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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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angeblich wirkte Gas nicht mehr, weil ½ Million Respiratoren aus England anlangten. Leute in Schützengräben kann man sich mit Lutschbeuteln nur vorstellen, wenn sie schon vorher diese milde Gabe zu sich nahmen, nicht von einem Tag zu anderm unter Wirrwarr plötzlicher Schlacht. Instrumente in solcher Menge fabriziert man nicht, wenn nicht zuvor auf Gasangriff gefaßt. Man gaukelt hier Fürsorge englischer Heerverwaltung vor und überträgt viel spätere »Gasmasken« auf diesen Anfang. Doch ob mit oder ohne Gas, ließen sich am 2. die Briten massenweise töten, um ihre Kriegskunstbauten zu halten, über deren Stärke die Deutschen staunten und von da ab nie mehr ähnliche Verteidigungsmittel vor sich fanden. Schon damals sah es so aus, als müsse French das Ostufer räumen, doch das törichte Haupthämmern aus Osten und Norden gewährte ihm Zeit, um allgemeine Brückenkopfstellung aufzurichten, unter deren Schutz er sich dauernd an den Kanalrand klammerte. Daß nur der Süddruck auf ihm lastete, gab er zu verstehen, indem er damals südlich der Lys den Ring zu sprengen suchte. Da dies mißlang, blieben die Verhältnisse noch zwei Jahre die gleichen, wobei aber jede Entscheidung deutscherseits wegfiel. Im April folgte H. Albrecht unmittelbar dem Abziehenden, ihn in die Enge zu treiben, ehe er Atem schöpfte, damals ließ French nur zur Rückzugsdeckung Brückenköpfe anlegen. Er verhehlte sich nicht, daß seine Front östlich des Kanals abgekniffen werde, wenn Hooge oder Ypern fielen, woran er unzweifelhaft dachte. Aus 25  km Länge 9  km Tiefe notgedrungen auf 13  km Länge 5  km Tiefe verengt, stählte sich aber seine Widerstandskraft. Denn nur Ausnutzung der Geländevorteile behütete bisher seine ungebührliche Ausdehnung vor Unfällen. Jetzt überlieferte ihn die Raumschmälerung nicht mehr so arg dem Kreuzfeuer. Hätte der Kanal eine ungünstige Windung gehabt, wie die Maasschleife bei Sedan, so wäre das Unmögliche seiner Aufstellung früher fühlbar geworden. Aus Osten waren aber die Deutschen nicht nahe genug heran, um gleichzeitig mit French an dessen rückwärtige Kanallinie zu pochen. Das konnte nur aus Süden geschehen. Es war reine Unvernunft, die deutsche Schlachtlinie nach Nordwest zu ziehen, statt Südwest. Das 27. R. K. gehörte auf die Südseite der Chaussee. Wäre dort der Gasangriff erfolgt, so hätte man sofort die Linie Zillebeke–Hooge überschwemmen und Plumer im Rücken fassen können, der dann sowieso sich nordwestlich retten und den mittleren Kanal preisgeben mußte. Dann wäre Schlag auf Schlag Ypern gefallen und den Verbündeten nur Abzug auf Poperinghe unter konzentrischer Kanonade geblieben, da erst in diesem Falle die Nordgruppe wirklich festen Boden unter den Füßen gewonnen hätte, zwar kein Sedan, doch ein Beresina-Debacle war dann unausbleiblich.
    Wir wollen den taktischen Hieb, gleichsam eine mobilisierte Gasprobe, nicht verkleinern, doch eher als ein Wunder der Marne sollte die Entente ein Wunder von Ypern feiern. Wir mögen Fochs feste Nerven hier wie dort bewundern, doch nicht die deutsche Führung, die nicht begriff, daß ein Ypernschlag, schwer wie er war, überhaupt strategisch nur entscheiden konnte, wenn man zuvor den viel leichteren Weg zur mittleren Lys auf Bethune beschritt, wo man auf innerer Linie die Front Frenchs zerschneiden konnte. Dem energischen Prinzen Rupprecht lag solch weitausschauende Operation sicher gut, man durfte sie auf jede Gefahr hin in Angriff nehmen, wenn man beim Leipziger Korps Reserven ansammelte. Infolge begangenen Fehlers war im Westen nur noch Ermattungsstrategie am Platze? Zugegeben, dann war aber auch Ypernangriff ein unausnutzbarer Fehlschlag, man hätte schon zu Neujahr streng defensiv abbrechen sollen, im folgenden Neujahr 1916 aber wären dort die bei Verdun versammelten Reserven besser am Platze gewesen. Von all den hochgespannten Hoffnungen erfüllte sich nichts, die ganze Nord- und Westoperation blieb bisher strategisch eine Niete, von der als schätzbar nur Erwerb Antwerpens, Lilles und der Yserschranke übrig blieben. Wir kennen keine trostlosere Entgleisung kopfloser Übereilung als das Wegziehen von Kräften der 4. A. nach Lys und Arras, die dort den Kohl nicht fett machten, doch den möglichen Entscheidungspunkt schwächten mitten im Krisenakt. Kein englischer Vorstoß an der Lys, kein erweiterter Durchbruch bei Arras hatte Bedeutung, wenn nur bei Ypern wirkliche Entscheidung fiel. Immer der gleiche Mangel an

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