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Biss der Wölfin: Roman

Biss der Wölfin: Roman

Titel: Biss der Wölfin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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schwoll nicht wieder zu einem Knurren an.
    Und dann, wie als Reaktion auf einen Befehl, den ich nicht hören konnte, drehten die Wölfe sich um und begannen zu rennen, jagten mit hämmernden Pfoten zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Nur einer blieb zurück – der Wolf, der am weitesten von uns entfernt war, ein dunkler Umriss, den ich hinter seinen helleren Gefährten gar nicht bemerkt hatte. Er blieb, wo er war, den Nackenpelz gesträubt, und selbst von dort aus, wo ich stand, konnte ich das leise warnende Knurren hören.
    Der Mond kam wieder hinter den dünnen Wolken hervor, Strahlen von Licht fielen in die dunklen Winkel zwischen den Bäumen, und ich konnte einen genaueren Blick auf ihn werfen. Kein schwarzer, sondern ein dunkelroter Wolf, fast doppelt so groß wie die anderen. Es war der Wolf, den ich am Fenster der Hütte gesehen hatte. Der Wolf, bei dem ich mir eine Sekunde lang sicher gewesen war, dass er ganz und gar kein Wolf war.
    Bevor ich ein Wort zu Clay sagen konnte, kam ein kleinerer grauer Wolf zurückgehetzt, tanzte und sprang vor dem größeren Wolf hin und her, schoss dann hinter ihn und kniff ihn in die Fersen. Das größere Tier starrte immer noch in den Wald hinaus. Das kleinere stieß ihn an und winselte. Der große Wolf schnaubte und wandte sich uns zu; der Blick der grünen Augen hielt meinen fest. Dann setzte er sich in Bewegung, hinter den anderen her.
    »Hast du das …?«, fragte ich.
    »Yeah.«
    »War das …?«
    »Glaube schon.«
    Ein Werwolf in Gesellschaft eines Wolfsrudels? Ich tat einen Schritt von dem schmalen Pfad herunter, aber Clay packte mich am Arm.
    »Ich will mir seine Fährte näher ansehen«, sagte ich. »Überprüfen, ob das einer von den Mutts ist, die Dennis umgebracht haben.«
    »Wir kommen noch mal her. Im Moment müssen wir erst mal zum Auto – bevor wir rausfinden, was sie vertrieben hat.«
    »Was es auch war, ich glaube, es ist weg. Ich hab nur die eine Nase voll mitgekriegt.«
    Clay ließ die Finger auf meinem Arm liegen, als er mich den Pfad entlangmanövrierte.
    »Hat das nach Wolf gerochen?«, fragte ich.
    »Wolf?« Er schob die Lippen vor und überlegte. »Ich hab zuerst gedacht, es könnte sein, aber da hab ich wohl die Wölfe gerochen, die uns gefolgt sind. Bei dem Gestank hätte ich an Vielfraß gedacht. Aber wenn’s die Wölfe in die Flucht schlagen kann, tippe ich auf Bär.«
    »Ein Rudel von dieser Größe, das vor einem Bären davonrennt?«
    Er schob mich vorwärts, weil ich langsamer geworden war. »Hast du das ausgestopfte Vieh im Hotelfoyer gesehen? Muss fast zweieinhalb Meter groß sein. Wenn ich irgendwas in dem Format sähe, würde ich auch rennen.«
    Der Mond verschwand hinter dickeren Wolken. Ich wurde wieder langsamer und zwinkerte angestrengt, als der Pfad vor mir schwarz wurde.
    »Geh hinter mir«, sagte er.
    Clays Nachtsicht war besser als meine, also übernahm er die Führung, langsam, aber trittsicher. Als wir weitergingen, hätte ich schwören können, dass es noch dunkler wurde; selbst der Schimmer des in den Wolken verborgenen Mondes verschwand aus dem Nachthimmel.
    Ich wollte gerade erwähnen, dass wir ganz entschieden in ein paar Taschenlampen investieren mussten. Da trieb ein Geruch an meiner Nase vorbei, derselbe fürchterliche muffige Gestank, der diesmal von der windabgewandten Seite kam; das bedeutete, dass es unmittelbar neben …
    Clay fuhr herum, die Faust bereits in Bewegung; seine Augen wurden weit, als ihm aufging, dass er mit dem verletzten Arm begonnen hatte. Er hielt inne; seine Linke schlug zu, als ich herumfuhr. Etwas pflügte mir in den Rücken mit einer Gewalt, die mir den Atem verschlug. Meine Füße flogen nach oben, und ich wappnete mich für den Aufprall. Stattdessen wurde ich im Fallen wieder hochgerissen; meine Beine wirbelten durch die Luft, und ich wurde am Rückenteil meiner Jacke festgehalten, während der Gestank mich einhüllte. Als ich mich herumzudrehen versuchte, um sehen zu können, was mich da festhielt, rammte Clay das Vieh gegen den Boden. Es grunzte vor Überraschung, und ich flog zur Seite, als meine Jacke riss.
    Ich krachte gegen einen Baum. Schmerz explodierte in mir. Ich landete in einem Knäuel am Fuß des Baums und zwinkerte, kaum imstande zu sehen. Clays Gesicht erschien über meinem. Er stieß laut den Atem aus vor Erleichterung, als meine Augen sich öffneten.
    Bevor ich etwas sagen konnte, prasselte es in den Bäumen; Äste brachen. Ein Fauchen. Dann ein

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