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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Rückseite. Ich bin nicht sicher.«
    Ich versuche erneut, mich an irgendetwas zu erinnern, dochdas unüberwindliche Tor, das meine Erinnerungen vom Bewusstsein trennt, bleibt verschlossen. »Was glaubst du, wer dieser Einbrecher gewesen ist, Pearlie? Was hatte er hier zu suchen?«
    Die Amme seufzt in tief empfundenem Fatalismus; dann senkt sich der Blick ihrer dunklen Augen in meinen. »Du willst wirklich wissen, was ich denke?«
    »Ja.«
    »Ich denke, er war ein Freund deines Daddys. Entweder das – oder jemand, der hergekommen ist, um Dr. Kirkland zu ermorden.«
    Für einen Moment verschlägt es mir die Sprache. In all den Jahren seit dem Tod meines Vaters habe ich niemals gehört, dass irgendjemand diese Geschichte ausgesprochen hätte. »Großvater ermorden? Aber warum sollte jemand das tun?«
    Pearlie seufzt tief. »So lieb dein Großvater sein kann, Kind, er ist ein harter Geschäftsmann. Er hat einige Leute ruiniert, und in einer so kleinen Stadt wie Natchez holt einen das manchmal ein.«
    »Hat seit jener Nacht jemand versucht, ihm etwas zu tun?«
    »Nicht dass ich wüsste.« Sie zuckt die Schultern. »Vielleicht irre ich mich ja auch. Aber jetzt hat er diesen Fahrer, diesen Billy Neal. Ich mag den Burschen überhaupt nicht.«
    Ich bin dem Fahrer meines Großvaters nur ein einziges Mal begegnet, und das auch nur kurz. Hageres Gesicht, muskulös; er erinnert mich an die Männer, denen ich immer wieder in irgendwelchen Bars begegne. Stille Männer, deren Schweigen nicht bemüht, sondern bedrohlich ist, irgendwie aggressiv. »Glaubst du, Billy Neal ist eine Art Leibwächter?«
    Pearlie schnaubt. »Ich weiß, dass er ein Leibwächter ist! Er ist viel zu bösartig, um ihn als irgendetwas anderes zu beschäftigen. Ganz bestimmt nicht nur als Fahrer.«
    Die Vorstellung, dass mein Großvater einen Leibwächter benötigt, erscheint mir lächerlich, doch genau das war der Eindruck, den ich von Billy Neal hatte, als ich Großvater mitseinem neuen Fahrer in New Orleans sah. Doch es ist Pearlies andere Theorie, die mein Herz schneller schlagen lässt. »Warum glaubst du, der Einbrecher könnte ein Freund von Daddy gewesen sein?«
    »Es muss so gewesen sein, Kind«, antwortet sie fest. »Um nahe genug an deinen Daddy heranzukommen, um ihn mit seinem eigenen Gewehr zu erschießen.«
    »Wieso?«
    »Weil ich noch nie einen so aufmerksamen Mann gesehen habe wie deinen Daddy. Mr. Luke schlief mit offenen Augen. War immer auf der Hut vor Gefahr. Ich schätze, der Krieg hat das bei ihm bewirkt. Dr. Kirkland hält sich vielleicht für einen großen Jäger, aber dein Daddy … er konnte durch die Wälder laufen, ohne einen einzigen Grashalm zu verbiegen. Die ersten paar Jahre, nachdem er aus dem Krieg zurück war, streifte er die ganze Nacht über sein Land. Auch über die Insel, wie ich gehört habe. Er hat mich manchmal zu Tode erschreckt. Er tauchte einfach vor einem auf, wie ein Geist, ohne das leiseste Geräusch. Niemand konnte sich Mr. Luke nähern, ohne dass er es gemerkt hätte. Ganz bestimmt nicht, nein. Das weiß ich mit Sicherheit.«
    »Ein Freund …«, murmele ich, während ich versuche, mich mit diesem Gedanken anzufreunden. »Ich erinnere mich nicht, dass Daddy Freunde gehabt hätte.«
    Pearlie lächelt bedauernd. »Sie waren keine richtigen Freunde. Sie waren Jungen wie er selbst, die im Krieg gewesen sind. Nicht mit ihm zusammen, aber wie er. Es waren gute Jungen, aber viele von ihnen kamen aus Vietnam zurück und waren süchtig nach diesem Dope. Schwarze und Weiße, ohne Unterschied. Mein Neffe war auch so einer. Jedenfalls, diese Freunde haben wahrscheinlich gewusst, dass Daddy Pillen im Haus hatte. Und wahrscheinlich haben sie sich gedacht, dass Dr. Kirkland ebenfalls Drogen hier aufbewahrt. Schließlich ist er Arzt. Der Rest ist nicht schwer auszurechnen, oder?«
    Ich blicke mich in dem verlassenen Schlafzimmer um. EinKinderzimmer ohne Kind darin. Ich bin nicht klaustrophobisch, aber manchmal schlagen mir bestimmte Umgebungen auf die Nerven, und dann muss ich mich bewegen. Weggehen oder ausflippen. »Lass uns nach draußen gehen, Pearlie.«
    Sie nimmt meine Hand. »Was ist denn, Baby?«
    »Ich brauche frische Luft.«
    »Gut, dann gehen wir an die frische Luft.«
    Ich lasse Pearlie den Vortritt, dann schließe ich hinter uns die Tür. »Geh nicht wieder in dieses Zimmer«, sage ich zu ihr. »Ich muss noch ein paar Dinge untersuchen.«
    »Was für Dinge?«
    »Dinge wie auf meiner Arbeit in New Orleans.

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