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Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot

Titel: Bis(s) 3 - Bis(s) zum Abendrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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suchten nach den älteren, doch sie fanden nur Schweigen. Taha Aki trauerte um seine Söhne. Er hätte ihren Tod gern gerächt, aber er war ein alter Mann. In Trauerkleidern ging er zu dem Häuptling der Makah und berichtete ihm, was geschehen war. Der Makah-Häuptling sah, dass sein Kummer echt war, und der Zwist zwischen den beiden Stämmen wurde beigelegt.
    Ein Jahr darauf verschwanden in einer Nacht zwei Makah-Mädchen. Sofort riefen die Makah die Quileute-Wölfe um Hilfe an, und die Wölfe fanden im gesamten Makah-Dorf den süßlichen Gestank, den sie bereits kannten. Wieder gingen die Wölfe auf die Jagd.
    Nur einer kehrte zurück. Es war Yaha Uta, der älteste Sohn von Taha Akis dritter Frau und der Jüngste im Rudel. Er brachte etwas mit, was man bei den Quileute noch nie gesehen hatte – die zerlegten Gliedmaßen einer merkwürdigen, kalten, steinernen Leiche. Alle, die von Taha Akis Blut waren, auch jene, die niemals Wölfe gewesen waren, konnten den durchdringenden Gestank des toten Wesens riechen. Das war der Feind der Makah.
    Yaha Uta berichtete, was geschehen war: Er und seine Brüder hatten das Wesen, das von Menschengestalt, aber hart wie ein Granitfelsen war, zusammen mit den beiden Makah-Töchtern gefunden. Eins der Mädchen war bereits tot; weiß und blut leer lag sie am Boden. Die andere lag in den Armen des Wesens, sein Mund an ihrer Kehle. Vielleicht lebte sie noch, als Yaha Uta und seine Brüder die grauenhafte Szene erblickten, doch als sie näher kamen, biss das Wesen dem Mädchen schnell in den Hals und warf den leblosen Körper zu Boden. Seine weißen Lippen troffen von Blut, und seine Augen waren rotglühend.
    Yaha Uta berichtete von der unglaublichen Kraft und der Schnelligkeit des Wesens. Einer seiner Brüder unterschätzte diese Kraft und fiel ihr schnell zum Opfer. Das Wesen riss ihn in Stücke, als wäre er eine Puppe. Yaha Uta und sein anderer Bruder waren vorsichtiger. Sie näherten sich dem Wesen von beiden Seiten und konnten es auf diese Weise in die Enge treiben. Zum allerersten Mal mussten sie bis an die Grenzen ihrer Wolfskräfte und ihrer Schnelligkeit gehen. Das Wesen war steinhart und eiskalt. Sie stellten fest, dass sie ihm nur mit den Zähnen etwas anhaben konnten. Während das Wesen gegen sie kämpfte, begannen sie kleine Stücke von ihm abzureißen. Aber das Wesen lernte schnell und passte sich ihrer Angriffstaktik geschickt an. So bekam es Yaha Utas Bruder zu fassen. Yaha Uta fand eine Öffnung in der Kehle des Wesens und stürzte sich darauf. Mit den Zähnen riss er dem Wesen den Kopf ab, doch die Hände hörten nicht auf, seinen Bruder zu zerfleischen.
    Im verzweifelten Versuch, seinen Bruder zu retten, zerriss Yaha Uta das Wesen bis zur Unkenntlichkeit. Es war zu spät, doch am Ende war das Wesen zerstört.
    Das glaubten sie jedenfalls. Yaha Uta breitete die stinkenden Überreste vor den Ältesten aus, damit sie sie untersuchen konnten. Eine abgetrennte Hand lag neben einem Stück des granitharten Arms. Als die Ältesten sie mit Stöcken hin und her schoben, berührten sich die beiden Teile und die Hand streckte sich nach dem Arm aus, als sollte er wieder ganz werden.
    Entsetzt zündeten die Ältesten die Körperteile an. Eine stinkende, erstickende Rauchwolke verpestete die Luft. Als nur noch Asche übrig war, füllten sie diese in mehrere kleine Beutel und verstreuten sie über ein weites Gebiet – im Ozean, im Wald, in den Höhlen der Klippen. Einen Beutel trug Taha Aki um den Hals, damit er gewarnt wäre, falls das Wesen je versuchen sollte, wieder ganz zu werden.«
    Old Quil hielt inne und schaute Billy an. Billy holte ein Lederband hervor, das er um den Hals hängen hatte. An dem Band hing ein kleiner Beutel, der mit den Jahren schwarz geworden war. Einige stießen erschreckte Schreie aus. Vielleicht war ich darunter.
    »Sie nannten es das kalte Wesen, den Bluttrinker, und lebten mit der Angst, dass er womöglich nicht der Einzige seiner Art war. Sie hatten nur noch einen Wolfsmann bei sich, der sie beschützen konnte, den jungen Yaha Uta.
    Sie mussten nicht lange warten. Das Wesen hatte eine Gefährtin, auch sie ein Bluttrinker, und sie kam zu den Quileute, um sich zu rächen.
    In den Geschichten heißt es, dass die kalte Frau das Schönste war, was je ein Mensch erblickt hatte. Wie die Göttin der Morgenröte sah sie aus, als sie an jenem Tag ins Dorf kam; ausnahmsweise schien einmal die Sonne, sie spiegelte sich auf ihrer weißen Haut und ließ ihr

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