Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde

Titel: Bis(s) 2 - Bis(s) zur Mittagsstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
Vom Netzwerk:
das mir ins Gesicht schlug.
    »Du musst atmen!«, schrie jemand, außer sich vor Angst, und ich spürte einen schmerzhaften Stich, als ich die Stimme erkannte – denn es war nicht Edwards.
    Ich konnte unmöglich gehorchen. Der Wasserfall, der aus meinem Mund kam, hörte nie so lange auf, dass ich Luft holen konnte. Meine ganze Brust war von dem schwarzen, eisigen, brennenden Wasser erfüllt.
    Wieder rammte mich der Felsen in den Rücken, genau zwischen die Schulterblätter, und ich würgte einen weiteren Wasserschwall aus der Lunge.
    »Atmen, Bella! Los!«, flehte Jacob.
    Jetzt hatte ich auf einmal schwarze Punkte vor Augen, die immer größer wurden und kein Licht vorbeiließen.
    Wieder traf mich der Felsen.
    Er war nicht so kalt wie das Wasser, er fühlte sich heiß auf meiner Haut an. Ich merkte, dass es Jacobs Hand war; er versuchte mir das Wasser aus der Lunge zu schlagen. Auch die Eisenstange war … warm gewesen … Mir schwirrte der Kopf, die schwarzen Punkte überlagerten alles …
    Starb ich denn schon wieder? Aber diesmal war es gar nicht so angenehm wie letztes Mal. Hier war es nur dunkel, es gab nichts Schönes zu sehen. Das Geräusch der sich brechenden Wellen wurde zu einem ruhigen, gleichmäßigen Rauschen, das sich so anhörte, als käme es aus …
    »Bella?«, sagte Jacob. Er klang immer noch nervös, aber nicht mehr so verzweifelt wie vorhin. »Bella, Schatz, hörst du mich?«
    In meinem Kopf sauste und drehte sich alles schwindelerregend, als wäre ich immer noch im Wasser …
    »Wie lange war sie bewusstlos?«, fragte jemand anders.
    Die Stimme, die nicht Jacob gehörte, schreckte mich auf, schärfte meine Wahrnehmung.
    Ich merkte, dass ich mich nicht mehr bewegte. Die Strömung zog nicht länger an mir – das Rauschen und Schwanken war nur in meinem Kopf. Die Fläche unter mir war flach und unbewegt. Sie fühlte sich körnig an meinen nackten Armen an.
    »Ich weiß nicht«, sagte Jacob, immer noch voller Sorge. Seine Stimme war ganz nah. Hände – so warm, dass es nur seine sein konnten – strichen mir nasse Haare von den Wangen. »Ein paar Minuten vielleicht. Es hat nicht lange gedauert, sie an den Strand zu schleppen.«
    Das leise Rauschen in meinen Ohren waren nicht die Wellen – es war die Luft, die wieder durch meine Lunge strömte. Bei jedem Atemzug brannte es – mein Hals war so rau, als hätte ich ihn mit Stahlwolle gescheuert. Aber ich atmete.
    Und ich fror. Unzählige scharfe, eisige Perlen strichen mir über Gesicht und Arme und machten die Kälte noch schlimmer.
    »Sie atmet. Sie kommt schon durch. Aber wir müssen sie aus der Kälte schaffen. Gefällt mir gar nicht, wie ihre Haut sich verfärbt …« Jetzt erkannte ich Sams Stimme.
    »Meinst du, wir können sie bewegen?«
    »Sie hat sich beim Fall doch nicht am Rücken verletzt, oder?«
    »Ich weiß nicht.«
    Sie zögerten.
    Ich versuchte die Augen zu öffnen. Es dauerte einen Moment, aber dann sah ich die dunkellila Wolken, aus denen der kalte Regen auf mich niederprasselte. »Jake?«, krächzte ich.
    Jacobs Gesicht schob sich vor den Himmel. »Oh!«, stieß er hervor, und er sah erleichtert aus. Seine Augen waren regennass. »Oh, Bella! Wie geht es dir? Hörst du mich? Hast du Schmerzen?«
    »N-nur im Ha-Hals«, stammelte ich. Meine Lippen bebten vor Kälte.
    »Na, dann bringen wir dich hier mal weg«, sagte Jacob. Er schob die Arme unter meinen Körper und hob mich ohne Anstrengung hoch – wie eine leere Schachtel. Seine Brust war nackt und warm; er beugte sich vor, um mich vor dem Regen zu schützen. Mein Kopf lehnte schlaff an seinem Arm. Ich starrte teilnahmslos zurück auf das wütende Wasser, das den Sand hinter Jacob peitschte.
    »Hast du sie?«, fragte Sam.
    »Ja, jetzt schaff ich’s allein. Du kannst wieder zum Krankenhaus fahren. Ich komme später nach. Danke, Sam.«
    In meinem Kopf drehte sich immer noch alles. Im ersten Moment begriff ich nichts von dem, was Jacob gesagt hatte. Sam antwortete nicht und ich fragte mich, ob er wohl schon weg war.
    Als Jacob mich forttrug, wirbelte das Wasser den Sand hinter uns auf, als wäre es wütend darüber, dass ich entkommen war. Als ich so ins Leere starrte, meinte ich plötzlich einen Farbspritzer zu sehen – einen Moment lang tanzte eine kleine Flamme auf dem schwarzen Wasser. Das war verrückt, und ich fragte mich, ob ich überhaupt richtig bei Bewusstsein war. Mir schwirrte immer noch der Kopf von der Erinnerung an das schwarze, strudelnde Wasser, in dem ich so

Weitere Kostenlose Bücher