Biss der Wölfin: Roman
macht. Ich habe inzwischen zwei und zwei zusammengezählt. Erst warst du sehr drauf aus, dass ich nach Hause komme und wir darüber reden; was es auch ist, es muss also mit mir zu tun haben. Aber sogar nachdem wir darüber geredet haben, machst du dir noch Sorgen.«
Ich kratzte mit dem Löffel am Boden meiner Schüssel herum.
Er schob sich näher heran. »Du hast Angst, dass sich die Dinge zwischen uns ändern könnten, wenn du Alpha wirst.«
Direkt ins Schwarze beim ersten Versuch. Warum also verkrampfte sich meine Kehle, als ich es zu bestätigen versuchte? Warum gingen mir Dutzende anderer Dinge durchs Gehirn, die ich jetzt sagen konnte, Möglichkeiten, das Thema zu wechseln, ihn aufzuziehen, es leichthin abzutun?
Ich schluckte und zwang mich dazu, es auszusprechen. »Ich bin glücklich.«
»Schwierig zu sagen, stimmt’s?« Er wälzte sich auf die Seite, und seine Stimme wurde leiser.
»Nein, ich … Natürlich bin ich glücklich. Das weißt du doch.«
»Dich glücklich fühlen, dich glücklich geben, mich in kleinen Dingen wissen lassen, dass du glücklich bist? Das ist einfach. Aber die Worte aussprechen? Das ist wie auszusprechen, dass du mich vermisst. Ein Eingeständnis der Zufriedenheit. Nach dem, was ich getan habe, hast du nicht das Gefühl, dass du mit mir wirklich glücklich sein solltest. Wenigstens solltest du es nicht zugeben, nicht mir gegenüber.«
Ich versuchte, ihn anzusehen, aber meine Nackenmuskeln wollten immer noch nicht gehorchen, also starrte ich auf meine Schale hinunter. »Ich weiß, dass du nicht geplant hattest, mich zu beißen. Nicht so – ohne mein Einverständnis.« Er hatte geglaubt, Jeremy versuchte, uns voneinander zu trennen, und war in Panik geraten.
»Ich hab dich die Hölle durchmachen lassen, und hinterher habe ich alles nur noch schlimmer gemacht – all meine Fehler, weil ich dich zurückhaben wollte.«
»Ich habe dir verziehen.«
»Verzeihung, ja. Verstehen, ja. Vergessen, nein.«
Mein Magen zog sich zusammen. »Ich will vergessen. Ich will drüber wegkommen. Ganz drüber wegkommen.«
»Kannst du nicht. Wirst du nicht. Solltest du vielleicht auch nicht. Aber wir kommen in kleinen Schritten voran. Mir zu sagen, dass du mich liebst. Zu sagen, dass du mit mir zusammen sein willst. Zu sagen, dass du mir vertraust. Jetzt zu sagen, dass du mich vermisst hast. Die nächste große Hürde wird sein, mir zu sagen, dass du dein Leben magst, so wie es ist.«
»Ich liebe mein Leben.« Ich fing seinen Blick auf.
»Und du hast Angst, das wird sich ändern, wenn du Alpha wirst. Oder präziser, du hast Angst, dass wir uns verändern werden.« Er kam noch näher. »Ich hab zehn Jahre lang davon geträumt, uns irgendwie an den Punkt zu bringen, an dem wir jetzt sind – zusammen, glücklich, Kinder – in der Gewissheit, dass ich zu viel Mist gebaut hatte, um auch nur zu hoffen. Wenn ich wirklich glaubte, dein Aufstieg zum Alpha würde das ruinieren – meinst du nicht, dass ich dann Theater machen würde? Zum Teufel, ich würde selbst Alpha werden, wenn es sein müsste.«
Ich nickte.
»Aber du machst dir trotzdem noch Sorgen.«
Ich setzte mich auf. »Ich werde drüber wegkommen. Jeremy hat gesagt, er wird mit der Amtsübergabe überhaupt erst anfangen, wenn die Kinder in der ersten Klasse sind, und auch dann werden wir es schrittweise machen. Es ist ja nicht so, als ob er verschwinden möchte. Er ist einfach … müde, nehme ich an. So weit, dass er seine Nachfolgerin einarbeiten will.«
»Und bist du so weit, diese Nachfolgerin zu sein?«
Ich nahm mir eine Minute Zeit, um darüber nachzudenken. »Ich bin mir … nicht sicher. Im Moment ist mir der Gedanke sehr unangenehm, dein Alpha zu sein. Ganz gleich, wie übel es zwischen uns geworden ist, das ist eine Sache, die mir immer eine Menge bedeutet hat. Dass du uns als Partner betrachtet hast, als Gleichgestellte, dass ich darum nie habe kämpfen müssen.«
»Und wer übernimmt dieser Tage die Führung im Feld? Du. Hast es seit Jahren getan.«
»Das ist nicht dasselbe. Jeremy überträgt mir die Leitung, aber du hältst es für selbstverständlich, mir Ratschläge zu geben oder einzugreifen, wenn ich Mist mache. Wie bei Reese. Du hast gewusst, dass er Hilfe nur akzeptieren würde, wenn sie an Bedingungen geknüpft ist – das war an mir komplett vorbeigegangen.«
»Und gibt es irgendeinen Grund, warum ich das nicht mehr tun könnte, wenn du Alpha wirst?«
Ich sah ihn an. »Wirst du’s tun?«
Er lachte.
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