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Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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zusammengerollt, die Arme um die Beine geschlungen. Sie war sehr jung. Jünger als ich – sie mochte etwa fünfzehn sein, schmächtig, mit dunklen Haaren. Ihr Blick war auf mich geheftet, die Iris ihrer Augen waren von einem erschreckend leuchtenden Rot. Noch viel leuchtender als Rileys, fast glühend. Sie verdrehte wild die Augen.
    Edward sah mein Befremden.
    »Sie hat sich ergeben«, sagte er leise. »Ich habe sie noch nie gesehen. Nur Carlisle würde so ein Angebot machen. Jasper hält nichts davon.«
    Ich konnte mich nicht von der Szene am Feuer losreißen. Jasper rieb sich geistesabwesend den linken Unterarm.
    »Was hat Jasper?«, flüsterte ich.
    »Nichts. Das Gift tut nur weh.«
    »Ist er gebissen worden?«, fragte ich entsetzt.
    »Er hat versucht, überall gleichzeitig zu sein. Er wollte Alice heraushalten.« Edward schüttelte den Kopf. »Als ob Alice Hilfe bräuchte.«
    Alice schnitt Jasper eine Grimasse. »Er musste mal wieder den Beschützer spielen.«
    Plötzlich legte das Mädchen den Kopf in den Nacken wie ein Tier und heulte schrill.
    Als Jasper sie anknurrte, wich sie zurück, krallte die Finger in den Boden wie Klauen, und ihr Kopf schaukelte vor Schmerz vor und zurück. Jasper duckte sich noch tiefer und machte einen Schritt auf sie zu. Übertrieben beiläufig drehte Edward uns beide so herum, dass er sich zwischen mir und dem Mädchen befand. Ich spähte an seinem Arm vorbei und beobachtete Jasper und das wild gewordene Mädchen.
    Sofort war Carlisle an Jaspers Seite. Beschwichtigend legte er ihr eine Hand auf den Arm.
    »Hast du deine Meinung geändert, Mädchen?«, fragte Carlisle, ruhig wie immer. »Wir möchten dich nicht zerstören, aber wenn du dich nicht beherrschen kannst, werden wir es tun.«
    »Wie haltet ihr das aus?«, stöhnte das Mädchen mit hoher, klarer Stimme. »Ich will sie.« Ihre blutroten Augen waren auf Edward gerichtet, schauten an ihm vorbei zu mir, und wieder schlug sie die Fingernägel in die harte Erde.
    »Du musst es aushalten«, erklärte Carlisle ihr mit ernster Miene. »Du musst dich in Beherrschung üben. Es geht, und es ist das Einzige, was dich retten kann.«
    Das Mädchen fasste sich mit den dreckverkrusteten Händen an den Kopf und heulte leise vor sich hin.
    »Sollen wir nicht lieber von ihr weggehen?«, flüsterte ich und zog Edward am Arm. Als das Mädchen meine Stimme hörte, fletschte sie die Zähne.
    »Wir müssen hierbleiben«, sagte Edward leise. » Sie haben gerade das nördliche Ende der Lichtung erreicht.«
    Mein Herz fing an zu rasen, als ich über die Lichtung schaute, doch durch die dicke Rauchsäule konnte ich nichts erkennen.
    Ich schaute zurück zu dem Vampirmädchen. Sie sah mich immer noch mit irrem Blick an.
    Einen endlosen Augenblick lang erwiderte ich ihren Blick. Ihr alabasterfarbenes Gesicht war von kinnlangem dunklem Haar umrahmt. Es war schwer zu sagen, ob sie schön war, weil ihre Züge von Durst und Raserei entstellt waren. Vor allem fielen die glühend roten Augen auf – ich konnte mich kaum davon lösen. Sie schaute mich gierig an, immer wieder bebte und zuckte sie.
    Gebannt starrte ich sie an und fragte mich, ob sie mir meine Zukunft spiegelte.
    Dann wichen Carlisle und Jasper langsam zurück und gesellten sich zu uns. Auch Emmett, Rosalie und Esme versammelten sich schnell dort, wo Edward mit Alice und mir stand. Eine Einheit, wie Edward gesagt hatte, mit mir im Zentrum, wo ich am sichersten war.
    Ich riss mich von dem wilden Mädchen los und hielt nach den Monstern Ausschau, die wir erwarteten.
    Es war immer noch nichts zu sehen. Ich schaute zu Edward, er guckte starr geradeaus. Ich versuchte seinem Blick zu folgen, aber da war nur Rauch – dichter, öliger Rauch, der sich am Boden ringelte, träge aufstieg, über dem Gras wogte.
    Er wölbte sich vor, in der Mitte dunkler.
    »Hmm«, sagte eine leblose Stimme leise aus dem Nebel. Sofort erkannte ich die teilnahmslose Art zu sprechen.
    »Willkommen, Jane.« Edward sprach kühl und höflich.
    Die dunklen Gestalten kamen näher, lösten sich aus dem Nebel, verfestigten sich. Ich wusste, dass Jane voranging – der dunkelste Umhang, fast schwarz, die Gestalt mehr als einen halben Meter kleiner als die anderen. Unter der Kapuze konnte ich Janes engelhafte Züge kaum ausmachen.
    Auch die vier noch immer in Nebel gehüllten Gestalten, die hinter ihr aufragten, kamen mir bekannt vor. Den größten erkannte ich ganz deutlich, und während ich ihn anstarrte, blickte er auf. Ja, es

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