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Bitte sagen Sie jetzt nichts

Bitte sagen Sie jetzt nichts

Titel: Bitte sagen Sie jetzt nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loriot
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Zeitung Magazin Ihr »letztes Interview«. Was haben wir eigentlich gerade gemacht?
    Loriot Ein »Gespräch« geführt, soweit ich das verstanden habe ...
    Der Spiegel ... oder Ihr »vorletztes« Interview.
    Loriot Stimmt. Dann bliebe mir ja noch die milde Aussicht auf »das allerletzte«.

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    Früher war mehr Lametta
    Die Zeit, 23. Oktober 2008
    Mit Hanns-Bruno Kammertöns und Stephan Lebert
    Kammertöns/Lebert Sie pendeln mit Ihrer Frau zwischen dem Starnberger See und Berlin. Wie viel Zeit verbringen Sie in Berlin?
    Loriot Jetzt sind wir einen Monat hier. Neulich, die Nacht vor meinem Flug, wachte ich auf, konnte nicht mehr schlafen, stellte den Fernseher an und wurde durch die haargenaue Beschreibung eines Flugzeugunglücks unterhalten: wie ein Bolzen riss, wie die Maschine zu taumeln begann und irgendwo in einen Wohnblock stürzte. Eine Stunde später flog ich aus dem Bett.
    Kammertöns/Lebert Einer unserer absoluten Favoriten ist Ihr Sketch Fernsehmoderator interviewt amerikanischen Astronauten. Es liegt eine Verwechslung vor, denn der Astronaut ist kein Astronaut, sondern ein deutscher Verwaltungsangestellter. Aber das Interview wird eisern durchgezogen. Erinnern Sie sich an diesen Sketch?
    Loriot Natürlich. Auch schon, weil es mein erster Fernsehsketch war. Ich spielte den Moderator, saß mit angeklebtem Bart in einem Stuttgarter Fernsehstudio und mir gegenüber Heinz Meier in der Maske des vermeintlichen Astronauten. Ich bat ihn, nicht humorig zu antworten, sondern mit trockenem Ja oder Nein. »So ist es komischer.«
    Kammertöns/Lebert Wenn wir jetzt bei Ihrer Biographie nicht irren, dann sind Sie in Brandenburg an der Havel geboren und in Berlin aufgewachsen. Wann fangen Ihre Erinnerungen an diese Stadt an?
    Loriot Nachdem sich meine Eltern getrennt hatten, kam ich im Alter von vier Jahren zusammen mit meinem Bruder nach Berlin zu meiner Großmutter, die da mit ihrer Mutter lebte, also meiner Urgroßmutter. An diese Zeit habe ich sehr gute Erinnerungen. Wir bewohnten die beiden oberen Etagen der Pariser Straße 5 5, Ecke Fasanenstraße. Schräg gegenüber hatten sich Weizsäckers eingemietet. Wir kannten sie damals nicht. Richard war wohl um die zehn Jahre alt und darum noch nicht Bundespräsident.
    Kammertöns/Lebert In Ihrem Film Ödipussi spielt eine sehr dominante Mutter eine zentrale Rolle. Hat sie zufällig eine gewisse Ähnlichkeit mit Ihrer Großmutter?
    Loriot Ja, äußerlich. Später ist mir aufgefallen, dass die Wohnung der Filmmutter sehr an die Wohnungen meiner Groß- und Urgroßmutter erinnerte. Jedenfalls bestimmten die beiden Damen meine Sicht der Welt. Da gab es keine modernen Bücher. Ich wühlte in Werken von Scott und Dickens. Da stand die Bibel von Julius Schnorr von Carolsfeld, die seitdem mein religiöses Bild bestimmt. Ich kann mir den lieben Gott nicht anders vorstellen als von Schnorr gezeichnet.
    Kammertöns/Lebert Irgendwann meldete sich Ihr Vater zurück ...
    Loriot ... ja, aber mein Bruder und ich waren nicht besonders glücklich, als wir aus dem warmen großmütterlichen Nest zu einem Vater ziehen mussten, der inzwischen erneut geheiratet hatte. Erzogen werden von einer Großmutter ist etwas anderes als von einer jungen, tatkräftigen Frau, die weder die Zeit noch das Wissen hat, einem Achtjährigen befriedigende Antworten zu erteilen. Wenn ich dagegen in meinem damaligen Lieblingsbuch, Kürschners Konversationslexikon für gebildete Stände , blätterte, auf irgendjemanden zeigte und meine Großmutter fragte, wer das sei, bekam ich immer eine ausführliche, nachdenkliche Antwort. Neulich fiel mir ein, dass ich gelegentlich einmal mit dem Finger auf Robespierre getippt hatte und meine Großmutter mir die ganze Geschichte der Französischen Revolution auf kindgerechte Weise erzählte. Ich fand das ungeheuer spannend. Leider können das nur Großmütter.
    Kammertöns/Lebert Sie wären lieber bei den alten Damen geblieben?
    Loriot Wir Kinder empfanden die neue Familiengründung als Problem. Mein Vater war natürlich eine spannende Person, weil wir ihn nicht oft gesehen hatten, aber nun trafen wir ihn täglich und waren noch nicht so recht aneinander gewöhnt.
    Kammertöns/Lebert Sie haben einmal geschrieben, die Basis allen Humors sei die Störung der Kommunikation. Hat dieses frühzeitige Erleben unterschiedlichster Familiensituationen möglicherweise zu dieser Erkenntnis beigetragen?
    Loriot Vermutlich. Wissen Sie, mein Vater war ein vielschichtiger Mann. Berufsoffizier,

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