Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
Vom Netzwerk:
Avre–Luce–Sommetal nicht vorhersah und gestattete, weil keine Reserven dort die Linien verstärkt hatten. Da die Fernbeschießung von Paris auch jetzt noch fortgesetzt wurde, kann damals die Einknickung der deutschen Linie nicht so arg erschreckt haben. Immerhin war dies ein neuer schwerer Schlag für die schwankende unbefriedigte Stimmung daheim. Schon am 11. hielten Gegenstöße Debeney und Rawlinson auf, während längs der Nordfront bis zur Yser Teilgefechte entlang liefen. Es ist möglich, daß die Okkupation in der Ukraine (jetzt unter Generaloberst v. Kirchbach) und die Vorbereitungen der Expeditionen gegen Archangel und ins Wolgagebiet, wo 700 000 Deutsche Kolonisten auf Befreiung sowohl von Bolschewiki als Tschechoslowaken harrten, nach Westen bestimmte Streitkräfte in Rußland zurückhielten. Die seit Neujahr allmählich an der Westfront angestaute Masse muß nichtsdestoweniger bedeutend gewesen sein und Hindenburg zum ersten Mal ein Vollgefühl überlegener oder gleichwertiger Kräfte gehabt haben. Um so peinlicher dieser zweimalige Rückschlag, ohne daß nun endlich anderswo ein deutscher Offensivplan zur Entscheidung durchblickte, der vielmehr immer noch auf sich warten ließ.
    Rawlinson kam allerdings schon bei Lihons zum Stehen und der Einbruch, am ersten Tage 14  km tief, erweiterte sich nur sehr wenig. Doch schon waren im Ganzen 24 000 Gefangene in Ententehänden, nebst angeblich 500 Kanonen, wodurch deutscher Verlust seit Mitte Juli auf 60 000 Gef., über 1000 Geschütze stieg. Rechnet man mutmaßlich 40 000 Tote und Verwundete der 2., 18., 9. A. hinzu, so kam der ganze Zwischenfall teuer zu stehen. Indessen klingt Fochs spätere Gesamttrophäenziffer um so verdächtiger, als solche Zustände sich nirgends wiederholten. An den Somme-Avre-Kämpfen sollen 21 deutsche Divisionen beteiligt gewesen sein. Die Alliierten brachten dort 30 Divisionen ins Feuer, wovon 18 franz., 5 australische, 4 kanadische. Bis zum 18. schleppte der Kampf sich in ziemlich zersplitterten Teilaktionen fort, wobei die Engländer auch an der Lys sich wieder regten. Wir blieben durchweg in der Defensive. Vom 18. bis 22. gab es wieder Großkampftage. Armee Mangin machte nur geringe Fortschritte bis zur Chaussee zwischen Aisne und Oise, Armee Humbert stieß bis südlich Noyon vor, unter sehr schweren Opfern vor Rampcel und Carlepont. Das Massiv Lassigny–Roye wurde jedoch erneut unhaltbar unter den wütendsten Angriffen, wobei es oft zum Handgemenge kam, Beauvraignes ging verloren. Rawlinson setzte diesmal aus, dagegen drang die neu hergestellte Armee Byng in Richtung Achiet–Mercatel vorwärts, ohne daß jedoch Rawlinson bei Albert vorerst über Thiepval hinauskam. Im Norden nahmen die Briten Merville und suchten in Richtung Armentieres sich vorzuarbeiten. Alles natürlich mit größten Verlusten, wo immer die Offensive ansetzte, allein 500 Tanks blieben zerschossen liegen. Die Franzosen wollen erneut 16 000 Gefangene gemacht haben.
    Alles in Allem wurde der Feind natürlicherweise durch seine ununterbrochenen Angriffe abgenutzt und geschwächt, aber sein Selbstgefühl sehr gehoben und die deutsche Stimmung herabgedrückt durch die vierwöchentlichen fortwährenden Raumverluste. Man mochte sich wohl den Kopf zerbrechen, was Hindenburg eigentlich beabsichtigte. Um diese Zeit verließ auch Prinz Rupprecht die Westfront und begab sich nach München. Die Ententeregierungen schwelgten wieder in Übermut und rechneten vor, daß Amerika bereits 1 450 000 Mann im Felde habe. Selbst wenn davon die Hälfte Arbeiter waren, so hätte man mindestens 25 kopfstarke Divisionen an der Front rechnen müssen, wovon aber zur Zeit noch nichts zu merken war. Das Prahlen schwoll wieder lawinenartig an. Man wollte über 100 000 Gefangene gemacht haben, was schwerlich zutraf. Plante Ludendorff einen Schlag an völlig anderer Stelle? Bei Verdun, Mihiel oder im Elsaß? Wer wußte es, wer mochte es enträtseln! Schon hieß es in Paris, 13 österreichische Divisionen sollten die wankende deutsche Front verstärken. Leider eine fette Ente. Die wildesten Gerüchte liefen um, während zwischen Österreich und Italien der Kampf versumpfte.
    Am 22., 23. verdoppelte Foch seine Anstrengungen. Vor Mangin wich Böhn hinter die Aisne aus, Hutier erwehrte sich eines furchtbaren Anpralls, ohne Roye und Noyon fahren zu lassen, nur den Carlepontwald und Lassigny räumend. 29 Divisionen sollen hier angerannt sein, darunter Elitetruppen, wie die 46.,

Weitere Kostenlose Bücher