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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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es, denn wir werden, wie gesagt, gar nicht in der Notwendigkeit sein.«
    Der König versank in Nachdenken. »Und Österreichs Freundschaft halten Sie für wertlos?«
    »Durchaus nicht, es wird unser natürlicher Verbündeter sein, sobald es mal auf Hegemonie in Deutschland verzichtet. Fürs erste aber haben wir von ihm nichts zu hoffen, alles zu fürchten und eventuell viel zu holen. Von Rußland haben wir für die deutsche Frage alles zu hoffen, nichts zu fürchten und von ihm im Kriegsfalle nichts zu holen. Es liegt also auf der Hand, where our bread is buttered, wo unser Vorteil liegt.«
    »Nun gut, ich werde nicht nach Frankfurt gehen.«
    Doch in Baden lauerte neue Überraschung. Der ehrwürdige König von Sachsen, der als Dante-Übersetzer gepriesene Johann der Weise, der Senior des deutschen Fürstenstandes, erschien in Person mit Vollmacht von 33 Dynasten, um den Hohenzollern im Triumph nach Frankfurt zu entführen. Beust begleitete ihn und suchte seinen preußischen Kollegen hastig auf, während die beiden hohen Herren sich besprachen. Er fand Otto beim Abendessen, der ihn höflich bat, teilzunehmen.
    »Ach, dies ist das Stephanienbad, wo 1806 der Kaiser Napoleon abstieg, als er ein wenig Rheinbund auffrischte und die süddeutschen Herrschaften um sich versammelte«, begann Beust unverfänglich. Das sollte natürlich tiefere Beziehung haben und die angebliche Bundesreform des Fürstentages in nationalem Lichte erstrahlen lassen, als schwebe dabei Vereinigung der Deutschen gegen ausländische Übergriffe vor. Otto wischte sich den Mund, warf die Serviette hin und sagte trocken:
    »Sie kommen, um uns ins Verderben zu stürzen. Gelingt Ihnen nicht.«
    Beust machte eine theatralische Bewegung hochherziger Verneinung. »Ich stehe sprachlos und begreife Sie nicht. Ach, vielleicht fürchten Sie, die Gesundheit Seiner Majestät des Königs von Preußen, der nach zwei ernsten Kuren der Ruhe bedarf, werde gefährdet? Nichts einfacher als das, der König begebe sich morgen nach Frankfurt, höflich begrüßt und begrüßend, und gebe die Erklärung ab, er werde sich an den Beratungen beteiligen, müsse jedoch einige Wochen um Aufschub bitten. Dann geht der Kongreß so lange in Ferien.«
    »Möglich, aber nicht sicher. Ebenso möglich, daß er ohne den König die Beratungen beginnt. Und die Hauptsache bleibt immer, daß er dann prinzipiell seine Einwilligung gegeben hätte. Dies mit allen Kräften zu verhindern, ist meine Absicht.«
    »Wie soll ich mich nur bemühen, Ihren Argwohn zu zerstreuen! Sie schenkten mir doch bisher Vertrauen.«
    Barsch unterbrach den öligen Hofmann sein unheimliches Gegenüber: »So? Wenn das so ist, so hab' ich Vertrauen überhaupt nicht mehr seit Ihrer Rede beim Leipziger Turnfest.«
    Beust tat, als fiele er aus den Wolken. »Wie?« Weil ich von Deutschlands Einheit sprach?«
    Der Preuße lächelte spöttisch. »Mit der Ihnen angeborenen schwungvollen Beredsamkeit. Aber, genau gesprochen, sprachen Sie von Einheit der edlen deutschen Fürsten, die ein großes Werk vorhätten, um die Wünsche der Nation zu befriedigen. Woraus ziemlich sicher hervorgeht, daß Sie das Frankfurter Projekt schon kannten, als ich Sie in Dresden besuchte, vielleicht kannten Sie es sogar früher als irgendwer, doch verschwiegen es mir mit löblicher Vorsicht.«
    »Es lagen Andeutungen vor, es waren Anbahnungen im Gange, doch nichts Gewisses«, log Beust etwas verlegen. Konnte man denn wissen, ob dieser schändliche Mensch nicht alle Intrigen haarklein kannte und man sich durch krasses Lügen bloß in die Tinte setzte?
    »Ja, die Nation erfuhr, welch deutsches Herz in Ihrem Busen schlägt. Hoffentlich denken alle Mittelstaaten so opferfreudig wie Sachsen ... ich meine natürlich gemäß Ihrer schönen Rede.« Das war des Pudels Kern: Preußen den Wind aus den Segeln nehmen und sich anstellen, als könnten die Kleinstaaten, aus eigener Machtvollkommenheit, was Preußen nicht wolle und könne. »Gehen Sie doch! Sie machen Ihre Freunde irre. In Preußen schwor auf Sie bisher Edwin Manteuffel. Als der Ihre Rede las, bekam er die Gelbsucht und legte sich zu Bett mit dem Wehruf: Wie man sich in einem Mensch täuschen kann!«
    »Sie machen sich über mich lustig!« rief Beust ärgerlich. »Ich kenne ja Ihre Gewohnheit, selbst bei ernster Verzürnung zu scherzen. Wann werde ich Ihren offiziellen Bescheid erhalten?«
    »Sofort.« Otto stand auf und reckte sich. »Ich gehe zum König und werde Ihnen die Antwort bringen. Mein

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