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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Bescheidenheit des Königs verwischte, daß er eine sehr scharfe Einsicht in die höchsten Gebiete der Strategie besah. »Ich kann nicht sagen, wie wohltuend das offene, fröhliche Wesen des hohen Herrn auf mich wirkt.«
    »Er möchte aber den Krieg vermeiden.«
    »Mag sein, doch jetzt, wo es ernst wird, erwacht in ihm der kampffreudige Hohenzoller.« Blumenthal lächelte. »Eure Exzellenz sind eigentlich der erste, der ins Feuer ging. Ich gratuliere zu Ihrer wunderbaren Errettung.«
    »Ich habe eben starke Rippen, auf denen die Kugel federte und nicht durchging,« brach Otto gleichgültig ab. »Übermorgen ist Kriegsrat im Schlosse.« –
    Dabei ging es nicht ganz einhellig her. Der König beschwichtigte: »Vielleicht erhalten wir noch den Frieden. Ihren Angriff würden die Österreicher wohl längs der Elbe auf Berlin richten. Deshalb wird der Kronprinz mit dem Hauptquartier noch nicht nach Schlesien abgehen. Man kann nie wissen.«
    Sofort erhob sich als Sprachrohr Friedrich Karls sein Stabschef Voigts-Rhetz, ein ziemlich häßlicher, fettleibiger Herr von hoher Geistesstärke und kreuzbraver Gesinnung: »Ich möchte mir erlauben, die übergroße Ausdehnung des ersten Aufmarsches von Zeitz bis Neiße bedenklich zu finden, das sind 60 Meilen, selbst für 280 000 Mann, die wir dort wohl aufbringen, gar zu viel.«
    »Das geschieht wegen Abhängigkeit vom Bahntransport«, fiel Moltke lebhaft ein. »Es ist dies ein neues, hochwichtiges Element der Kriegführung. Im amerikanischen Bürgerkrieg kam es zuerst zur Geltung, man konnte viel davon lernen. Nur Ausnutzung sämtlicher Bahnlinien auf weitem Radius bringt größtmögliche Schnelligkeit der Mobilisierung. Später kann man sich ja immer konzentrieren.«
    »Das wird schwer halten,« verneinte Voigts-Rhetz. »Solange die Heere in ihrer Trennung zwischen Schlesien und Lausitz beharren, hat der Feind den Vorteil der inneren Linie.«
    »Der durch unsere überlegene Bewaffnung ausgeglichen wird,« versicherte Moltke. »Jedes unserer Einzelheere hat Kraft genug, den Feind so lange aufzuhalten, bis das andere eingreift.«
    Eine erregte Erörterung fand statt. Der schweigende Blumenthal empfand, daß allgemein gegenteilige Ansicht bestand. »Die Hauptmasse hätte bei Görlitz aufgestellt sein müssen, da dorthin die feindliche Offensive einsetzen wird,« murrte Friedrich Karl.
    »Wenn wir ihr nicht zuvorkommen.«
    »Gestatten Sie mir, mich an der militärischen Diskussion als Laie zu beteiligen!« Otto las einen Rapport aus Oberschlesien vor. »Er scheint zuverlässig. Danach sammelt sich der Feind an der oberschlesischen Grenze, will durch die Pässe bei Waldenburg und Landshut eindringen, Eroberung Schlesiens brächte großen moralischen Erfolg. Mich däucht, wir könnten das vorerst nicht hindern, die II. Arme müßte nach Norden ausweichen und erst nach Ankunft der I. Armee – Linksabmarsch – die Schlacht liefern.«
    »Uns fehlt ja auch noch das Ostpreußische Korps«, bemerkte der Kronprinz.
    »Unter solchen Umständen wäre wohl längeres Zuwarten empfehlenswert. Noch besteht Möglichkeit einer Verständigung, wahrscheinlich ist es freilich nicht.« (Und nicht erwünscht, ergänzte er in Gedanken, doch das darf ich nicht äußern.) »Die Kleinstaaten bleiben wohl vorläufig neutral, vor Frankreich haben wir Sicherheit. Allerdings schreibt mir unser Gesandter Usedom aus Florenz – Major v. d. Burg überbrachte das Schreiben, den wir in militärischer Mission dorthin schickten –, Napoleon träume von Kompensationen. Doch das ist Chimäre, Zukunftspolitik, die uns nichts angeht. Im übrigen berichtet Burg, die Italiener wollen nach Dalmatien übersetzen, durch Garibaldi die Kroaten insurgieren, dann in Trient einfallen. In Ungarn sei der Aufstand schon organisiert. Die heißblütigen Sanguiniker schreien, das Haus Habsburg werde in zwei Monaten aufgehört haben zu regieren.« König und Kronprinz runzelten die Stirn. »Ich schmeichele mir, daß wir selber solchen Mißgriff verhüten würden. Denn Österreichs Bestehen wollen wir in keiner Weise antasten, sofern es nur in der deutschen Frage nachgibt.« Der schweigend zuhörende Blumenthal bewunderte die hinreißende Einfachheit und Klarheit der Darlegung. Der Kriegsrat trennte sich mit der Hoffnung des Kronprinzen auf einen europäischen Friedenskongreß. Otto lächelte etwas unheimlich. – –
    »Können Sie mir reinen Wein einschenken, ob es zum Kriege kommt?« Der britische Gesandte zog auf einem offiziellen

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