Bist du mein Kind? (German Edition)
Leid“.
„Und das macht dir nichts aus?“
„Ich habe nie darüber nachgedacht, weil wir andere Dinge im Kopf hatten. Jahrelang war ich wie besessen von Maxis Verlust und davon, die Kinder zu schützen. Ich habe sie ja keinen Schritt alleine machen lassen. Als wir dann nach Limburg gezogen sind, haben wir das Haus saniert, in dem wir jetzt wohnen. Das hat ein paar Jahre gedauert, bis endlich alles fertig war. Im Grunde ist auch heute noch immer mal wieder was zu tun. Und dann kam Laurent.
Wann sollte ich über meine Ehe nachdenken? Und was hätte es genutzt? Allein wegen der Kinder halten wir daran fest, damit sie eine Familie haben, nach den schrecklichen Erlebnissen damals hier in Frankreich“.
„Ich habe nicht den Eindruck, dass deine Beiden verstört sind. Sie machen einen ganz normalen Eindruck. Aber wir werden sehen, Auguste will ja auch noch mit ihnen sprechen. Ich bin auch sehr gespannt, was er da dauernd mit deinem Mann diskutiert. Hat Wolfgang dir gegenüber etwas erwähnt?“
„Nein, das hat er nicht. Das würde ich allerdings auch sehr gerne wissen. Aber ich tappe genauso im Dunkeln wie du. Küss mich nochmal so wie eben, ja?“
Erstaunt sieht er mich an. Er lächelt und sagt:
„Ja“.
Dann reißt er mich in seine Arme und küsst mich wieder so. Die Gefühle reißen mich mit. Dieser Kuss geht mir durch und durch. Ich lasse es diesmal zu. Die Leidenschaft spült jede Vernunft hinweg und sein Kuss wird fordernder. Meiner auch.
Und wie abgesprochen, im selben Augenblick lösen wir uns voneinander.
Wir atmen schwer. Und holen tief Luft. Dann sieht er mich an und fängt laut an zu lachen.
Ich kann nicht anders, ich muss auch lachen.
„Irgendwann kommst du mir nicht mehr davon“, lacht er immer noch. „Eines Tages erwische ich dich“.
„Eines Tages, vielleicht“. Ich küsse ihn nochmal und wir gehen zum Auto.
Alles ist gut.
Dieser Satz scheint irgendwie zu meinem Mantra zu werden: Alles ist gut.
Ich setze Jean-Marie an der Pension ab. Er will duschen und sich umziehen und später zu Fuß zu uns kommen.
Auch ich gehe duschen und ziehe mich um.
Als ich aus dem Bad komme ist kein Mensch mehr im und ums Haus.
Auf dem Esstisch im Wohnzimmer liegt ein Zettel, dass sie einkaufen sind und die Jungs mitgenommen haben. Auch gut. Habe ich etwas Zeit für mich.
Ich sitze auf der Terrasse und trinke Kaffee, als Frederics Wagen auf den Parkplatz fährt.
Jede Menge Männer jeden Alters fallen aus dem Auto, beladen mit Päckchen und Einkaufstaschen.
Sie lachen und erzählen und sogar Wolfgang lacht aus vollem Hals. Das habe ich schon sehr lange nicht mehr an ihm gesehen.
Ich stehe auf, gehe in die Küche, koche nochmal Kaffee und hole Tassen, Milch und Zucker.
Inzwischen sitzen alle um den Tisch und erzählen sich Witze. Jedenfalls hat es den Anschein, denn immer wieder flammt Gelächter auf.
Mit der Kaffeekanne in der einen und dem Tablett in der anderen Hand balanciere ich nach draußen.
Sie nehmen keine Notiz von mir und bleiben in ihren Gesprächen.
Auch gut. Mir macht es Spaß, sie zu beobachten und in aller Ruhe meinen Kaffee zu trinken.
Wolfgang wirkt sehr gelöst und nicht mehr so verbissen wie bisher. Anscheinend tut ihm Augustes Hilfe gut.
Irgendwann steht Frederic auf und verkündet, dass er nun mit den Vorbereitungen anfängt. Wolfgang schließt sich ihm an und die Jungs verschwinden wieder im Pool.
Ich bleibe mit Auguste zurück. Er sieht mich forschend an. Seinem Blick kann ich gut standhalten, weil ich ihn so mag.
„Na, wie war es im Wald? Seid ihr weiter gekommen, du und dein französischer Held?“
„Was ist das für eine Frage? Inwieweit bist du in das Thema involviert? Hast du für mich noch etwas Schweigepflicht übrig oder muss ich damit rechnen, dass du bei euren Spaziergängen Wolfgang brühwarm unterrichtest?“
„Nein, nein, ma chère, ich bin hier allen gegenüber zum Schweigen verpflichtet. Wenn du möchtest, bleibt alles unter uns, was wir hier besprechen. Natürlich werde ich auch dir nichts von meinen Inhalten mit Wolfgang erzählen, es sei denn er bittet mich darum“.
„Ach Auguste, es ist schwierig. Damals, als ich Jean-Maire kennengelernt habe, befand ich mich in einer extremen Stress-Situation, da habe ich immer gedacht, es sei irgendwie eine Schwärmerei oder so was wie das Stockholm-Syndrom, nur auf den Guten bezogen. Im Laufe der Jahre ist das dann alles verblasst, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, die Geschichte mit Maxi zu
Weitere Kostenlose Bücher