Bis(s) 1 - Bis(s) zum Morgengrauen
während ich eilig durch das leichte Tröpfeln zur Veranda lief.
Ich begrüßte die beiden so unbeschwert wie möglich. »Hey, Billy, hallo, Jacob. Hoffentlich wartet ihr noch nicht so lange – Charlie ist heute unterwegs.«
»Nein«, sagte Billy verhalten und fixierte mich mit seinen schwarzen Augen. »Ich wollte ihm nur das hier vorbeibringen.« Er deutete auf eine braune Papiertüte, die in seinem Schoß lag.
»Das ist nett«, sagte ich, obwohl ich keine Ahnung hatte, was es war. »Kommt doch kurz rein, ihr werdet ja ganz nass.«
Ich schloss die Tür auf und trat zur Seite, um sie ins Haus zu lassen. Billy taxierte mich eindringlich, doch ich ließ mir nichts anmerken.
»Komm, ich nehm dir das ab«, sagte ich, um meine Verlegenheit zu überspielen, und ließ mir von Billy die Tüte reichen. Dann warf ich einen letzten Blick auf Edward, der mit ernster Miene reglos im Transporter saß, und schloss die Tür.
»Am besten, du tust es in den Kühlschrank«, sagte Billy. »Es ist Harry Clearwaters hausgemachte Kräutermischung für Fisch, die Charlie so mag. Gekühlt bleibt sie frischer.«
»Danke, Billy, das ist nett von dir«, sagte ich abermals, doch diesmal kam es von Herzen. »Mir gehen langsam die Fisch-Rezepte aus, und heute bringt er wahrscheinlich schon wieder welchen mit.«
»Ist er denn angeln?«, fragte Billy; in seinen Augen blitzte etwas auf. »An seiner üblichen Stelle? Vielleicht schaue ich auf dem Rückweg mal bei ihm vorbei.«
Meine Miene verhärtete sich. »Ich glaub nicht«, log ich schnell. »Er wollte mal eine andere ausprobieren – keine Ahnung, wo.«
Nachdenklich registrierte er meinen veränderten Ausdruck.
»Jake«, sagte er, ohne seine Augen von mir abzuwenden. »Gehst du mal das neue Foto von Rebecca holen? Ich möchte es Charlie hierlassen.«
»Wo liegt das denn?«, fragte Jacob unwillig. Ich sah ihn an, doch er schaute missmutig zu Boden.
»Irgendwo im Kofferraum, glaub ich«, sagte Billy. »Kann sein, dass du ein bisschen suchen musst.«
Lustlos schlurfte Jacob raus in den Regen.
Billy und ich musterten uns schweigend. Als die Stille nach einigen Sekunden unangenehm wurde, drehte ich mich um und ging in die Küche. Hinter mir hörte ich das Quietschen der Räder auf dem Linoleum – er folgte mir.
»Es wird noch eine ganze Weile dauern, bis Charlie zurückkommt«, informierte ich ihn fast schon unfreundlich.
Er nickte, sagte aber nichts.
»Danke noch mal für die Kräutermischung.« Deutlicher konnte man kaum mit dem Zaunpfahl winken.
Er nickte weiter. Ich seufzte und verschränkte meine Arme vor der Brust.
Dann schien er zu spüren, dass ich den Versuch, Smalltalk zu machen, aufgegeben hatte. »Bella«, begann er, zögerte jedoch.
Ich wartete.
»Bella, Charlie ist einer meiner besten Freunde.«
»Ich weiß.«
Er verlieh jedem einzelnen Wort das ganze Gewicht seiner tiefen Stimme. »Mir ist aufgefallen, dass du viel Zeit mit einem der Cullens verbringst.«
»Und?«, erwiderte ich schroff.
Seine Augen verengten sich. »Es geht mich vielleicht nichts an, aber ich glaube, das ist keine gute Idee.«
»Du hast Recht«, sagte ich. »Es geht dich tatsächlich nichts an.«
Verwundert über meinen Tonfall zog er seine ergrauenden Augenbrauen hoch. »Wahrscheinlich weißt du das nicht, aber die Cullens haben nicht den besten Ruf im Reservat.«
»Das weiß ich sehr wohl«, informierte ich ihn kühl. Er schien überrascht. »Aber dieser Ruf ist ja wohl unberechtigt, oder? Schließlich hat keiner der Cullens je das Reservat betreten.« Ich sah, dass meine kaum verhohlene Anspielung auf das Abkommen, das seinen Stamm zugleich verpflichtete und schützte, ihn in die Schranken wies.
»Das stimmt«, gab er zu. »Du scheinst über die Cullens … im Bilde zu sein. Besser, als ich gedacht hatte.«
Ich hielt seinem Blick stand. »Vielleicht sogar besser als du.«
Nachdenklich schürzte er seine breiten Lippen. »Durchaus möglich«, räumte er ein, doch sein Blick war herausfordernd. »Gilt das denn auch für Charlie?«
Er hatte meine Schwachstelle getroffen.
»Charlie hat die Cullens sehr gern«, sagte ich ausweichend, was er richtig interpretierte. Er sah unglücklich aus, aber nicht überrascht.
»Es mag mich ja nichts angehen«, sagte er. »Aber vielleicht geht es Charlie etwas an.«
»Doch zu entscheiden, ob es Charlie etwas angeht, ist wiederum meine Sache, oder?«, erwiderte ich, entschlossen, keinen Fußbreit zurückzuweichen.
Ich war mir nicht sicher, ob er
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