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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Medgar für die Gerichtsverhandlung gegen James Earl Ray exhumiert«, erklärt Mr. McDonough, »und er sah aus, als hätten wir ihn eben erst begraben. Bei Ihrem Vater ist es genau das Gleiche. Damals hat der alte Jimmy White als Einbalsamierer für mich gearbeitet. So jemanden findet man heutzutage nicht mehr.«
    »Könnte ich ein paar Augenblicke allein mit meinem Vater sein, bitte?«
    »Oh. Selbstverständlich, Ma’am.«
    Mr. McDonough zieht sich ein paar Schritte zurück.
    Ich fühle mich wie eine Gestalt in einem Disney-Märchen. Als hätte ich eine weite, mühevolle Reise auf michgenommen, um hierher zu kommen, und als könnte ich, in dem ich mich einfach vornüberbeuge und die kalten Lippen küsse, meinen schlafenden Prinzen zum Leben erwecken und glücklich sein bis zum Ende meiner Tage.
    Doch so ist das nicht.
    Je länger ich auf das Gesicht meines Vaters sehe, desto sicherer ist es. Seine Wangen sind ein ganzes Stück weit eingesunken, auch seine Augen – trotz der Plastikaugendeckel, die sie unter die Lider schieben, um die Illusion von Normalität aufrechtzuerhalten. Mit einer raschen Bewegung wie ein Vogel, der nach etwas am Boden pickt, beuge ich mich vor und nehme Lena aus Daddys Armbeuge.
    »Machen Sie ihn wieder zu«, sage ich.
    Mr. McDonough schließt den Sarg und winkt den wartenden Wagen herbei.
    »Sie haben gesehen, wie ich dieses Stofftier aus dem Sarg genommen habe, richtig?«, frage ich Mr. McDonough.
    »Ja, Ma’am.«
    Ich weiß, dass ich lieber abwarten sollte, doch ich kann es nicht. »Mr. McDonough, könnten Sie bitte für einen Moment mit mir zu meinem Wagen kommen?«
    Er sieht erneut auf seine Uhr. »Ich müsste eigentlich zurück zu meinem Institut. Wir haben jetzt in diesem Augenblick eine Trauerfeier.«
    Ich sehe ihm an seine Ritterlichkeit appellierend in die Augen, etwas, das bei den meisten Südstaaten-Männern funktioniert.
    »Also schön«, sagt er schließlich. »Aber wirklich nur für einen Moment.«
    »Könnten Sie Ihre Jacke mitbringen?«
    Er holt seine Jacke von der Mauer und folgt mir dann zu Mutters Maxima, der auf dem Gras zwischen zwei von Mauern gesäumten Parzellen parkt. Ich öffne den Kofferraum und entnehme die Schachtel mit den forensischen Chemikalien, die ich aus New Orleans mitgebracht habe, um meinSchlafzimmer zu untersuchen. Der Anblick des Luminols lässt mich an die kleine Natriece und ihre weit aufgerissenen Augen denken, als sie die Flüssigkeit versehentlich in meinem Zimmer versprüht und die fluoreszierenden Fußabdrücke entdeckt hat. Die vor mir liegende Aufgabe ist zu delikat, als dass ich Luminol benutzen könnte. Die Substanz reagiert nicht nur mit dem Eisen im Hämoglobin und verbraucht es auf diese Weise, sondern sie vernichtet auch die genetischen Fingerabdrücke im Blut, was eine eindeutige dna-Analyse so gut wie unmöglich macht. Deswegen werde ich heute Orthotolidin benutzen, das nicht nur latentes Blut auf Lenas Fell enthüllt, sondern auch die Integrität der genetischen Markierungen erhält.
    »Könnten Sie bitte mit mir in den Wagen steigen?«, frage ich Mr. McDonough und klettere auf den Fahrersitz.
    Nach kurzem Zögern folgt mir der Leichenbestatter auf den Beifahrersitz. »Was haben Sie in dieser Flasche?«, will er wissen.
    »Eine Chemikalie, die verstecktes Blut sichtbar macht.«
    Er schürzt die Lippen. »Ist das hier vielleicht eine Art kriminalistischer Untersuchung?«
    »Allerdings. Könnten Sie Ihre Jacke bitte so halten, dass sie meine Hände und das Stofftier bedeckt?«
    »Schätze schon. Aber Sie werden mir die Jacke nicht ruinieren, oder?«
    »Nein, Sir.«
    Während er seine Jacke ausbreitet, untersuche ich Lena vorsichtig. Ich teile das orange-schwarze Fell unter dem Maul und sehe die Naht, wo Pearlie das Stofftier geflickt hat nach der Nacht, in der mein Vater starb.
    »So etwa?«, fragt Mr. McDonough und macht ein Zelt aus seiner Jacke.
    »Perfekt.« Ich halte Lena mit der linken Hand unter die Jacke und sprühe mit der rechten ein wenig Orthotolidin auf das Fell. Dann drehe ich das Stofftier herum und besprühe die Rückseite ebenfalls.
    »Was passiert jetzt?«, fragt Mr. McDonough.
    »Wir warten.«
    Früher haben Fotografen ihre Anzugjacken als portable Dunkelkammern benutzt, wenn sie unterwegs waren. Die digitale Fotografie hat diese Praxis zu einem Relikt der Vergangenheit gemacht, doch heute leistet mir das Wissen bei meinem Vorhaben gute Dienste.
    »Könnten Sie die Klimaanlage einschalten?«, fragt Mr.

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