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Bist du mein Kind? (German Edition)

Bist du mein Kind? (German Edition)

Titel: Bist du mein Kind? (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilda Laske
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Tür.
    Schon steht Jean hinter mir, sodass ich nicht mit ihnen reden muss. Ein kurzer Wortwechsel und sie treten ein. Als Victor und Simon die Beiden sehen, stehen sie auf und gehen Richtung Tür.
    „Bonjour“ höre ich nur und weg sind sie. Auch Madame de la Psychologie erhebt sich. Sie geht ebenfalls. Ich bin heilfroh.
    Die beiden Männer stellen sich nicht mal vor. Sie sind noch immer im Gespräch mit Jean. Ich vermute, dass sie Polizisten sind und die Überwachung der technischen Geräte übernehmen. Anscheinend brauchen wir auch keine Psychologin mehr als Beistand.
    Ich atme auf. Diese Trulla war mir sowieso nicht geheuer.
    Wolfgang kocht neuen Kaffee. Leon spielt auf Timos Decke. Als unser Baby ihn sieht, will er auch runter. Ich setze ihn auf den Boden und er krabbelt zu Leon.
    Ich lass mich auf der Couch nieder. Ich will nur, dass Maxi zurückkommt.
    Wolfgang ist fertig und setzt sich zu mir.
    „Willst du zuerst duschen gehen oder kann ich?“ fragt er leise.
    „Geh‘ du“, antworte ich. „Ich bin fertig“.
    Mühsam steht er auf. ‚Ein gebrochener Mann‘, geht es mir durch den Kopf. Wäre ich dann eine gebrochene Frau? Seltsame Gedanken. Habe ich früher nie gehabt. Aber ich war ja auch noch nie in so einer entsetzlichen Situation.
    Warten. Warten sollen wir. Auf was? Auf wen? Wie lange? Wie lange hält ein Mensch eine solche Anspannung durch? Ich weiß es nicht. Aber ich habe schon wieder das Gefühl, schreien zu müssen. Oder einen Nervenzusammenbruch zu kriegen. Wie geht ein Nervenzusammenbruch? Meine Gedanken sind bei Maxi. Frühere Situationen gehen mir durch den Kopf. Seine Geburt, Geburtstage, Weihnachten, Alltägliches. Ich versuche, den Gedanken an seine jetzige Situation zu verdrängen. Ich will mir nicht vorstellen, was er im Moment erleidet. Oder wie er sich fühlt.

    Plötzlich sitzt Marie neben mir. Ich hatte sie überhaupt nicht mehr zur Kenntnis genommen. Sie nimmt meine Hand. Ich sehe sie an. Sie ist richtig grau im Gesicht. Vor Kummer sind ihre Mundwinkel nach unten gezogen. Die Haare, sonst in einem Knoten nach hinten gebunden, sehen wirr aus. Strähnen fallen ihr ins Gesicht.
    Sie sieht mich an.
    „Ich muss schlafen“, sagt sie. „Ich bin am Ende. Mein ganzes Leben gerät aus den Fugen. Irgendwie gebe ich mir die Schuld, dass das alles passieren konnte. Hätten wir nicht unsere Scheune an euch vermietet, wärt ihr nicht hier.“
    „Marie, wie soll ich dich trösten? Ich bin selber am Ende. Schließlich ist es mein Kind, das weg ist. Ich glaube, ich möchte jetzt einen Nervenzusammenbruch haben. Dann müsst ihr einen Arzt holen, ich kriege eine Beruhigungsspritze und im meinem Kopf ist Nebel. Dann dringt der Kummer nicht mehr durch. Aber geh‘ nur rüber und schlaf. Schließlich bist du auch nicht mehr die Jüngste. Wir haben genug Helfer hier.“
    Sie steht auf, drückt nochmal meine Hand und schlurft zur Tür.
    Jetzt sitzen nur noch die beiden Polizisten mit Jean am Tisch. Ich stehe wieder auf, denn rumsitzen macht es auch nicht besser.
    Aus der Küche hole ich Kaffee und Tassen. Ich gieße den Männern Kaffee ein, fülle mit heißer Milch auf und bringe sie ihnen. Jean nickt, aber die beiden Polizisten würdigen mich keines Blickes.
    Ich zucke die Schultern, gehe in die Küche und fange mit Aufräumen an. Die Kinder beschäftigen sich mit dem Spielzeug und es herrscht, wenn man nicht genau hinsieht, eine fast friedliche Stimmung.
    Nach einer Weile kommt Wolfgang aus dem Schlafzimmer. Geduscht, rasiert und umgezogen. Er sieht besser aus. Immer noch steht ihm die Trauer ins Gesicht geschrieben, aber er sieht nicht mehr so mitgenommen aus.
    „Ich mach hier weiter, dann kannst du duschen gehen. „
    Ich? Warum soll ich duschen gehen und mich schön machen? Wofür? Ist doch egal wie ich aussehe und durch die Gegend laufe. Wen interessiert das? Außerdem scheint er nicht zu registrieren, dass ich bereits im Bad war!
    Zu Wolfgang sage ich: „Lass mal gut sein. So dringend muss ich mich nicht parat machen. Wir haben ja nichts vor.“
    Wolfgang sieht mich erstaunt an.
    „So kenne ich dich ja gar nicht. Zuhause machst du das nie. Du bist immer als Erste auf, bist geduscht und geschminkt, auch wenn keine fremden Leute da sind. Du gehst nie ungeschminkt aus dem Haus und hier lässt du dich so gehen?“
    Sprach der Mann, der es zugelassen hat, dass mein Sohn entführt wird. Ist er wirklich so fertig, dass er mich nicht richtig bemerkt?
    Aber Recht hat er. Wieso lasse ich mich so

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