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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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bequemten, den Status quo des seligen Londoner Traktats anzurufen, kam die arge Antwort: »Zu spät, den damaligen Zustand gibt's nicht mehr, Krieg hebt jede frühere Abmachung auf. Konferenz? Meinethalben, doch ohne jede Basis von Übereinkunft. Waffenstillstand? Verweigert.«
    Eines Morgens flaggte ganz Berlin, und einige Königstreue brachten dem bösen Manne in der Wilhelmstraße ein Ständchen. Hurra, Hurra! Düppeler Schanzen genommen! Eine glänzende Waffentat! 118 Geschütze, 22 Fahnen erobert! Dies war nun wirklich ein Sieg, der sich sehen lassen konnte und alle kleinen Erfolge der Österreicher gänzlich in Schatten stellte. Otto eilte zum König, den er in freudiger Aufregung traf.
    »Ich muß zur Armee, ihr meinen Dank sagen. Reden Sie nichts dagegen, mein Herzensdrang ist nicht zu dämpfen. Sie müssen mit und Roon.«
    »Ein Extrazug könnte morgen bereitstehen, Eure Majestät könnten am dritten Tage zurück sein. Ich bin sofort reisefertig.«
    »General Moltke soll auch benachrichtigt werden. Prinz Friedrich Karl klagt über Wrangel, wir müssen da wohl schonend eingreifen und dem würdigen Greis eine Stütze geben. Ich erhebe Moltke zum Stabschef des Oberkommandos. Roon, der alles so wohl präparierte, soll auch eine Freude haben... verraten Sie mich nicht! – und Chefinhaber seines alten Füselierregiments werden.«
    Auf der Durchreise in Flensburg und Rendsburg sprach sich die Dankbarkeit der befreiten Bevölkerung mit lebhaften Kundgebungen aus. »Ihre Sache ist mir heilig und ich werde sie ausfechten«, bekräftigte der König, doch ertönten überall zwischendurch Heilrufe auf den Augustenburger. Die Parade vor Düppel verlief glänzend. Der königliche Greis genoß bei den Truppen die höchste Verehrung und Anhänglichkeit, er begeisterte sich an der Begeisterung, die seine Anwesenheit weckte. Man erzählte ihm von besonderen Heldentaten, sein Herz schwamm in freudiger Rührung.
    »Der arme Raven!« Welch schönes Wort! »Es ist Zeit, daß wieder ein preußischer General auf dem Schlachtfelde stirbt!« Doch Otto dachte düster: Es müssen wohl noch viele sterben, ehe denn die Zeit erfüllet ist.
    Wrangel, der sich ungeheuer wichtig tat, sollte gnädig beurlaubt und in den Grafenstand erhoben werden, damit die Entlassung nicht schmerze. Otto betrachtete beifällig den roten Prinzen in seiner Uniform der roten Zietenhusaren. Der ziemlich vierschrötige und untersetzte Herr zählte erst 36 Jahre, damals trug er noch nicht den breiten Vollbart, sein Gesicht hatte etwas Vornehm-Düsteres. Er war oft herrisch und kurz angebunden beim Kommando, sonst ungemein höflich und jedem Selbstlob fern. Obschon jetzt Höchstkommandierender auch über das Korps Gablentz, hielt er im Privatkreise nicht mit Geringschätzung der k. k. Offizier und Generale zurück. »Sabreurs, nichts weiter. Aus guter Familie, von guter Turnüre, bestechen sie den gemeinen Mann durch Bravour und Landsknechtart, rücksichtslos gegen das feindliche Land, ganz anders wie wir, die oft zu rücksichtsvoll. Die höheren Chargen sind nicht viel anders. Gablentz, Gondrecourt sind Hüteschwenker: Mir nach und vorwärts! Wie Reischach und seinesgleichen. Oft verstehen die Mannschaften nicht mal, was der Führer ruft, selbst die Offiziere beherrschen nicht alle die deutsche Kommandosprache, alles redet vielsprachig durcheinander, ohne sich zu verstehen. Ein Wunder, daß es bisher noch gut ging. Doch der grüne Federbusch eines k. k. hohen Generals scheint dazu bestimmt, unsanft zerpflückt zu werden. Wenn die Sturmkolonnen schon von den Dänen zusammengeschossen wurden, so könnten sie gegen französische Truppen Wunder erleben, ärger als bei Magenta.« Der Prinz meint gar nicht französische, sondern preußische Truppen! fuhr es Otto durch den Kopf, der in der Tür zuhörte, halb eingetreten. Friedrich Karl fuhr rasch herum, grüßte und brach in etwas schnarrendem Tone ab: »Meinen der Herr Ministerpräsident nicht auch, daß man Erfolge mit geringstmöglichen Opfern erringen muß? Mein Bestreben wird immer sein, so viel Menschen, als es irgend angeht, ihre gesunden Knochen zu erhalten.«
    Dann rechne du darauf, daß man dich einen wüsten Draufgänger schimpft, der rücksichtslos Tausende zur Schlachtbank führt! dachte Otto. Denn man muß immer das Urteil der Welt auf den Kopf stellen, um die Wahrheit zu finden.
    Eins verhehlte sich der Mann geheimer Entwürfe und Zukunftsschauungen nicht, wo immer er den weißen Glanzüberzug ungarischer

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