Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot
ob ich ihr folgen konnte. Doch ihre Worte waren alle miteinander verschmolzen, die einzelnen Silben und Laute hatten ihre Bedeutung verloren. Ich konnte mich nicht darauf konzentrieren. Trotzdem nickte ich und versuchte so auszusehen, als hätte ich es begriffen.
Sie ließ sich nicht täuschen. Sie streichelte meine Wange und sagte: »Er wird wieder gesund, Bella. Ich brauchte nicht in die Zukunft sehen zu können, um das zu wissen. Bist du jetzt so weit?«
»Eins noch. Kann ich dir noch eine Frage über die Zukunft stellen? Keine Einzelheiten, nur ganz allgemein.«
»Ich werde mein Bestes versuchen«, sagte sie, jetzt wieder zweifelnd.
»Siehst du immer noch, dass ich ein Vampir werde?«
»Ach, das ist einfach. Ja, natürlich.«
Ich nickte langsam.
Sie sah mich prüfend an. Ihr Blick war unergründlich. »Kennst du deine eigenen Gedanken nicht, Bella?«
»Doch. Ich wollte nur sichergehen.«
»Ich kann nur so sicher sein, wie du es bist. Das weißt du. Würdest du es dir anders überlegen, würde sich auch das verändern, was ich sehe … oder einfach verschwinden.«
Ich seufzte. »Das wird aber nicht passieren.«
Sie nahm mich in die Arme. »Es tut mir so leid, Bella. Bei mir war es so ganz anders. Meine erste Erinnerung ist, dass ich meine Zukunft mit Jasper sah; ich wusste immer, dass mein Leben mich zu ihm führen würde. Aber ich fühle mit dir und es tut mir so leid, dass du dich zwischen zwei guten Alternativen entscheiden musst.«
Ich schüttelte ihre Arme ab. »Ich brauche dir nicht leidzutun.« Es gab andere Leute, die Mitleid verdienten. Ich gehörte bestimmt nicht dazu. Und es gab auch keine Entscheidung zu treffen – jetzt galt es nur, ein gutes Herz zu brechen. »Ich fahr dann mal zu Charlie.«
Ich fuhr mit dem Transporter nach Hause, wo Charlie mich misstrauisch erwartete – ganz wie Alice gesagt hatte.
»Hallo, Bella. Wie war dein Einkaufsbummel?«, sagte er, als ich in die Küche kam. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und schaute mich an.
»Lang«, sagte ich gleichgültig. »Wir sind grad erst wiedergekommen.«
Charlie sah mich prüfend an. »Von der Sache mit Jake hast du wohl schon gehört, oder?«
»Ja. Die anderen Cullens waren eher zurück als wir. Esme hat uns erzählt, wo Carlisle und Edward sind.«
»Und wie geht es dir?«
»Ich mach mir natürlich Sorgen um Jake. Sobald ich das Abendessen fertig hab, fahre ich nach La Push.«
»Ich hab dir ja immer gesagt, dass Motorräder lebensgefährlich sind. Hoffentlich siehst du jetzt endlich ein, wie Recht ich hatte.«
Ich nickte und holte alles, was ich brauchte, aus dem Kühlschrank. Charlie setzte sich an den Tisch. Er schien gesprächiger zu sein als üblich.
»Ich glaube, wegen Jake brauchst du dir keine allzu großen Sorgen zu machen. Wer so fluchen kann, kommt bestimmt wieder auf die Beine.«
»Dann war er wach, als du ihn gesehen hast?«, sagte ich und drehte mich schnell zu ihm herum.
»O ja, und wie. Du hättest ihn hören sollen – na ja, vielleicht ist es doch besser, dass du ihn nicht gehört hast. Bestimmt hat man ihn in ganz La Push gehört. Ich weiß nicht, woher er diese Ausdrücke hat, und ich hoffe, er hat sie noch nicht in deiner Gegenwart benutzt.«
»Heute hatte er aber allen Grund dazu, oder? Wie sah er aus?«
»Ziemlich fertig. Seine Freunde haben ihn reingetragen. Gut, dass sie so kräftig sind, er ist ein ganz schöner Brocken. Carlisle sagte, er hat das rechte Bein und den rechten Arm gebrochen. So ziemlich seine ganze rechte Seite wurde gequetscht, als er mit dieser verdammten Maschine gestürzt ist.« Charlie schüttelte den Kopf. »Wenn mir je zu Ohren kommen sollte, dass du dich noch mal auf so ein Ding setzt …«
»Keine Sorge, Dad. Das wirst du nicht erleben. Glaubst du wirklich, Jake wird wieder gesund?«
»Bestimmt, Bella. Es ging ihm schon wieder so gut, dass er mich ärgern konnte.«
»Dich ärgern?«, sagte ich erschrocken.
»Ja – erst hat er die Mutter von jemandem beleidigt, dann hat er den Namen des Herrn missbraucht, und zwischendrin hat er gesagt: › Charlie, heute bist du bestimmt froh, dass sie Cullen liebt und nicht mich, was? ‹ «
Ich drehte mich wieder zum Kühlschrank, damit er mein Gesicht nicht sehen konnte.
»Und ich konnte ihm nicht widersprechen. Wenn es um deine Sicherheit geht, ist Edward reifer als Jacob, das muss man ihm lassen.«
»Jacob ist reif genug«, murmelte ich. »Bestimmt war es nicht seine Schuld.«
»Verrückter Tag heute«,
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