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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Bleibtreu
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als geschehe überhaupt nichts mehr; wir sind aber so unhöflich, ihm vorzuhalten, daß Unsere bei Ypern im Oktober 7150, im November 8000 verloren, wo der am 17. »nördlich Ypern« verübte Handstreich nicht so bedeutungslos blieb, auch nicht im Süden. Wir stoßen also um, daß French sich dort still verhielt. Für Westfront nur Geschützduelle und Minensprengung? Und franz. Meldung riecht am 27. drei Ladungen erstickender Gase an den Hochöfen von Berthincourt? Da wittert man immer mißtrauisch größere Schlappen. Und French weiß auch nichts weiter, als daß deutsche Mineurs mal 10 mal 2 Briten verschütteten, ohne ihnen Schaden zu tun! Mit solchen Kindereien vertreibt man sich amtlich die Zeit und streut der Welt Sand in die Augen, während damals immer noch reichlich Blut den Champagnekalk und Flanderns fetten Lehm überströmte und in der Arraszone 1. G. und Franzer, sowie beiderseitig Ecurie Bayern und Magdeburger mit aller Kraft fochten.
    Als Weihnachtsbescherung trat French in wohlverdienten Ruhestand; England kannte zwar seine Fehler nicht, doch mißbilligte sie! Monroe als Befehlshaber der Bethune-Armee und Haigh als Höchstkommandierender verschönerten Frenchs Abberufung durch »meisterliche Untätigkeit« (Disraeli). Zu später Stunde besann sich die englische Kriegsführung darauf, daß die Leipziger, vor deren Keckheit man sonst eine heilige Scheu hatte, die Zwischenverbindung Lille–Ypern stärkten. Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei, dachte Monroe und stattete ihnen zu Neujahr einen Nachtbesuch ab, um sich nach ihrem Befinden zu erkundigen. Danke, sehr gut! Die lydittduftige Neujahrskarte ward uneröffnet von den höflichen Sachsen refüsiert, und gelangte so wenig an ihre Adresse wie französische étrennes an andere Türen. Neue Abendvisite am 11. Januar endete mit anzüglichen Hinausschmiß der zarten Aufmerksamkeit. Frischer Kraftzuwachs bewog Sir Charles zu neuer Zudringlichkeit; 139. zeigte ihm nördlich Frelinghem, wo der Zimmermann ein Loch ließ. Doch die brenzelig angesengten Lorbeeren von Loos ließen ihn nicht ruhig schlafen; er bot dem maulaufreißenden Londoner Gloryhunger eine bonne bouche mit Ragout fin kleiner Handstreiche statt der pièce de résistance solider blutiger Rostbraten. In Ermangelung anderer Hors d'Oeuvres verabschiedete er sich vom Hausfriedensbruch mit »einigen Gefangenen« ! Hochbefriedigt verkündete Haigh am 17. ausgezeichnetes Ergebnis«. Worin es bestand, überließ er wohlweislich dem Takt des Lesers.
    Nur mit Hohn und Spott gedenkt man dieser Zeiten, wo die Entente die Welt mit Siegespost erfüllte, obschon ihr Lärm doch in der Champagne verstummte. Doch sind wir weit entfernt, der Wahrheit Gehör zu verweigern, daß auch H. B. unzeitig jubelte. Amtliches Urteil anzweifeln ist stets gesund, beiderseits warf man mit konstruierter Voraussetzung um sich: Der Franzose wollte durchbrechen, konnte nicht, also deutscher Sieg – der Deutsche wollte uns ganz vermöbeln und zurückschlagen, konnte nicht, also verlor er! Ließ der Deutsche sich ruhig nieder und der Franzose hatte keine Siegeslieder, ging spurlos an uns vorüber? Keineswegs, er blieb bei Tahure. Freilich machte Joffre sich wieder unsterblich lächerlich in Geheimbefehl: Am 10. Oktober wollte er sein Hauptquartier in Vouziers haben! »Die Deutschen haben nur sehr dürftige Reserven hinter ihrer dünnen Stellung.« Ei, wie durfte er dann ein Halleluja anstimmen, wenn man irgendwo solche Dünnheit durchstieß! Später hob er seine riesige Übermacht hervor, man müsse Tag und Nacht über die letzte Linie ins freie Gelände kommen. Die Überstürzung der Reiterattacke bei Souain war vorbedachte Gravelotte-Steinmetzerei großen Maßstabs, diese hochnäsige Strategie schlug sich mit Wahnvorstellungen herum. Wenn man von 840  km Front 23 abknipste, durfte man da von Vertreiben alles Deutschen träumen! Wo er freies Feld vermutete, arbeitete man schon eine neue Linie aus. Nun, den Franzosen fehlt es nie an Mut, wo Gloire vor ihnen hertanzt, Vive la Victoire! sei sie noch so trügerisch. Zur Erhitzung nahm man Alkohol zu Hilfe und sie bewegten sich kräftig mit Marseillaise im Marschtritt vor. Als aber an zertrommelten Gräben viele Eindringlinge das Verderben ereilte, als man nur lang- und mühsam den Eingang ins Feindestor durch reine Massenwucht erzwang und Bestreichung aus der Wetterecke bis tief in die Reihen drang, da verlachte man schon bitter Joffres rappelköpfige Verheißung: den

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