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BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL

BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL

Titel: BIS(S) ZUM ERSTEN SONNENSTRAHL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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einigen Schaden angerichtet.«
    Sie sprach von Arbeit und von Professionalität. Es stimmte also, dass es ihre Aufgabe war, zu bestrafen. Und wenn es Leute gab, die bestraften, musste es auch Regeln geben. Carlisle hatte vorhin gesagt:
Wir befolgen ihre Regeln,
und außerdem:
Es gibt kein Gesetz, das es verbietet, Vampire zu erschaffen, wenn man sie unter Kontrolle hält.
Riley und meine Schöpferin waren von der Ankunft dieser Volturi eingeschüchtert, aber nicht wirklich überrascht gewesen. Sie kannten die Gesetze und sie wussten, dass sie sie brachen. Warum hatten sie uns das nicht gesagt? Und es gab noch mehr Volturi als nur diese vier. Jemanden namens Aro und wahrscheinlich noch viel mehr. Es mussten eine Menge sein, wenn alle so viel Angst vor ihnen hatten.
    Carlisle beantwortete Janes Frage. »Achtzehn, diese hier eingeschlossen.«
    Unter den vier Volturi war ein kaum wahrnehmbares Gemurmel zu hören.
    »Achtzehn?«, wiederholte Jane mit einer Spur Überraschung in der Stimme. Unsere Schöpferin hatte Jane nicht gesagt, wie viele von uns sie erschaffen hatte. War Jane wirklich überrascht oder tat sie nur so?
    »Alle brandneu«, sagte Carlisle. »Sie waren ungezügelt.«
    Ungezügelt und uninformiert, dank Riley. Ich bekam langsam ein Gefühl dafür, wie diese älteren Vampire uns sahen.
Neugeborene,
hatte Jasper mich genannt. Wie ein Baby.
    »Alle?«, fragte Jane giftig. »Wer hat sie dann erschaffen?«
    Als ob sie unsere Schöpferin nicht längst kennengelernt hätte. Diese Jane war eine noch größere Lügnerin als Riley und sie war so viel besser darin als er.
    »Sie hieß Victoria«, antwortete der Rotschopf.
    Woher wusste er das, wenn noch nicht mal
ich
das wusste? Mir fiel wieder ein, dass Riley gesagt hatte, in dieser Gruppe gebe es einen Gedankenleser. Hatten sie so alles über uns erfahren? Oder war das auch eine von Rileys Lügen gewesen?
    »Hieß?«, fragte Jane.
    Der Rotschopf machte eine Kopfbewegung in Richtung Osten. Ich blickte auf und sah an der Flanke des Berges eine dichte lila Rauchwolke aufsteigen.
    Hieß.
Ich verspürte eine ähnliche Freude wie vorhin, als ich mir vorgestellt hatte, wie der große Vampir Raoul zerstückelte. Nur noch viel, viel stärker.
    »Diese Victoria«, fragte Jane langsam. »Sie war zusätzlich zu den achtzehn da?«
    »Ja«, bestätigte der Rotschopf. »Sie hatte nur einen anderen bei sich. Er war nicht so jung wie dieses Mädchen hier, aber nicht älter als ein Jahr.«
    Riley. Meine heftige Freude wurde noch intensiver. Wenn - okay,
sobald
- ich heute starb, würde das wenigstens nicht unerledigt zurückbleiben. Diego war gerächt worden. Ich lächelte beinahe.
    »Zwanzig«, stieß Jane hervor. Entweder waren das mehr, als sie erwartet hatte, oder sie war eine sehr gute Schauspielerin. »Wer hat sich die Schöpferin vorgeknöpft?«
    »Ich«, sagte der Rotschopf kühl.
    Wer immer dieser Vampir war, ob er sich nun einen Menschen hielt oder nicht, er war mein Freund. Selbst wenn er derjenige war, der mich schließlich umbringen würde, ich wäre ihm trotzdem noch dankbar.
    Jane wandte sich mit schmalen Augen an mich.
    »Du da«, knurrte sie. »Name?«
    Wenn es nach ihr ging, war ich sowieso bald tot. Warum sollte ich dieser Lügnerin also noch geben, was sie wollte? Ich sah sie nur böse an.
    Jane lächelte mich an, mit dem strahlenden, fröhlichen Lächeln eines unschuldigen Kindes, und plötzlich stand ich in Flammen. Es war, als wäre ich zurück in der schlimmsten Nacht meines Lebens. Durch jede Ader meines Körpers strömte Feuer, bedeckte jedes Fleckchen meiner Haut und grub sich durch das Mark jedes einzelnen Knochens. Es fühlte sich an, als wäre ich unter dem Scheiterhaufen meines Clans begraben, auf allen Seiten von Flammen umgeben. Es gab keine einzige Zelle in meinem Körper, die nicht von den unvorstellbarsten Qualen erfüllt war. Ich konnte mich über die Schmerzen in meinen Ohren hinweg kaum selbst schreien hören.
    »Name?«, sagte Jane erneut und als sie sprach, erlosch das Feuer. Es war einfach weg, als hätte ich es mir nur eingebildet.
    »Bree«, sagte ich, so schnell ich konnte, immer noch keuchend, obwohl der Schmerz nicht mehr da war.
    Jane lächelte erneut und das Feuer war wieder überall. Wie viel Schmerz war nötig, bevor ich daran starb? Die Schreie fühlten sich schon gar nicht mehr so an, als stammten sie von mir. Warum riss mir niemand den Kopf ab? Carlisle war doch nett genug dafür, oder? Oder wer auch immer ihr Gedankenleser war.

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