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Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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kehliges Lachen. »Nein. Das ist das Finale. Wir haben uns nicht nur getroffen, um die Vorräte einer Woche zu vertilgen. Das hier ist offiziell eine Ratsversammlung. Für Quil ist es das erste Mal, er kennt die Geschichten noch nicht. Das heißt, er hat sie zwar schon mal gehört, aber jetzt wird er zum ersten Mal wissen, dass sie wahr sind. Da hört man im Allgemeinen besser zu. Auch für Kim, Seth und Leah ist es das erste Mal.«
    »Geschichten?«
    Jacob beugte sich zu mir zurück, wo ich an einem kleinen Felsvorsprung lehnte.
    »Die Geschichten, die wir immer für Legenden gehalten hatten«, sagte er. »Die Geschichten über unsere Herkunft. Die erste Geschichte ist die von den Geisterkriegern.«
    Jacobs leise geflüsterten Worte waren fast wie eine Einleitung. Sofort veränderte sich die Stimmung an dem fast erloschenen Feuer. Paul und Embry richteten sich auf. Jared stupste Kim an und zog sie sanft hoch.
    Emily zückte einen Stift und einen Spiralblock, jetzt sah sie aus wie eine Studentin in einer wichtigen Vorlesung. Sam neben ihr drehte sich ein kleines bisschen herum, so dass er in dieselbe Richtung schaute wie Old Quil neben ihm – und plötzlich begriff ich, dass der Rat nicht drei, sondern vier Älteste hatte.
    Leah Clearwater, deren Gesicht immer noch eine schöne, ausdruckslose Maske war, schloss die Augen – nicht aus Müdigkeit, sondern um sich besser konzentrieren zu können. Ihr Bruder beugte sich neugierig zu den Ältesten vor.
    Das Feuer knisterte, und wieder sprühte eine Funkenwolke empor in die Nacht.
    Billy räusperte sich und begann ohne weitere Einleitung mit seiner tiefen, vollen Stimme zu erzählen. Die Worte kamen klar und präzise, als könnte er sie auswendig, doch er sprach sie mit Gefühl und einem unterschwelligen Rhythmus. Wie ein Gedicht, vom Dichter selbst vorgetragen.
    »Die Quileute waren immer schon ein kleines Volk«, sagte Billy. »Und ein kleines Volk sind wir auch heute noch, aber wir sind nie verschwunden. Das kommt daher, dass wir immer etwas Magisches im Blut hatten. Es war nicht immer die Magie der Verwandlung – die kam erst später. Zunächst waren wir Geisterkrieger.«
    Bisher war mir nie aufgefallen, dass Billy Blacks Stimme einen erhabenen Klang hatte, doch jetzt merkte ich, dass diese Autorität immer da gewesen war.
    Emilys Stift glitt schnell über das Papier, während sie versuchte mitzukommen.
    »Am Anfang ließ sich der Stamm in dieser Bucht nieder, wir wurden geschickte Schiffsbauer und Fischer. Doch der Stamm war klein und in der Bucht gab es viele Fische. Andere kamen und hatten es auf unser Land abgesehen, und wir waren zu wenige, um es zu halten. Ein größerer Stamm griff uns an, und wir nahmen unsere Schiffe und flohen.
    Kaheleha war nicht der erste Geisterkrieger, doch an die Geschichten vor seiner Zeit erinnern wir uns nicht. Wir wissen nicht mehr, wer als Erster diese Macht entdeckte oder wie sie bis dahin eingesetzt wurde. Kaheleha war der erste große Geisterhäuptling in der Geschichte unseres Volkes.
    In dieser Notlage machte Kaheleha sich die magischen Kräfte zu Nutze, um unser Land zu verteidigen. Er und all seine Krieger verließen das Schiff – nicht ihre Körper, sondern ihr Geist. Die Frauen wachten über ihre Körper und über die Wellen, und die Männer brachten ihren Geist zurück in die Bucht. Körperlich konnten sie dem feindlichen Stamm nichts anhaben, doch sie hatten andere Mittel. Die Geschichten erzählen uns, dass sie heftige Winde in das Lager ihrer Feinde blasen konnten, und sie konnten den Wind so heulen lassen, dass ihre Feinde große Angst bekamen. Die Geschichten erzählen auch, dass die Tiere die Geisterkrieger sehen und verstehen konnten; die Tiere hörten auf sie.
    Kaheleha nahm seine Geisterarmee und richtete unter den Eindringlingen Verwüstung an. Die Angreifer hatten Rudel von großen Hunden mit dichtem Fell, die im eisigen Norden ihre Schlitten zogen. Den Geisterkriegern gelang es, die Hunde gegen ihre Besitzer zu wenden, und außerdem trieben sie scharenweise Fledermäuse in den Klippen zusammen. Mit den heulenden Winden verwirrten sie die Männer zusätzlich. Die Hunde und die Fledermäuse siegten. Die Überlebenden stoben auseinander und sagten, es liege ein Fluch über unserer Bucht. Die Hunde schossen davon, als die Geisterkrieger sie freiließen. Siegreich kehrten die Quileute zu ihren Körpern und ihren Frauen zurück.
    Die anderen nahe angesiedelten Stämme, die Hoh und die Makah, schlossen

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