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Bismarck 02

Bismarck 02

Titel: Bismarck 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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Wesentliches darin.«
    »Ich dächte doch. Vielleicht entging Ihnen, daß das ›Journal des Debats‹ die Existenz des deutsch-italienischen Bündnisses bezweifelt.«
    »Suchet so werdet ihr finden! Wir leben im Zeitalter des Zweifels.«
    »In der ›Revue des deux Mondes‹ stand eine Notiz, die Bedingungen seien jedenfalls nicht die gleichen für beide Parteien.«
    Otto antwortete nicht und sprach mit einem anderen Tischnachbar über etwas anderes. Aha, er stellt sich taub! dachte Vilbort, der darauf brannte, diese hochwichtige Information nach Paris mitzunehmen, ob etwas daran sei oder nicht. Aber als man sich vom Tische erhob, wandte sich der Wirt lächelnd an ihn: »Ich möchte Ihnen noch ein besonderes Dessert anbieten.« Auf einen Wink trat Vilbort in des Ministers Arbeitszimmer, der einer Schublade ein Aktenstück entnahm und ihm hinreichte. »Hier haben Sie das Original des Vertrages, Sie können die einzelnen Klauseln lesen.«
    Vilbort empfand eine tiefe Bewunderung für dies ungezwungene Sichgehenlassen. Denn er ahnte recht wohl, daß der joviale Hüne vor ihm seine Bärenkraft in unaufhörlichen Kämpfen aufrieb. Er machte sich einige Notizen: »Nicht wahr, am 12. forderte Graf Karolyi seine Pässe, am 14. legte der preußische Gesandte die Akte des neuen Bundes auf den Tisch des Bundestages nieder, wonach Österreich ausgeschlossen und der alte Vertrag erloschen sei?«
    »Stimmt auffallend. Die Einheit Deutschlands, über alle äußeren Formen erhaben, ist unser einziges Ziel, das der Feinde die Zerschmetterung Preußens. Lesen Sie nur die ›Wiener Presse‹ und die ›Augsburger Allgemeine‹! Da gehen einem die Augen über.«
    »Ich weiß. Eure Exzellenz täuschen sich wohl darüber nicht, daß man in ganz Europa an Ihre Niederlage glaubt. Sie ziehen in einen ungleichen Kampf. Ich vernahm, daß der Ihnen so wohlgesinnte Zar beim Auszug preußischer Reservisten aus Petersburg wehmütig und nassen Auges rief, ›Ihr werdet euer Vaterland auch nicht mehr retten.‹ Auch er wie Frankreich versuchten noch am 23. Mai, den zum Schwertschlag Ausholenden in den Arm zu fallen.«
    »Worauf Österreich am 1. Juni den Streit an den Bundestag verwies, also den Gasteiner Vertrag zerriß. Juridisch und moralisch sind wir allein im Recht.«
    »Ach, Exzellenz sagen ja selber: Macht geht vor Recht. Österreich hat 800 000 Mann, Bayern allein 200 000, Württemberg 40 000.«
    Otto lachte aus vollem Halse. »Auf dem Papiere. Wenn das Ihre Schmerzen sind! Unser Generalstab weiß es besser. Österreich hat keine 500 000, der Bund 185 000 Sollstärke, in Wahrheit noch nicht mal so viel. Wir werden 650 000 aufbieten, wovon 400 000 in erster Linie. Und da Bayern nur 42 000, Württemberg kaum 14 000 hat, so werden eine Handvoll Preußen gegen den Bund genügen. Denn hier macht zweimal zwei nicht vier, qualitativ sind wir so ungeheuer überlegen. Nur die Unwissenden gehen zage in diesen Kampf hinein, ich weiß, daß Preußen siegt wie noch nie. Übrigens gehen 100 000 Österreicher gegen Italien ab, das doppelt so viel aufbietet.«
    »Eine recht geringe Meinung scheint man also in Wien von italienischer Wehrkraft zu haben. Die Enthüllungen Eurer Exzellenz sind mir sehr wertvoll.«
    Nachdem der Franzose sich verabschiedete, lief Otto unruhig im Garten umher. Ja, wenn es nur so weit wäre! Aus dem Schlosse sollte die Kunde eintreffen, daß der König sein Kriegsmanifest an sein Volk unterzeichnet habe. Auf besondere Kriegserklärung ließen sich beide Parteien nicht ein, da man schon seit einem Monat kriegsbereit gegeneinander stand. Erst jetzt kam aus hundert militärischen und politischen Gründen der richtige Augenblick, es mußte auch erst der napoleonische Friedenskongreß abgeblitzt sein. Vor allem handelte es sich um Genehmigung der Sommation an die Höfe von Dresden, Hannover, Kassel, binnen zwölf Stunden die Neutralität zu erklären oder die Folgen zu tragen. Doch immer noch blieb der Feldjäger aus dem Palais unsichtbar. Noch in letzter Stunde werden sie den König zu umgarnen suchen. Ich höre Streber wie Bethmann-Hollweg munkeln über meine lebensgefährlichen Widersprüche ohne Folgerichtigkeit, und derlei Geschwätz, über ränkevolle Tücke, die allem Ausland das Vertrauen raubte und dennoch das Vertrauen des Königs besitze.
    »Hast du schlimme Nachrichten?« fragte Nanne besorgt.
    »Nein, aber keine, was schlimmer ist.« Da schellte es an der Haustür – der Feldjäger – hurra, der Würfel ist

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