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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Schwachstellen. Es würde immer Mutts geben, die sie auszunutzen versuchten. Alles, was ich tun konnte, war, meine Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Mein Rudel zu schützen. Meine Kinder zu schützen. Meinen Gefährten zu schützen. Und ja, mich selbst zu schützen.
    Jetzt musste ich mich mit einem Mann befassen, der all das gefährdet hatte. Aber dieses Mal hatte er Angst, und ich hatte keine, und darin lag der entscheidende Unterschied. Der gebrochene Finger half nicht gerade – Tesler war nicht der Einzige, der Schmerzen empfand, wenn meine Schläge auftrafen –, aber irgendwann hatte ich ihn aus dem Schuppen ins Freie gezerrt. Er riss sich los, gerade, als Clay auf der Bildfläche erschien.
    Tesler stürzte auf mich los, einmal, zweimal, ohne auch nur den Winkel zu ändern, von der Taktik ganz zu schweigen. Ich sprang aus dem Weg und wischte mir das Blut von der Nase; Tröpfchen davon sprenkelten den Schnee. Während Tesler das Gleichgewicht wiederfand, sah ich zu Clay hinüber. Er hatte die Arme verschränkt, und sein Gesicht war ausdruckslos; nur die Augen verrieten seine Besorgnis.
    »Ich komme klar«, sagte ich.
    »Ich weiß.«
    Tesler stürzte wieder vor. Ich ging rasch aus dem Weg, aber dieses Mal rutschte ich mit dem linken Fuß aus, und wenn Tesler schneller reagiert hätte, hätte er rechtzeitig herumfahren und mich zu Fall bringen können. Er versuchte es, aber es gelang mir, aus dem Weg zu springen.
    Mein Herz hämmerte. Nicht vor Furcht. Vor Erregung. Tesler war noch auf den Beinen, aber er hatte bereits verloren – und er wusste es. Ich merkte es an seinen angespannten Kiefermuskeln, dem wilden Blick seiner Augen, der Verzweiflung in jeder Attacke. Er war ein verletzter Stier, der sich bis zum Äußersten verteidigte.
    Clay nahm die Arme auseinander und verschränkte sie wieder, während er sich am Rand des Geschehens hielt. Ich wusste, wie es für ihn sein musste, mich zu beobachten in dem Wissen, wie müde ich war, wie weh mir jeder Muskel tat. Er selbst war noch frisch und kampfwillig, und er sehnte sich geradezu danach, die Sache für mich übernehmen zu dürfen.
    Ja, dies fühlte sich gut an. So verdammt gut. Aber Clay hatte recht. Ich ging unnötige Risiken ein, und es wurde Zeit, es zu Ende zu bringen.
    Als Tesler wieder anrannte, machte ich Anstalten, aus dem Weg zu tanzen; dann streckte ich den Fuß aus und brachte ihn zu Fall. Ich warf mich auf seinen Rücken, packte ihn am Haar und grub sein Gesicht in den von Dreck und Blut verfärbten Schnee.
    Dann dachte ich an all die verschiedenen Methoden, wie ich ihn umbringen konnte.
    Clay hatte damals vor dreißig Jahren diesen Mutt umgebracht, um seinen Ruf zu festigen. Wenn ich mir Sorgen machte, ob ich als Alpha akzeptiert werden würde, dann hatte ich hier eine Möglichkeit, dem Problem zuvorzukommen. Zu beweisen, dass ich genauso durchgeknallt, genauso sadistisch und genauso gefährlich war wie Clay.
    Wenn das mein einziger Grund gewesen wäre, Tesler leiden zu lassen, dann hätte ich es tun können. Doch Clay hatte den Mutt damals nicht leiden lassen. Er hatte ihn mit Betäubungsmitteln narkotisiert, bevor der Mann auch nur gewusst hatte, wie ihm geschah. Er war nicht durchgeknallt. Er war nicht sadistisch. Gefährlich, ja, aber nicht auf die Art, wie sie glaubten.
    Clay war kein Monster. Wenn ich jedoch Tesler jetzt folterte, weil ich wollte, dass er auf grässliche Art starb, dann würde ich eins sein.
    Ich sah zu Clay hinüber. »Willst du ihn haben? Du wolltest doch noch mal an einem Mutt ein Exempel statuieren.«
    Das erregte Teslers Aufmerksamkeit. Bis zu diesem Moment hatte er stillgehalten. Nicht, um sich zu ergeben, da war ich mir sicher. Einfach, um sich auszuruhen, während ich mir das weitere Vorgehen überlegte. Jetzt bäumte er sich auf, aber das hatte ich kommen sehen; ich hielt ihn ohne viel Mühe unten und drückte zur Sicherheit wieder sein Gesicht gegen den Erdboden.
    Aber als ich Clay ansah, sagte er: »Nee, zu viel Heckmeck. Ich will einfach nach Hause fahren.«
    »Ich auch.«
    Ich packte Tesler am Haar, um ihm den Hals zu brechen.
    »Warte!«, sagte er.
    Ich beugte mich über ihn. »Du hast noch ein paar letzte Worte, Travis? Wenn’s nicht gerade ›Es tut mir leid‹ ist, will ich sie eigentlich gar nicht hören.«
    »Leid?« Ein höhnisches Lächeln. »Ist es das, was du dir von mir erhoffst? Eine Entschuldigung dafür, dass ich dir weh getan habe?«
    »Nein, nicht wirklich. Die Sorte hab ich schon bekommen, sie

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