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Bisswunden

Bisswunden

Titel: Bisswunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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Vielleicht findet sich da drin noch mehr Blut.«
    Sie wird ängstlich und zieht die Schultern nach vorn.
    »Was ist denn?«, frage ich.
    Sie bleibt in der Küche stehen und legt mir eine Hand auf den Arm. »Baby, es nützt niemandem, wenn du die Vergangenheit ausgräbst. Selbst einfache Leute wie ich wissen das. Und du bist kein einfacher Mensch.«
    »Ich wünschte manchmal, ich wäre es.«
    Pearlie gluckst leise. »Eine Sache können wir nicht ändern auf dieser Welt. Unsere Natur. Wir kommen auf die Welt, wie wir sind, und wir bleiben so, bis wir sterben.«
    »Glaubst du das wirklich?«
    In ihren Augen ist tiefe Weisheit zu lesen. »Das glaube ich, ja. Ich habe zu viele Kinder von der Wiege bis zum Grab beobachtet, um es nicht zu glauben.«
    Ich bin anderer Meinung, widerspreche ihr aber nicht. Pearlie Washington ist viel älter als ich. Sie hat viel mehr erlebt. Wir gehen nach draußen in den Rosengarten und ins Sonnenlicht.
    »Ich habe noch eine Frage«, sage ich zu ihr. »Und ich möchte, dass du mir die Wahrheit sagst.«
    Die Augen der Amme werden dunkel wie ein tiefer See. »Ich versuch’s, Baby.«
    »Hältst du es für möglich, dass Daddy sich das Leben genommen hat?«
    Sie zuckt zurück. »Was redest du denn da, Mädchen?«
    »Ich frage dich, ob es in jener Nacht tatsächlich einen Eindringling gegeben hat, oder ob ihr alle mich all die Jahre belogen habt, um mich vor mir selbst zu schützen. Ob das, was Daddy im Krieg durchgemacht hat, vielleicht zu viel war für ihn. So schlimm, dass … dass selbst Mom und ich nicht genug waren, dass er weiterleben wollte.«
    Pearlie hebt die Hand und wischt mit ihren langen, schlanken braunen Fingern die Tränen von meinen Wangen. »Oh, Baby, denk niemals so etwas! Für Mr. Luke ist die Sonne in deinen Augen auf- und untergegangen. Glaub mir, Mädchen!«
    Ich versuche die Nässe aus meinen Augen wegzublinzeln. »Tatsächlich? Ich kann mich nicht erinnern.«
    Sie lächelt. »Ich weiß, dass du dich nicht erinnerst. Er wurde dir viel zu früh genommen. Aber Mr. Luke hat den Krieg nicht durchgemacht, um sich zu erschießen, als er wieder zu Hause war. Er hat dich und deine Mom mehr geliebt, als du dir jemals vorstellen kannst. Also schlag dir diesen dummen Gedanken ganz schnell wieder aus dem Kopf, verstanden?«
    »Ja, Ma’am.« Ich bin überrascht vom kindhaften Klang meiner eigenen Stimme.
    »Ich gehe Natriece holen«, sagt Pearlie, strafft die Schultern und blickt auf Malmaison. »Du rufst mich, wenn du etwas brauchst.«

8
    W ährend Pearlie zum Haupthaus geht, nehme ich mein Mobiltelefon hervor und überprüfe das Display. Acht weitere Anrufe in Abwesenheit, ausnahmslos von Sean. Er gibt nicht auf.
    Ich öffne mein digitales Telefonbuch und wähle die Nummer meiner Mutter. Sie antwortet durch knackende, rauschende Statik hindurch.
    »Cat! Was ist passiert?«
    »Warum glaubst du, dass etwas passiert ist?«
    »Warum sonst solltest du mich anrufen?«
    Gütiger Gott. »Wo bist du, Mom?«
    »Ungefähr dreißig Meilen nördlich von Natchez, auf dem Rückweg über den Liberty Road Way. Ich war deine Tante Ann besuchen.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Nicht so gut. Es würde zu lange dauern, die Geschichte am Handy zu erzählen. Wo bist du?«
    »Zu Hause.«
    »Arbeitest du an diesen Mordfällen unten im Süden? Ich hab es in den Nachrichten gesehen.«
    »Ja und nein. Genau genommen bin ich im Augenblick in Natchez.«
    Statik klang noch niemals so leer. »Was machst du in Natchez?«
    »Das erzähle ich dir, sobald du hier bist.«
    »Komm mir nicht auf diese Tour! Ich will es sofort erfahren!«
    »Sobald du hier bist. Auf Wiedersehen, Mom.«
    Ich klicke das Gespräch weg und sehe zum Haus. Ich möchte den Rest meines Zimmers nach verborgenen Blutspuren absuchen, aber ich habe nicht die richtigen Chemikalien bei mir. Luminol kann die genetischen Fingerabdrücke beschädigen,die erforderlich sind, um die Person zu identifizieren, von der das Blut stammt. Andere, schnell verdunstende Lösungsmittel beschädigen oder verdünnen die Blutflecken nicht. Ich habe einige in New Orleans, aber nicht hier bei mir.
    Mein Mobiltelefon meldet sich erneut. Ich nehme das Gespräch an, ohne auf das Display zu blicken. »Ich erzähle es dir, sobald du hier bist, Mom.«
    »Ich bin nicht Mom«, sagt Sean. »Aber ich schätze, jetzt weiß ich, warum du endlich geantwortet hast.«
    Ich spüre einen Anflug von Schuld in mir aufsteigen. »Hey, es tut mir Leid wegen der verpassten Anrufe.«
    »Schon

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