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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Jesse uns allein. Ohne ihre Perücke sieht Pearlie aus, als wäre sie hundert Jahre alt. Aber das ist sie nicht. Sie hat noch eine Menge Leben in sich.
    »Was hast du als Nächstes vor?«, fragt sie und starrt hinunter auf Billy Neals Leichnam. »Was wird Dr. Kirkland jetzt tun?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe jetzt keine Zeit, mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Ich muss so schnell wie möglich nach New Orleans.«
    Sie sieht mich schockiert an. »Was denn, jetzt?«
    »Sofort.«
    »Warum denn das?«
    Weil ich mit einem Killer reden muss, und weil ich vorallen anderen bei ihr sein muss. »Wenn ich nicht dort erscheine, wird das fbi mich verhaften.«
    Pearlie schüttelt den Kopf. »Nun, mach, was immer du tun musst, Mädchen. Jesse kann mich zur Insel bringen.«
    »Du musst in ein Krankenhaus, Pearlie.«
    Sie schnauft verächtlich. »Ich brauche einen Whiskey, das ist alles, was mir fehlt.«
    Jesse kommt mit einem kleinen silbernen Schlüssel in der Hand zurück. »Sie möchten bestimmt diese Handschellen los sein, Ma’am.«
    Ich drehe ihm den Rücken zu, und er schließt die Handschellen auf. Ich reibe mir die Gelenke, um das Blut wieder zum Zirkulieren zu bringen, dann gehe ich zum Wagen und hole meine Jeans vom Rücksitz.
    »Tante Pearlie hat gesagt, Sie müssten dringend nach New Orleans«, sagt Jesse und kommt herbei.
    »Das ist richtig.«
    »Und wie wollen Sie dorthin kommen?«
    »Ich werde einen Pick-up von der Insel nehmen.«
    Er blickt mich unbehaglich an. »Weiß Dr. Kirkland Bescheid?«
    »Nein!«, sagt Pearlie von hinten mit Bestimmtheit. »Und er wird es auch nicht erfahren!«
    Jesse dreht sich zu seiner Tante um. Sie steht mit in die Hüften gestemmten Händen da und funkelt ihn an, als hätte sie es mit einem begriffsstutzigen siebenjährigen Jungen zu tun.
    »Jesse Ford Billups«, sagt sie. »Willst du weiter dem Mann dienen, der dich vor all den Jahren blutig geschlagen hat? Oder wirst du diesem Mädchen hier helfen, zu tun, was richtig ist?«
    Er stößt einen tiefen Seufzer aus. »Scheiße, Tante Pearlie. Ich weiß nicht, was …«
    »Was hast du gesagt?« Die alte Frau schüttelt drohend den Finger vor Jesses Nase. »Du solltest in meiner Gegenwart nicht fluchen, mein Junge! Wenn deine Mama noch am Lebenwäre, würde sie dir den Hintern versohlen! Los jetzt, setz dich in Bewegung und tu, was man dir sagt. Auf der Stelle!«
    Jesse Billups, Vietnam-Veteran und Vormann von DeSalle Island, nickt schicksalsergeben. »Was ist mit dem da?«, fragt er und deutet mit dem Daumen nach hinten, wo Billy Neals Leiche liegt.
    Pearlie rümpft die Nase. »Diesen Abfall lassen wir für die Bussarde liegen. Die müssen schließlich auch von irgendwas leben.«

63
    J etzt erzähl mir das mit den Zähnen noch mal von vorn«, sagt Sean.
    Wir sitzen am Küchentisch in meinem Haus am Lake Pontchartrain, wie schon so viele Male zuvor. Vor uns ausgebreitet liegen elf Fotos in einer Reihe. Die Frauen auf den Bildern sind unterschiedlichen Alters – von neunzehn bis sechsundvierzig Jahre –, und es sind die Frauen, von denen wir mit größter Wahrscheinlichkeit annehmen, dass sie zu Maliks Gruppe X gehört haben. Wir haben sie aus siebenunddreißig Frauen zwischen zwei und achtundsiebzig Jahren herausgefiltert – sämtlichen weiblichen Verwandten der Opfer des nomurs-Killers. Wir haben sie bereits am Telefon herausgefiltert, während ich im Wagen von DeSalle Island nach New Orleans unterwegs war. Und mitten in der Reihe, mit je fünf Frauen zur Rechten und zur Linken, liegt das Bild der Frau, von der ich überzeugt bin, dass sie die sechs Männer getötet hat.
    »Die Zähne«, wiederholt Sean. »Bist du wach, Cat?«
    Ich wende mich vom Tisch ab und starre durch das dunkelblaue Rechteck meines Panoramafensters nach draußen. Die Nacht senkt sich rasch herab. »Wir alle haben eine großeAnzahl verschiedenster Bakterien in unseren Mündern«, murmele ich. »Das häufigste Bakterium ist Streptococcus mutans, das die Säuren produziert, die Karies verursachen.«
    Sean klebt eine gelbe Haftnotiz auf die Tischplatte. »Und die Kultur aus der Speichelprobe der Bisswunden an Quentin Baptiste enthielt keine derartigen Bakterien?«
    »Richtig. Nach vierundzwanzig Stunden immer noch kein Wachstum. Das ist höchst ungewöhnlich.«
    »Könnte jemand einen Fehler beim Nehmen der Speichelprobe gemacht haben?«
    »Es war kein normaler Streifenpolizist, der die Wunden ausgewischt hat, Sean. Es war ein forensischer Experte vom fbi. Wir

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