Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bist du verliebt, Mami?

Bist du verliebt, Mami?

Titel: Bist du verliebt, Mami? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Gewitter brach kurz vor Mitternacht los. Cooper hatte Zoe beim Wort genommen und es sich bequem gemacht. Er lag ausgestreckt auf der Couch, die Füße auf dem Tisch, und döste bei einem alten Kriegsfilm vor sich hin. Nur schade, dass er nicht daran gedacht hatte, ein oder zwei Flaschen Bier mit herunterzubringen.
    Zoes Getränkevorrat beschränkte sich auf Milch, Saft und eine Flasche mit undefinierbarem grünem Inhalt.
    Er hatte ein wenig herumgeschnüffelt – das lag ganz einfach in seiner Natur. Das Durcheinander erstreckte sich übers ganze Haus, doch allmählich erkannte er eine gewisse Methode darin. Zoe war ganz offensichtlich keine Frau, die Wert auf penible Ordnung legte, doch das Haus wirkte trotzdem einladend und behaglich. Cooper war nicht sicher, ob das Ergebnis gewollt oder nur das Ergebnis der Tatsache war, dass sie an zwei Stellen gleichzeitig arbeitete und nebenbei einen kleinen Jungen großzog.
    Nach den Büchern aus der Bibliothek zu schließen, die sich überall stapelten, verbrachte sie ihre Freizeit damit, ihr Wissen über Blumenzucht, Autoreparaturen, Steuergesetzgebung und Zeitmanagement zu erweitern.
    Unwillkürlich musste er daran denken, was für ein Jammer es war, dass das Leben solch einer Frau auf Bücher und Aushilfsjobs beschränkt war, die sie nicht weiterbringen würden. Doch das war nicht sein Problem.
    Das Krachen des Donners draußen klang wie ein Echo des Geschützfeuers aus dem Fernseher. Cooper war gerade zu dem Schluss gekommen, dass Babysitter wirklich ein leichtes Dasein hatten, als er klägliches Weinen hörte.
    Marinesoldaten weinen nicht, dachte er benommen, vor allem nicht, wenn sie gerade den Kampf gegen die bösen Feinde gewinnen. Er streckte sich und bog den Kopf zurück, bis es knackte. Plötzlich entdeckte er Keenan.
    Der Junge stand in einem Batman-Schlafanzug am Fuß der Treppe. Im Arm hielt er einen Plüschhund. Sein Gesicht war tränenüberströmt.
    »Mama!«, jammerte er. »Wo ist meine Mama?«
    »Bei der Arbeit.« Cooper setzte sich gerade hin und betrachtete den Kleinen ratlos. »Stimmt irgendetwas nicht?«
    Ein Blitz tauchte das Zimmer in grelles Licht. Als gleich darauf ein gewaltiger Donnerschlag folgte, schrie Keenan auf und sprang auf Coopers Schoß. »Ich habe Angst. Da draußen sind Ungeheuer, die mich holen wollen.«
    »Heh …« Ungeschickt tätschelte Cooper den blonden Kopf. »Das ist doch nur ein Gewitter.«
    »Ungeheuer«, schluchzte Keenan. »Ich will zu meiner Mama.«
    »Die ist aber …« Cooper verstummte abrupt. Der Junge zitterte wie Espenlaub. Getrieben von einem Instinkt, von dem er bisher nichts geahnt hatte, zog Cooper Keenan an sich. »Du magst keine Gewitter, wie?« Keenan schüttelte wortlos den Kopf und drängte sich enger an ihn. »Die sind eigentlich nur so etwas Ähnliches wie ein Feuerwerk. Du hast doch bestimmt schon einmal eins gesehen, zum Beispiel am vierten Juli oder wenn unser Team die Meisterschaft gewonnen hat. Vermutlich ist oben im Himmel gerade ein wichtiges Spiel zu Ende gegangen, und jetzt wird gefeiert.«
    »Ungeheuer«, beharrte Keenan, aber er hatte sich wieder so weit gefangen, dass er den Kopf hob und Cooper ansah. »Große schwarze Ungeheuer mit scharfen Zähnen.« Als es gleich darauf wieder donnerte, flossen die Tränen von Neuem. »Die wollen mich fressen.«
    »Das dürfte ihnen schwerfallen.« Fachmännisch befühlte er den Bizeps des Kleinen. »Dafür bist du zu stark.«
    »Wirklich?«
    »Und ob. Jedes Ungeheuer, das durchs Fenster hereinschaut und dich sieht, würde sich sehr gut überlegen, ob es einen Angriff wagen soll. Mit uns beiden würde es erst recht keins aufnehmen.«
    Keenan wischte sich die Augen. »Ehrlich nicht?«
    »Ganz ehrlich.« Cooper sah, wie die Unterlippe des Jungen beim nächsten Donnergrollen zitterte. »Jetzt hat die heimische Mannschaft einen Punkt gemacht.«
    Keenan lächelte zaghaft. »Kann ich hier bei dir bleiben?« Solange Gefahr drohte, war die korrekte Anrede von Erwachsenen, die seine Mutter ihm beigebracht hatte, wirklich nebensächlich.
    »Von mir aus. Wenn du willst.«
    Keenan, der in dieser Hinsicht über mehr Erfahrung verfügte als sein neuer Freund, machte es sich auf Coopers Schoß bequem, bettete den Kopf an seine Brust und seufzte zufrieden.
    Zoe schwankte vor Müdigkeit, als sie nach Hause kam. Ihre Uhr zeigte kurz vor drei. Das hieß, sie war jetzt seit zwanzig Stunden praktisch ununterbrochen auf den Füßen. Sie hatte nur einen Wunsch, sich ins Bett fallen

Weitere Kostenlose Bücher