Bisswunden
Zwecke eingesetzt.«
»Malik wusste wahrscheinlich, was geschah«, räume ich ein. »Das bedeutet jedoch nicht, dass er die Morde geplant oder bei der Ausführung geholfen hat.«
Auf Seans Gesicht zeichnet sich Frustration ab. »Warum verteidigst du diesen Malik so eisern?«
»Weil Malik getan hat, was er konnte, um Frauen mit schlimmen Schmerzen zu helfen. Frauen, denen niemand sonst hatte helfen können.«
Sean stößt einen Seufzer aus. »Wir können uns die ganze Nacht darüber streiten. Die Frage ist, was werden wir unternehmen? «
»Das habe ich dir bereits gesagt. Ich will mit Evangeline Pitre reden.«
»Du willst allein zu dieser Frau fahren und …«
»Nicht allein. Mit dir zusammen.«
»Ohne Rückendeckung.«
»Du bist meine Rückendeckung.«
Er stöhnt verärgert. »Du willst ohne Verstärkung zu dieser Frau und dich mit ihr unterhalten, obwohl du überzeugt bist, dass sie sechs Männer ermordet hat?«
»Ja. Uns droht keine Gefahr. Sie tötet Menschen, die Kinder missbraucht haben. Keine Cops.«
»Margaret Lavignes Stiefvater hat niemanden missbraucht. Trotzdem ist er jetzt genauso tot wie die anderen fünf Männer.«
»Dieser Mord war offensichtlich ein Irrtum, verursacht durch eine falsche Erinnerung Margaret Lavignes.«
Sean nickt, als würde er meiner Argumentation folgen. »Ja. Und wer hat Dr. Malik ermordet? Wer hat ihm den Schädel in den Schoß gelegt? Der Hair Club for Men? «
»Ich hoffe, Evangeline Pitre kann uns diese Frage beantworten.«
Sean schweigt missmutig. Er starrt mich an, doch er starrt auch durch mich hindurch.
»Was ist?«, frage ich in dem Wissen, dass ihm eine Idee gekommen ist. »Was denkst du jetzt?«
»Vielleicht nichts. Warte ein paar Sekunden.« Er nimmt sein Mobiltelefon und tippt eine Nummer ein. Es ist die Nummer des Reviers im Zweiten Distrikt, wo Quentin Baptiste als Detective beim Morddezernat gearbeitet hat. Er verlangt einen O’Neil DeNoux zu sprechen, einen Detective, dessen Namen ich noch nie gehört habe.
»Wer ist das?«, flüstere ich.
»Baptistes Partner. Hallo? O’Neil? Sean Regan hier. Ich brauche ein paar Informationen über Quentin. Von Cop zu Cop … Ja, ich weiß, dass ich bei der Sonderkommission arbeite. Aber das bleibt vertraulich und geht nicht ans fbi, okay? … Hat Quentin eine Ersatzwaffe getragen? … He,Mann, das ist ernst … Tatsächlich?« Sean nickt mir mit geweiteten Augen zu. »Welches Kaliber? … Danke, bin Ihnen was schuldig … Ja, sicher. Ich weiß, dass Sie es nicht vergessen werden.«
Er beendet das Gespräch. Sein Gesicht ist blass. »Quentin Baptiste hat manchmal eine Charter Arms Kaliber 32 als Ersatzwaffe am Unterschenkel getragen.«
Mir ist kalt. »Mein Gott …« Ich starre hinunter auf das Foto von Evangeline Pitre und will plötzlich nicht mehr akzeptieren, was ich mit Sicherheit weiß. Dass sie die Mörderin ist.
»Was hast du dagegen, wenn wir die Sonderkommission hinzurufen?«, fragt Sean. »Musst du diejenige sein, die persönlich diesen Fall löst?«
Ich starre ihn ungläubig an. »Weißt du, was ›Projektion‹ ist, Sean? Scheiße. Ich will diesen Fall überhaupt nicht lösen. Bestimmt nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil ich nicht sicher bin, ob die Person, die hinter diesen Morden steht, ins Gefängnis gehört. Noch nicht jedenfalls.«
Sein Unterkiefer sinkt herab. »Du nimmst mich auf den Arm, wie?«
»Nein.«
»Sechs Männer sind tot!«
»Kinderschänder. Alle bis auf einen.«
»Es gibt keine Todesstrafe für sexuellen Missbrauch.«
»Vielleicht sollte es das. Zumindest für Wiederholungstäter.«
Er schüttelt langsam den Kopf. »Das ist eine Entscheidung, die der Gesetzgeber zu treffen hat. Und danach ein Richter und eine Jury, wenn es Gesetz geworden ist.«
»Der Gesetzgeber begreift die Tragweite dieses Verbrechens einfach nicht. Hör zu, es ist erst ein paar Stunden her, dass ich Billy Neal getötet habe, und du hast nicht das geringste Problem damit.«
»Das ist doch etwas vollkommen anderes! Er hat dich vergewaltigt! Und hinterher wollte er dich ermorden!«
»Sicher. Doch wer ein Kind missbraucht, begeht nicht nur eine Vergewaltigung, Sean. Er begeht einen Mord. Das Opfer läuft hinterher zwar noch herum und redet, und deswegen glauben wir, es wäre am Leben. Doch seine Seele ist tot. Das ist eine Sache, mit der Dr. Malik hundertprozentig Recht hatte.«
Sean beugt sich über den Tisch und sieht mir in die Augen. »Du bist viel zu nah dran an diesem Thema, um
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