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Bismarck 01

Bismarck 01

Titel: Bismarck 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Konvent.«
    »Falsch! Die Reaktion wird dann Gewalt brauchen, Blut wird fließen und dann – –«
    »Und dann kommt alles anders. Wir sind keine Franzosen.Na, nichts für ungut! Ihr Wohl! Wie war's gestern in der Oper?« – –
    »Herrje, Otto!« faßten ihn zwei junge Männer ab, als er am Kastanienwäldchen vor der alten Universität herumspazierte und ein juristisches Pensum memorierte.
    »Bist du's, Fritz, alter Schlangentöter?« Den Spitznamen trug sein Vetter, Graf Bismarck-Bohlen, weil er mal eine Kreuzotter zur Strecke brachte. »Und du, Ulrich? Wie lange nicht gesehn!« Dies war ein Herr v. Damitz-Milzow aus Mecklenburg, ein Schulfreund aus den Kinderjahren. »Wo kommst du her?«
    »Zu Besuch bei Thaddens, die du wohl kennst? Nicht? Intim mit Puttkamers-Reinfeld, die dir sicher von euren pommerschen Gütern her bekannt? Auch nicht? Sehr herzliche Herrschaften, tief gemütlich, wie du es liebst, alter Kerl.«
    »Ich? O ich habe mich sehr verändert. Gemütlichkeit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr.«
    »Ja, ich habe von Fritz hier gehört, du bist in Göttingen ein schreckliches Licht gewesen. Einen Schmiß hast du auch.«
    »Dabei geht's ganz gemütlich her, das mein' ich nicht. Aber ich bin schon wieder verberlinert und elend blasiert.«
    »Ach laß dir nichts vorreden! Wenigstens in puncto amoris immer noch –«
    Fritz, der Graf, sagte Damitz etwas ins Ohr und lachte. »Nich mal ein ordentliches Verhältnis hat er, kein Küchendragoner und kein Konditorfräulein kann sich rühmen: er geht mit mir; keiner jungen Dame macht er mit unanständigen Absichten den Hof, von anständigen ganz zu schweigen.«
    »Laß mich zufrieden mit der Fopperei!« brauste Otto ärgerlich auf. »Ich habe keine Zeit für schmierige Chosen, muß ins Examen steigen.«
    »Weidmannsheil nebst Hals- und Beinbruch! Gratuliere voraus zum Durchfall!«
    Bohlen klopfte ironisch mit der Reitgerte seine eleganten Stiefel ab. »Den Aktenstaub, den du ansammelst, möcht' ich auch sehen. Du heißt ja der große Schwänzer. Dunklem Gerücht zur Folge sollst du mal einem Kolleg beigewohnt haben. Deine übrigen Kollegstunden hältst du im Treptower Park ab oder in den Rüdersdorfer Kalkbergen oder am Müggelsee ... rudern, reiten, jagen, boxen, fechten sind deine adeligen Passionen. Auch stehst du im Verdacht, Verse zu machen.«
    »Das ist schlimmer als ein Verbrechen, das ist ein Fehler, sagte der selige Talleyrand«, versetzte Otto kühl. »Oder hier: schlimmer als eine Verleumdung, eine falsche Gloriole. Ich wollt', ich könnte es. Doch ich bin ganz schuldlos.« »Nanu! Moritz Blanckenburg hat dich doch auf der Potsdamer Pfaueninsel ertappt, wie du im Boot aus einem Buch Verse deklamiert hast.«
    »Lenaus ›Schilflieder‹. Nichts für dich, mein Söhnchen. Waswäre übrigens dabei? Prinz Wilhelm hat auch Verse gemacht an seine Jugendflamme, die Radziwill.«
    »Potztausend! Ein so strammer Soldat, von dem die Leute sagen, daß er in Uniform zu Bette geht.«
    »Die medisanten Berliner quasseln viel. Denen ist nichts heilig ... nicht mal meine unbefleckte Jungfräulichkeit im Musendienst, nicht mal mein guter Ruf als nüchterner Rechtsbeflissener.«
    »Na abwarten! Ich lach' mich tot, wenn du je Referendar wirst. Übrigens verbreitet Moritz auch mit tiefer Trauer, daß du in deinem Kämmerlein unbändig schmökerst ... unsittliche Belletristik.«
    »Bei Moritz ist alles unsittlich, was nicht in der Bibel steht.«
    »Ja, du bist ein ungläubiger Heide. Schmökern ist ja soweit ganz nett, z. B. Romane von Graf Sternberg und Gräfin Ida Hahn-Hahn ... die sind freilich sehr überspannt.«
    »Ach, das ist die!« mischte der ehrliche Damitz sich ein. »Belle warst de, triste bist de, Belletriste.«
    »Mit solch faulen Witzen bringen die Berliner jeden um. Aber für sentimentalen Weiberschund hab' ich keine Zeit. Da les' ich noch eher das Zeug von einem gewissen Gutzkow.«
    »Herrgott, der ist ja geächtet vom Deutschen Bundestag!« schrie Damitz auf. »Ein ganz rabiater Kerl.«
    »Ach wirklich?« Otto machte ein unschuldiges Gesicht. »Bei aller schuldigen Ehrfurcht vor dem hochmögenden Deutschen Bund, allzuviel verbieten ist ungesund. Laßt doch die Leute schreiben! Bellende Hunde beißen nicht. Übrigens, wer die Feinde will verstehn, soll in Feindes Lande gehn. Wie soll ich denn die Demokraten begreifen, wenn ich nicht ihre Bücher lese? Tröste dich aber, ich lese fast nur Englisch und Französisch.«
    »Auf der Schule hast du

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