Bist du mein Kind? (German Edition)
mitgebracht und Blumen.
Ich gehe auf sie zu und begrüße sie herzlich.
„Leider gibt es Änderung im Programm. Wir können Ihnen leider kein von uns bereitetes Barbecue anbieten. Wir haben noch Besuch bekommen. Der Herr ist Franzose und hauptberuflich Koch. Er hat alles gemacht. Ich hoffe, dass Sie mir nicht böse sind.“
„Nein. Natürlich nicht. Wie geht es Laurent? Wir haben den ganzen Tag nichts von ihm gehört. Aber deshalb glauben wir auch, dass es ihm gut geht“.
„Ich habe auch nicht viel von ihm gehört. Er war mit Leon und Timo unterwegs, die meiste Zeit im Pool. Zwischendurch ist er mit den beiden und den Männern einkaufen gefahren. Es scheint ihm gut zu gehen. Und selbstverständlich können Sie ihn heute Abend mit nach Hause nehmen“.
Ich sehe, dass Isabelle sich nur langsam entspannt. So ganz scheint sie mir nicht zu trauen.
Wir setzen uns alle und Isabelle sieht Laurent unverwandt an. Er schaut sie auch an und lächelt ihr zu.
Fredéric kommt um die Ecke mit einem großen Tablett. Er stellt das am Grill ab und kommt zum Tisch, um sich vorzustellen. Aber das ist nicht nötig. Sie machen große Augen.
Claude fängt sich als Erster.
„Ich kann das nicht glauben, dass Sie hier leibhaftig vor uns stehen. Ich habe im Mai in Ihrem Restaurant einen Tisch bestellt. Wir können im August bei Ihnen essen. Und jetzt wollen Sie hier grillen? Ich fasse es nicht“.
Fredéric grinst und sieht dabei so jungenhaft aus, wie vor über neun Jahren.
„Das werden wir natürlich ändern. Sagen Sie mir, wann Sie bei uns essen möchten und Sie bekommen Ihren Tisch.“
Isabelle starrt ihn nur an und sagt nichts. Laurent grinst sie an.
„Entspannt euch, ich bin kein Gott, ich bin ein Mensch wie ihr. Es ist alles in Ordnung“.
Mit diesem Worten stiefelt er zum Grill und legt die ersten Sachen auf.
Es ist wirklich fantastisch, was er so zusammen gezaubert hat. Wer hätte das damals gedacht, dass unser „Mädchen für alles“, der sich so rührend um uns und unsere Kinder gekümmert hat, mal so ein berühmter Koch wird. Aber für uns ist er einfach Frederic, ein äußerst liebenswerter Mensch. Und deshalb ist der Abend auch sehr gelungen. Er grillt vier Gänge, die nach Wolfgangs Speisenvorschlägen entstanden sind. Göttlich.
Nach dem Essen können wir uns kaum noch bewegen. Die Jungs gehen ins Wohnzimmer, um ein bisschen am Computer zu spielen.
Jean-Marie, Frederic und ich räumen die Küche auf. Wolfgang bleibt mit Claude, Isabelle, Geraldine und Auguste sitzen.
Drinnen in der Küche fragt mich Frederic:
„Und diese Leute haben ihn adoptiert? Sie scheinen sehr nett zu sein, aber Mutter und Tochter sind
sehr angespannt oder? Sie können sich nicht entspannen. Eigentlich müssten sie doch inzwischen gemerkt haben, wie wunderbar ihr seid. Und Vertrauen können sie doch auch haben. Schließlich habt ihr nicht Maxi ins Auto gepackt und seid nach Mexiko geflüchtet. Soweit ist doch alles in Ordnung. Warum sind die beiden so streng?“
„Ich weiß es nicht“, antworte ich. „Vielleicht trauen sie uns nicht. Wir sind schließlich wildfremd und sitzen hier mit einer Menge Verstärkung, während sie alleine sind. Wie würdet ihr euch da fühlen?“ „Sicher, es ist für alle eine schwierige Situation. Aber ihr verhaltet euch großartig, wie ich finde“.
„Ach Fredéric, du bist wirklich lieb. Kann ich dich behalten? So als allerältesten Sohn und großen vernünftigen Bruder für die drei?“
Jetzt lacht Jean-Marie laut auf.
„Wo du einmal dabei bist, Jungs einzusammeln, kommt es auf ein paar mehr auch nicht an, nicht wahr?“
Lauthals lache ich los.
„Und dich gleich eingeschlossen, mein Herz?“
„Nein, mich an erster Stelle. Und dann erst den Rest.“
Frederic lächelt.
„Da muss euch ja viel verbinden, wenn ihr so miteinander reden könnt. Habt ihr schon herausgefunden, wie das Ganze weiter geht?“
„Nein, haben wir noch nicht, aber wir sind ungefähr zweihundert Prozent weiter als vor neun Jahren“, antwortet Jean-Marie wie aus der Pistole geschossen.
Mir wird das Thema zu heiß und ich marschiere nach draußen. Sollen die beiden Freunde sich mal über ihre gegenseitigen Situationen austauschen, ohne, dass ich dabei bin.
Draußen ist ein Gespräch im Gange. Es ist nicht zu übersehen, worum es dabei geht.
„Wollt ihr mich kurz auf den neuesten Stand bringen?“ frage ich und setze mich.
„Wir haben nur nochmal Claude und seiner Familie erklärt, dass wir nicht hier sind,
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