte seineWorte mit einer Handbewegung beiseite. „Meinst du, du könntest mich so leicht kaufen? Ein bisschen hier, ein bisschen da? Wie einen alten Bediensteten der Familie?“
„Es ist mehr, als du verdienst!“
„Vielleicht ist das so, doch es ist nicht das, was deine Kinder verdienen. Und für sie werde ich nach New Orleans gehen!“
Er sah seine Zukunft in der unverhohlenen Wut in ihren Augen. Er sah ein Leben ohne besonderen Stand, ohne Geld oder sonstige Annehmlichkeiten, die es mit sich brachte. Er sah, wie sich alle Türen der Stadt vor seiner Nase schlossen. Und in der einzigen Tür, die ihm noch offen stand, sah er die Frau stehen, die ihn nicht genug geliebt hatte, um ihn gehen zu lassen.
„Was muss ich für dein Schweigen zahlen?“
Sie atmete heftig, als hätte ihr Streit die Luft im Zimmer knapp gemacht. Während sie sprach, schien der Plan in ihrem Kopf Gestalt anzunehmen. „Ich will nicht länger der Gnade des Windes ausgesetzt sein. Ich will unsere Kinder nach New Orleans bringen. Ich will Geld, um mich um sie zu kümmern. Und es soll reichen, um ihnen später einen Beruf zu ermöglichen.“ Sie machte eine Pause. „Wir würden in der Nähe sein. Du wärst immer willkommen.“
Das war unmöglich, aber er sah keinen Vorteil darin, ihr das zu sagen. Er konnte nicht alles aufgeben, was er besaß, und ihm war klar, dass er genau das würde tun müssen, wenn er ihren Forderungen nachkam. Antoine würde die Wahrheit herausfinden, noch bevor sie und die Kinder die Reise in die Stadt angetreten hätten.
„Der Sturm ist der Grund für all das, was wir sagen.“ Er trat näher ans Fenster. „Wir sind beide unsicher. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, um zu reden.“
„Es gibt nichts mehr zu sagen.“
„Sei vernünftig, mon cœur ! Du bist eine Frau ohne Freundeund ohne Mittel. Du kannst es nicht ohne meine Hilfe schaffen.“
„Jahrelang habe ich jeden Cent gespart, den ich erübrigen konnte. Jemand wird mich für dieses Geld nach New Orleans bringen können. Wenn du darüber nachdenkst, nach dem Sturm abzureisen und mich nie mehr wiederzusehen, hast du dich geirrt. Wenn der Sturm vorbei ist, werde ich kein Zuhause mehr haben. Ich werde mir ein neues suchen. Vielleicht in der Esplanade Avenue?“
„Wie kannst du mir so drohen, nach allem, was ich für dich war?“
„Die Möwe beschützt ihre Jungen vor dem Falken.“
Er sah ihre Verzweiflung. Sie würde sich von
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