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Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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schickte den Wolf wieder fort.
    Die Geschichten erzählen, dass es nicht einfach war, ein Geisterkrieger zu sein. Es war eher furchterregend als schön, vom eigenen Körper befreit zu sein. Deshalb wandten die Krieger diese magischen Kräfte nur an, wenn es unbedingt nötig war. Die einsamen Streifzüge, die der Häuptling unternahm, um sein Volk zu bewachen, waren eine Last und ein Opfer. Körperlos zu sein, war verwirrend, unangenehm und erschreckend. Taha Aki war nun schon so lange ohne seinen Körper, dass er große Qualen litt. Er hatte das Gefühl, verdammt zu sein – ohne die Hoffnung, je in das ewige Land der Vorfahren einzutreten, für immer gefangen in diesem grauenvollen Nichts.
    Der Wolf folgte Taha Akis Geist, der sich in seiner Qual durch den Wald schlug. Es war ein außergewöhnlich großer und schöner Wolf. Plötzlich war Taha Aki neidisch auf das Tier. Es hatte wenigstens einen Körper, wenigstens ein Leben. Selbst ein Leben als Tier erschien Taha Aki besser als diese furchtbare Leere.
    Und dann hatte Taha Aki die Idee, die uns alle veränderte. Er bat den großen Wolf, ihm Platz zu machen, seinen Körper mit ihm zu teilen. Der Wolf war einverstanden. Erleichtert und dankbar trat Taha Aki in den Wolfskörper ein. Es war nicht sein menschlicher Körper, aber es war immer noch besser als die Leere der Geisterwelt.
    So vereint kehrten der Mann und der Wolf in das Dorf an der Bucht zurück. Die Menschen liefen voller Angst davon und riefen die Krieger zu Hilfe. Die Krieger begegneten dem Wolf mit ihren Lanzen. Utlapa hielt sich natürlich versteckt.
    Taha Aki griff seine Krieger nicht an. Langsam zog er sich von ihnen zurück, ließ seine Augen sprechen und versuchte die Lieder seines Volkes zu heulen. Allmählich begriffen die Krieger, dass der Wolf kein gewöhnliches Tier war und dass er unter dem Einfluss eines Geistes stand. Ein älterer Krieger, ein Mann namens Yut, beschloss den Befehl des falschen Häuptlings zu missachten, er versuchte sich mit dem Wolf zu verständigen.
    Kaum hatte Yut die Geisterwelt betreten, verließ Taha Aki den Wolf – der geduldig auf seine Rückkehr wartete –, um mit Yut zu sprechen. Yut erfasste augenblicklich die Wahrheit und hieß seinen wahren Häuptling zu Hause willkommen.
    In diesem Moment kam Utlapa, um nachzusehen, ob der Wolf besiegt war. Als er Yut reglos am Boden liegen sah, umringt von Kriegern, die ihn beschützten, wusste er, was los war. Er zog das Messer und stürmte los, um Yut zu töten, bevor er zu seinem Körper zurückkehren konnte.
    »Verräter!«, schrie er, und die Krieger wussten nicht, was sie tun sollten. Der Häuptling hatte es verboten, die Geisterwelt zu betreten, und es war seine Entscheidung, wie jene zu bestrafen waren, die ihm nicht gehorchten.
    Yut sprang wieder in seinen Körper, aber Utlapa setzte ihm das Messer an die Kehle und hielt ihm mit einer Hand den Mund zu. Taha Akis Körper war stark, und Yut war alt und schwach. Yut konnte die anderen noch nicht einmal warnen, ehe Utlapa ihn für immer zum Schweigen brachte.
    Taha Aki sah zu, wie Yuts Geist in das ewige Land der Vorfahren glitt, das Taha Aki für immer verschlossen war. Er empfand eine gewaltige Wut, stärker als alles, was er je empfunden hatte. Er trat wieder in den großen Wolf ein, um Utlapa die Kehle herauszureißen. Doch als er sich mit dem Wolf vereinigte, geschah ein großes Wunder.
    Taha Akis Wut war die Wut eines Menschen. Die Liebe zu seinem Volk und der Hass auf den Unterdrücker waren zu gewaltig für den Körper des Wolfs, zu menschlich. Der Wolf zitterte und verwandelte sich vor den Augen Utlapas und der erschrockenen Krieger in einen Mann.
    Der Mann sah nicht aus wie Taha Aki. Er sah viel prächtiger aus. Er war der fleischgewordene Geist von Taha Aki. Die Krieger erkannten ihn jedoch sofort, denn sie waren mit Taha Akis Geist gewandert.
    Utlapa versuchte zu fliehen, doch Taha Aki hatte die Kraft des Wolfs in seinem neuen Körper. Er fing den falschen Häuptling und erdrückte seinen Geist, bevor er aus dem gestohlenen Körper herausspringen konnte.
    Als die Menschen begriffen, was geschehen war, jubelten sie. Taha Aki stellte die alte Ordnung wieder her, er arbeitete wieder zusammen mit seinem Volk und gab die jungen Ehefrauen ihren Familien zurück. Die einzige Veränderung, die er beibehielt, war das Verbot, die Geisterwelt zu betreten. Jetzt, da die Idee, jemandem das Leben zu rauben, einmal aufgetaucht war, war das zu gefährlich geworden. Die

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